Black Monday
befiehlt zweien davon, mit Gerard zu fahren, und den anderen beiden, ihm in einem zweiten Wagen Geleitschutz zu geben. Der Fahrer runzelt die Stirn, als Gerard ihm die Adresse von Cougar außerhalb der Stadt gibt.
»Die I-15 können wir nicht nehmen«, sagt er mit einem Kopfnicken in Richtung des schwarzen Rauchs. »Da wird immer noch geschossen. Aber der Las Vegas Boulevard dürfte einigermaßen sicher sein, wenn wir zügig durchfahren.«
Der Wagen setzt sich fast geräuschlos in Bewegung und gleitet mit dreißig Meilen pro Stunde, der neu festgelegten Höchstgeschwindigkeit, aus dem Flughafen. Der Fahrer erzählt Gerard, dass er Maschinenbau studiert. All die umgebauten Fahrzeuge hätten sich bereits vor dem Ausbruch der Delta-3-Katastrophe am Flughafen versammelt, um an dem jährlich stattfindenden »Benzinsparerrennen« teilzunehmen.
»Ich habe zusätzliche Batterien und ein Stromkabel im Kofferraum, damit kann ich mich an jede Steckdose anschließen. Wenn ich die halbe Zeit auf Strom fahre, brauche ich nur zweieinhalb Liter auf hundert Kilometer.«
Gerard betrachtet die Hotels, an denen sie vorbeifahren, die mit Einschusslöchern übersäten Fassaden, die zerborstenen Fensterscheiben. Auf den Dächern bricht sich die Sonne in Fernrohrlinsen. Scharfschützen, denkt er. Bis auf einige ausgebrannte Autos ist der Boulevard wie leergefegt. Eine Straßensperre aus rauchenden Autoreifen wurde zur Seite geschoben. Einige Soldaten auf Patrouille verschwinden im Tropicana. Die Zäune, die normalerweise dazu dienen, Fußgänger von der Straße zu halten, sind niedergerissen.
Vor dem Aladdin entdeckt Gerard einen umgedrehten Schutzhelm. Im leicht vom Wind aufgewirbelten Sand liegt ein Roulette-Rad ohne Tisch.
Merkwürdig, denkt er. Normalerweise, wenn man durch eine Stadt fährt, hat man selbst nachts das Gefühl, dass die Gebäude bewohnt sind. Vielleicht sagt einem das einfach der Verstand, man weiß, dass die Leute da sind, vielleicht ist es aber auch eine übersinnliche Verbindung mit den anderen Mitgliedern der eigenen Spezies. Diese glitzernden Hotels jedoch wirken so tot wie ein Inkapalast.
Irgendetwas an diesen leeren Hotels … erinnert mich an etwas Nützliches. Aber was?
»Bitte, fahren Sie rechts ran«, sagt er, als sie sich einem liegengebliebenen Bus nähern.
»Man hat uns davor gewarnt, anzuhalten, Sir. Es ist gefährlich.«
»Tun Sie's trotzdem«, sagt Gerard. Der Fahrer hält vor dem Kasino Bally. Gerard erinnert sich an etwas, was sein Mentor Dr. Larch einmal gesagt hat.
»Bei einer Katastrophe hat man manchmal den Drang, etwas zu tun, was man selbst nicht begreift. Es ist das Unterbewusstsein, das Zusammenhänge herstellt. Gute Ermittler gehen von den Fakten aus. Geniale Ermittler verlassen sich zusätzlich auf ihren Instinkt.«
»Sir?«, drängt einer der Soldaten. »Wir sollten weiterfahren.«
Wonach suche ich?
Plötzlich zerbirst die Windschutzscheibe. Gerard spürt etwas Warmes, Nasses im Gesicht.
Die Welt versinkt in Rot, als sein Begleiter ihn packt.
Aus dem liegengebliebenen Bus stürmen Meuterer und feuern aus M-16-Gewehren.
Der zerschossene Kopf des Fahrers ist gegen das Wagenfenster gesunken. Gerard wird von seinen Beschützern auf die Straße gezogen, wo er sich das Blut des Studenten aus den Augen wischt. Er ist unverletzt, aber die beiden Soldaten nehmen ihn zwischen sich und feuern auf jeden Angreifer, der sich zeigt.
»Geben Sie mir eine Waffe«, sagt Gerard.
»Das dürfen wir nicht, Sir.«
Zwei Meuterer schießen von einer Fußgängerüberführung auf sie. Kugeln zischen an ihnen vorbei und durchsieben das Auto. Die fünf, sechs zerlumpten Soldaten, die aus dem Bus gestürmt waren, sind ausgeschwärmt, hinter liegengebliebenen Fahrzeugen in Deckung gegangen und versuchen, hinter Gerard zu gelangen.
Gerard zieht die schwere .45er aus dem Gürtel des Corporals. Von der Fußgängerbrücke ruft eine Stimme über Megafon: »Gebt uns eure Fahrzeuge! Wir werden euch nichts tun! Entfernt euch von den Fahrzeugen!«
»Scheiße! Schießen wir sie über den Haufen!«, sagt einer von Gerards Beschützern.
»Bloß nicht, verdammt«, faucht der Corporal, während er über sein Helmfunkgerät Unterstützung anfordert. Aber auch der Lärm der Schießerei wird Hilfe auf den Plan rufen, weiß Gerard.
In der Ferne sieht er einen Hubschrauber, Rauchwolken, Berge. Etwas näher ragt die glitzernde Kasinopyramide des Luxor auf.
Brrt … Brrt …
Er schießt. Die Männer über ihnen
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