Black Monday
an. Die Gebäude sehen vollkommen unterschiedlich aus …
Mist!
Dr. Varunisakera fragt: »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
»Sie sind beide leer«, sagt Gerard laut.
»Wie bitte?«
»Sie wurden evakuiert.«
»Wovon reden Sie?«, fragt Dr. Varunisakera.
»Evakuierte Hotels und Mikroben«, sagt Gerard. Endlich ist der Groschen gefallen. Voller Eifer beginnt er, nach etwas Ausschau zu halten, wonach er bisher gar nicht gesucht hat.
»Was für eine Klimaanlage befindet sich in diesem Gebäude?«, fragt er.
»Ist Ihnen zu warm? Ich kann die Temperatur runterschalten.«
»Welche Art von System verwenden Sie? Ein zentrales? Oder Einzelgeräte?«
Gerard entdeckt Lüftungsschächte am anderen Ende der Halle, ziemlich weit entfernt von den verschlossenen Kesseln. Sie sind in der Decke angebracht, vergittert und klein. Die Fabrik ist mit einer zentralen Klimaanlage ausgestattet, genau wie das evakuierte Hotel, das ich während einer Epidemie untersucht habe.
Es war ein Hotel in Seattle. In dem Hotel waren sechs Menschen an der Legionärskrankheit gestorben.
Die Erreger der Legionärskrankheit bilden keine Sporen, aber sie sind durch Luft und somit auch per Klimaanlage übertragbar. Verdammt! Kurz bevor die Delta-3-Epidemie ausgebrochen ist, war ich in Washington mit genau diesem Thema beschäftigt. Seminare darüber, wie man sich bei Sporenkontamination über Lüftungssysteme verhält.
»Ich brauche eine Leiter. Schnell.«
Sie finden eine Leiter in der Hausmeisterkammer. Gerard klettert bis auf die oberste Sprosse, schraubt das Gitter des Luftschachts ab und späht hinein. Der Schacht wirkt sauber, aber für alle Fälle nimmt er eine Probe.
»Jetzt die Abfüllanlage«, sagt er.
Die Anlage befindet sich im Gebäude nebenan. In der Halle stehen reihenweise Plastiknaschen auf abgeschalteten Fließbändern. Dr. Varunisakera erklärt, dass die Flaschen normalerweise unter Düsen entlangfahren, die sie mit Bakteriziden, Bohrchemikalien oder anderen Flüssigkeiten füllen.
Das bedeutet, dass die Flaschen offen sind, solange sie auf dem Fließband stehen.
Gerard entdeckt einen Lüftungsschacht direkt über der Abfüllanlage. Als er das Gitter abschraubt und den Schacht mit der Taschenlampe ausleuchtet, zeigt sich ein grünlicher Film im Lichtkegel.
Ist das möglich?
Aufgeregt entnimmt er Proben und klettert von der Leiter. Im selben Augenblick öffnet sich die Tür zur Halle, und drei Gestalten sind im Gegenlicht zu erkennen. Der Größe nach zu urteilen, handelt es sich um Männer. Fremde, denkt er, als sie aus dem grellen Sonnenlicht treten, und, wie ihm mit Schrecken klar wird, verdammt grimmig dreinblickende Soldaten.
»Dr. Gerard?«, fragt der Offizier, während er eine .45er aus dem Halfter zieht.
»Ja?«
»Sie sind verhaftet. Geben Sie mir bitte diese Fläschchen. Und dann legen Sie bitte die Hände auf den Rücken, Sir.«
16. KAPITEL
2. Dezember. 35 Tage nach dem Ausbruch.
Auf dem Heimweg von der Marion Street, wo er hingeradelt ist, um die Schutzmaßnahmen auszukundschaften, hält Clayton Cox in der Reno Road kurz an, um einem halbverhungerten Bettlerjungen ein Päckchen Tütensuppen zu schenken. Der zerlumpte Junge schnappt sich das Päckchen und verdrückt sich, ohne noch einmal zurückzublicken. Die Jungs, denen Clayton hilft, sind immer etwa zwölf Jahre alt. Als er weiterradelt, ist er in Hochstimmung.
Er sieht sich selbst in dem Alter, wie er dem Mann, der später sein Mentor werden würde, durch die gewundenen Gassen der Altstadt von Amman folgt. Der Fremde, der hier und da an Verkaufsständen stehen bleibt, ist im Begriff, von anderen Jungen ausgeraubt zu werden.
Er sieht aus wie ich, denkt der junge Clayton fasziniert.
Der Mann ist etwa Ende zwanzig, schlank, blond, braungebrannt. Er zieht den Kopf ein und betritt das Geschäft von Abu, der gestohlene Antiquitäten verkauft. Der Bazar von Amman ist ein Labyrinth aus tausend Jahre alten schmalen Gassen. Abu, oder »Onkel Camel«, wie er für die Touristen heißt, verbeugt sich, strahlt den Fremden an, bedeutet ihm, in einem Sessel Platz zu nehmen, und gießt heißen, süßen Tee in eine gesprungene Porzellantasse.
Dann kramt er in den Kisten mit Ringen von irakischen Flüchtlingen, Halsketten von Beduinen sowie Anhängern und silbernen Armbändern, die die Handgelenke von Generationen von Frauen geziert haben, ehe sie in seinem Laden gelandet sind.
»Ich mache Ihnen einen guten Preis«, sagt er.
Der Bettlerjunge weiß, dass er sich
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