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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Zwickmühle. Und nach dem zufriedenen Blick in Campbells Gesicht zu urteilen und so, wie er mir das Messer ins Gesicht drückte, war mir klar, er wusste es.
    »Geh da rüber«, sagte er und nickte in Richtung Bett.
    »Warum?«
    »Tu’s einfach.«
    Ich rührte mich nicht. Ich konnte mich nicht rühren. Campbells Gesicht war jetzt nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich roch seinen Atem, den bitteren Atem aus seiner Lunge. Ich spürte, wie er die Messerklinge mit dem Daumen in meine Haut drückte...
    »Du hättest mir zuhören sollen, als du die Chance hattest«, |333| flüsterte er.
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor ich einen Laut von mir geben konnte, hatte er mir schon seinen Finger auf die Lippen gedrückt und drängte mich rückwärts gegen den Frisiertisch.
    »Nee, nee«, sagte er grinsend und schüttelte den Kopf. »Mit Reden sind wir jetzt durch. Das einzige Geräusch, das ich von dir hören will, ist –«
    Plötzlich unterbrach er sich und erstarrte, als er hörte, wie unten die Haustür aufging. Obwohl das Blut in meinem Kopf pochte, hörte ich das leise Gemurmel von Stimmen, vertrauten Stimmen... und dann schlug die Tür zu und ich hörte, wie irgendwelche Schlüssel auf den Tisch geworfen wurden, und als die Stimmen deutlicher wurden und ich wahrnahm, wie sie durch den Flur zur Küche wanderten, stieß ich einen Seufzer der Erleichterung aus.
    Eric und Nic waren zurück.

    Ich will nicht behaupten, dass Campbell panisch wurde, aber für einen kurzen Moment sah ich in seinen Augen eine Unentschlossenheit zucken, während er überlegte, was er tun sollte. Er hielt mir noch immer sein Messer ans Gesicht, doch anstatt mir einen Finger auf die Lippen zu legen, presste er mir jetzt die ganze Hand auf den Mund. Ich fragte mich kurz, ob er erwog, sich bloß ruhig zu verhalten – still zu sein, hier oben zu bleiben, zu hoffen, dass Eric und Nic wieder gingen, und dann weiterzumachen mit dem, was er sich für mich ausgedacht hatte. Aber gerade als ich das überlegte, fixierte er seinen Blick hastig wieder auf meine Augen und flüsterte mir Anweisungen zu.
    »Du sagst ihnen das, was du mir gesagt hast, okay? Die |334| ganze Scheiße, dass du das Feuer gerochen hast und pissen musstest, genau das erzählst du. Kapiert?«
    Ich nickte.
    Er beugte sich näher zu mir heran. »Du warst nicht hier drin. Ich war nicht hier drin. Ich hab dich auf dem Flur vor dem Badezimmer erwischt. Und ich hab dich nicht angefasst.«
    Ich nickte wieder.
    Er schob seine Messerklinge an meinen Mund. »Wenn du irgendwas anderes sagst, schneid ich dir deine scheiß Zunge raus. Alles klar?«
    Als er mich anstarrte und auf eine Antwort wartete, wusste ich nicht, ob ich den Kopf schütteln –
nein, ich werde nichts anderes sagen
– oder nicken sollte –
ja, okay, ich sag nichts anderes.
Also tat ich gar nichts. Ich sah ihn nur an und hoffte, er ging davon aus, dass ich nicht riskieren würde, womöglich meine Zunge zu verlieren.
    Und tatsächlich löste er nach ein paar Sekunden seine Hand von meinem Mund und trat zurück. Einen Moment lang starrte er mich an – den Kopf zur Seite geneigt, die Lippen zusammengepresst und mit bohrendem Blick –, dann zog er die Klinge des Messers wieder ein, steckte es in die Tasche und ging hinüber zur Tür. Er horchte ein paar Sekunden, dann winkte er mit der Hand und bedeutete mir herüberzukommen. Als ich ihn erreichte, griff er nach meiner Kehle und packte mich.
    »Alles ist gut«, zischte er mir zu. »Okay?«
    »Ja«, krächzte ich.
    »Keine Probleme.«
    »Nein.«
    »Du sagst ihnen, dass du nicht lange bleiben kannst, weil |335| du nach Hause musst. Klar?«
    »Klar.«
    Er ließ meinen Hals los, starrte mich ein letztes Mal an, dann trat er auf den Flur hinaus und rief lässig nach unten: »Hey, Eric? Bist du das?«

    Es war nicht überraschend, dass Eric und Nic überrascht waren, uns zu sehen, was mich allerdings doch überraschte, war, dass sie über meine Gegenwart überraschter zu sein schienen als über Campbells. Ich konnte mich natürlich irren. Ich meine, ich war geistig in diesem Moment nicht gerade auf der Höhe, und als wir hinunter zu Eric und Nic kamen und Campbell anfing zu erklären, was wir hier machten, war ich in Gedanken ganz woanders. Ich konzentrierte mich darauf, möglichst normal zu wirken und alles zu tun, damit keiner mir die Zunge abschnitt, außerdem versuchte ich herauszufinden, was hier verdammt noch mal lief. Vielleicht war ich deshalb ein

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