Black Monday
Der Papst hat eine Alchemistensekte – Leute, die versuchen, aus Gold Öl zu machen – als Ketzer bezeichnet.
Dann fällt der Strom aus.
Gerards Handy klingelt im Dunkeln.
Er hofft auf einen Anruf vom Flughafen. Aber es ist Colonel Novaks Sekretärin, die ihm in der Annahme, er wäre zu Hause, mitteilt, dass er am nächsten Tag abgeholt werde, um wieder in Fort Detrick zu arbeiten.
Gerard täuscht einen Hustenanfall vor. »Ich … habe … eine schreckliche Grippe.«
»Halten Sie sich für fünf Uhr bereit, Sir.«
Mist! Wenn ich nicht auftauche, werden sie wissen, dass ich mich unerlaubt entfernt habe. Dabei bin ich noch nicht mal bis Nevada gekommen.
Das Handy klingelt erneut.
Was ist jetzt schon wieder?, denkt er.
»Können Sie sofort zum Flughafen kommen, Sir?«
1. Dezember. 6 Uhr. 34 Tage nach dem Ausbruch.
Die riesige C-130 wird schließlich mit Militäreinheiten beladen, alles knallharte, schwer bewaffnete Burschen, die auf dem Weg nach Las Vegas sind. Im Schneetreiben wirft der Lademeister einen Blick auf Gerards Ausweis, bevor er ihn an Bord winkt.
»Zuerst eine Meuterei«, sagt er, »jetzt eine Seuche, was? An Ihrer Stelle würde ich eine Schusswaffe mitnehmen. Vegas ist immer noch nicht sicher.«
Der Sturm schüttelt und rüttelt das Flugzeug beim Aufstieg ordentlich durch, aber als sie endlich ihre Flughöhe erreichen, kann Gerard über sich die Sterne sehen. Neben ihm sitzt der Truppenkommandeur, ein Generalmajor namens Winston, ein Schwarzer aus South Carolina, um die fünfzig, grauhaarig, mit Brille und traurigen Augen.
»Wer hätte das gedacht«, sagt Gerard. Er weiß, dass man am ehesten Informationen bekommt, wenn man so tut, als wüsste man bereits Bescheid. »Eine Meuterei.«
»Die wollten nur, was ihnen zustand«, sagt Winston.
»Ich weiß.«
»Was ist das für ein Offizier, der die Lebensmittel seiner eigenen Männer verkauft?«
»Einer von der übelsten Sorte«, antwortet Gerard.
»Er schaltet die Klimaanlage auf der Basis ab. Da draußen herrschen fast vierzig Grad. Er verkauft den Sprit, der für die Generatoren gebraucht wird, und schießt auf seine eigenen Soldaten, als sie protestieren.«
»Und Sie mussten den Aufstand niederschlagen«, sagt Gerard mitfühlend.
»Die wollten ein Flugzeug kapern, um aus dem Land zu gelangen. Wir haben sie vom Flughafen vertrieben und sie anschließend in Las Vegas von Zimmer zu Zimmer gejagt. Zweihundertfünfzig Amerikaner«, seufzt der General. »Verhaftet. Erschossen. Die Geier fressen unsere eigenen Leute. Kriegsrecht, Commander. Die Plünderer werden verurteilt und erschossen. Keine schlechte Bilanz für einen Tag in Amerikas Urlaubs- und Spaßparadies, was?«
Schwarzer Rauch ist über der Stadt zu sehen, als die Maschine auf der Landebahn aufsetzt. Sobald die Ladeklappe heruntergefahren wird, riecht Gerard den Gestank von brennenden Chemikalien über der für die Jahreszeit ungewöhnlich heißen Wüste. Er war schon einmal in Las Vegas, auf einem Kongress von Tuberkulose-Experten. Marisa und er haben im Luxor Blackjack gespielt und sich im Mirage eine Vorstellung des Cirque du Soleil angesehen. Jetzt registriert er mit Entsetzen die Einschusslöcher in den Wänden, den Reklametafeln und den Restaurants am Flughafen. Die Hälfte der Spielautomaten sind demoliert. An Wänden und Fußböden klebt getrocknetes Blut.
»Auf dem Militärstützpunkt haben die Meuterer Fahrzeuge gestohlen und sind damit zum Flughafen gefahren«, erklärt der Captain, den Generalmajor Winston beauftragt hat, Gerard zu unterstützen.
»Wo wollten sie denn hin?«
»Irgendwohin, wo sie in Sicherheit sind. Aber so einen Ort gibt es nicht.«
Sie gehen an einer großen Gruppe Soldaten vorbei, die auf ihren Flug warten: düster dreinblickende Männer und Frauen, einige mit frischen Verbänden. Dann fällt Gerard auf, dass diese Soldaten nicht bewaffnet sind. Er sieht die Handschellen, die Fußfesseln und die Wachen.
»Keine Sorge, Commander, wir sorgen dafür, dass Sie heil zu Cougar kommen.«
Jeder ist bereit, die Gesundheitsbehörde zu unterstützen.
Draußen am Taxistand stehen seltsame Fahrzeuge in der grellen Sonne. Gerard entdeckt einen alten blauen Fairlane, dessen mit Batterien vollgestopfter Kofferraum die Haube fehlt, und einen Dodge mit der Aufschrift »Biodiesel«. Dahinter steht ein Prius mit dem Aufkleber: BEFREIT AMERIKA. HYBRIDFAHRZEUG.
Am Steuer von Gerards Wagen sitzt ein Zivilist. Der Captain winkt vier Soldaten herbei und
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