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Black Monday

Black Monday

Titel: Black Monday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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am Wahrheitsgehalt der Meldung.
    Wie ein Tier den nahenden Jahreszeitenwechsel wittert Dubbs die Möglichkeiten, die sich eröffnen, und spürt ein ganz neues Machtgefühl.
    Ich habe Lebensmittel, Medikamente, Alkohol. Ich habe dieses Gebäude in eine Festung verwandelt. Bis auf Heizöl haben wir alles, was wir zum Leben brauchen.
    Gordon Dubbs, aus dem Feuer wiedergeboren. In seinen Träumen sieht sich der ehemalige Cop schon als neuen Warlord des Viertels, sobald der Notstand erst dauerhaft wird. Vor seinem geistigen Auge sieht er die Gebäude ringsum in Flammen stehen. Die Polizei zieht sich in Zone A zurück. Die Oase ein feudales Lehnsgut mit Dubbs als Gebieter, sobald die zivile Ordnung in Washington vom Gesetz des Stärkeren abgelöst wird.
    Jetzt kommt es darauf an, sich jeden Tag genau zu überlegen, wie weit er gehen kann, abzuwarten, bis die Polizeimacht endgültig zusammenbricht, und dann zum großen Schlag auszuholen.
    Er hat schon immer gewusst, dass er etwas ganz Besonderes ist, schon mit fünf, als die Leute ihn wegen seines umwerfenden Lächelns und seines Filmstargesichts anders behandelt hatten. Als der zehnjährige Gordo während einer Klassenarbeit beim Spicken erwischt wurde, wickelte er alle so lange um den Finger, bis man ihm den Stubenarrest erließ. An der Highschool zerstreute der Footballspieler Gordo mit seinem Charme alle Vorwürfe, er und seine Freunde hätten einen Quarterback der Gegenmannschaft am Vorabend eines Spiels mit Schlagringen attackiert. Als Sergeant in der US-Armee hat Gordo unter Eid geschworen, nie eigenhändig Gefangene gefoltert zu haben, und als Polizist hat er lachend Gerüchte abgetan, er würde Kokain aus der Asservatenkammer verkaufen und hätte einen Verdächtigen nach dessen Festnahme erschossen. Mit Schmeicheleien hat er sich in die Ehe gemogelt und später in Dutzende von Affären.
    All das verdankt er seinem umwerfenden Lächeln.
    Dann, im reifen Alter von fünfunddreißig, wurde er mit der schockierenden Erkenntnis konfrontiert, dass man sich aus manchen Situationen mit allem Charme der Welt nicht herausreden kann, vor allem wenn es Videos gibt, die beweisen, dass man lügt.
    »Der Junge hat mich mit einer Pistole bedroht«, hat er der Untersuchungskommission erklärt.
    »Sie haben ihn halb totgeprügelt. Und die .38er haben Sie ihm untergeschoben. Der Junge ist noch nicht mal zu schnell gefahren. Sie sind eine Schande für die Polizei.«
    »Heimlich aufgenommene Videos sind vor Gericht nicht verwertbar.«
    »Ihr Glück, Dubbs. Das Angebot lautet: Sie kündigen, und wir sehen von einer Anzeige ab. Die Familie ist zu einer außergerichtlichen Einigung bereit. Aber Sie werden nie wieder als Polizist arbeiten.«
    Allein bei der Erinnerung daran könnte er alles um sich herum kurz und klein schlagen, besonders wenn er an die Demütigungen denkt, die darauf folgten. Die Scheidung, eingereicht von seiner Frau. Die Klinkenputzerei auf der Suche nach Arbeit. Die Deklassierung, als er den Job des Sicherheitschefs von Three Faiths Charities annehmen muss, einer Organisation, die Hilfsgüter in Katastrophengebiete schickt.
    Gordon erinnert sich an die allnächtlichen Fahrten ins Gewerbegebiet nahe des Baltimore-Washington-Flughafens, an das Klappern seiner Schuhe in den Lagerhallen, wo er mit seiner Taschenlampe Stapel von Dosenfleisch und Gemüsekonserven kontrolliert hat, Kisten voller Vitamingetränke, Fahrräder und Luftpumpen, Antibiotika, reihenweise Landrover, Paletten mit Transistorradios, Propangasflaschen, antibakterieller Seife, Abdeckplanen, Vorschlaghämmern, Levi's-Jeans, Aspirin, Fertigmischungen für Kuchen und Gebäck, Zahnbohrern, Reifen und Millionen von Christusstatuen, alles für Leute, die wahrscheinlich in ihrem ganzen faulen Leben in überbevölkerten Gebieten keinen einzigen Tag gearbeitet hatten.
    Der Job hatte ihn von Anfang an zutiefst angewidert, doch dann war seine Chance gekommen! Irgendwann war ihm klar geworden, dass die Zentrale der Organisation in Minneapolis keinen blassen Schimmer hatte, was mit der ganzen Beute passierte, wenn sie einmal die Lagerhallen verlassen hatte. Diese Gutmenschen aus dem Mittelwesten waren keine Rechengenies. Manifeste wurden von Schwachköpfen unterzeichnet. Der ehrenamtliche »Buchhalter« hatte mehr Interesse daran, sich Prostituierte ins Büro zu holen, die zur Musik von Donnie Osmond ihre Kleider fallen ließen.
    Nach einer Weile wurde es sogar noch besser, und zwar nachdem es Gordon endlich eines

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