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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Ich erinnere mich, wie ich auf die Kirmes kam und ein paar Mädchen aus der Schule getroffen hab. Die haben auch getrunken und was geraucht und anscheinend hab ich mich ihnen angeschlossen und war am Ende noch mehr durch den Wind, denn danach... keine Ahnung. Ich kann mich an fast gar nichts erinnern, was Luke betrifft. Ich weiß nicht, wie ich ihn getroffen hab, ich weiß nicht, was wir gemacht haben oder wie wir zu seinem Wohnwagen gekommen sind...« Sie schwieg einen Moment und stierte zu Boden. »Aber ich glaub, an etwas erinnere ich mich doch«, murmelte sie in Gedanken. »Irgendwas über... ich weiß nicht. Anscheinend haben wir uns gestritten... oder ich hab ihn angeschrien oder so was.« Sie rieb sich jetzt den nackten Arm – rieb an ihm auf und ab, als wäre ihr schrecklich |342| kalt.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich.
    Sie sagte nichts, sondern rieb sich nur weiter den Arm und starrte ins Leere.
    »Hat er dir wehgetan?«, sagte ich leise.
    »Was?«
    »Dieser Luke... hat er, du weißt schon... hat er dir wehgetan oder so?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein... nein, ich glaub nicht. Ich glaube, wir waren einfach... wir waren beide echt neben der Spur, verstehst du? Ich weiß nicht mal, ob wir irgendwas gemacht haben oder nicht.« Sie seufzte schwer und sah zu mir hoch. »Ich erinnere mich bloß, dass ich in seinem Bett lag, diesem ekelhaft schmutzigen Bett... und ich wusste nicht recht, was los war oder wo ich war, und in meinem Kopf pochte es höllisch... und dann ist Luke plötzlich aus dem Bett gesprungen, zum Fenster gerannt und hat wie ein Irrer gebrüllt ...« Nic sah mich an. »Das war der Moment, als ich Raymond sah.«
    »Wo?«
    »Er war am Fenster. Deshalb ist Luke so ausgerastet. Er hatte gesehen, wie Raymond uns durch das Fenster beobachtete.«
    »Er hat euch
beobachtet

    »Ja...«
    »Bist du sicher, dass es Raymond war?«
    Sie nickte. »Ich hab ihn gesehen, Pete. Er hat mich angestarrt ... ich hab zurückgeschaut. Wir haben uns beide direkt angesehen. Es war eindeutig Raymond.«
    »Scheiße«, flüsterte ich.
    »Ich glaub nicht, dass er irgendwas
gemacht
hat.«
    |343| »Wie meinst du das?«
    »Na ja, ich bin mir nicht sicher, aber ich hatte irgendwie das Gefühl... er war nicht
pervers
oder so. Ich meine, er hat uns nicht auf eine unheimliche Weise beobachtet. Er hat uns nur einfach angeschaut.
Mich
angeschaut, um ehrlich zu sein.«
    Ich sah sie an und hörte wieder die Worte der Wahrsagerin:
Du machst dir Gedanken um andere, ohne an dich zu denken.
    »Er hat auf dich aufgepasst«, murmelte ich vor mich hin. »Er hat auf dich aufgepasst...«
    »Was?«, fragte Nic.
    »Wie spät war es da?«, fragte ich sie.
    »Weiß der Himmel – ein Uhr, zwei Uhr... vielleicht auch noch später.«
    »Was hat Raymond gemacht, als dieser Luke angefangen hat loszuschreien?«
    »Zuerst gar nichts. Er ist geblieben, wo er war. Dann ist Luke zum Fenster gelaufen und hat mit der Handfläche gegen die Scheibe geschlagen... und Raymond ist irgendwie einfach verschwunden. Ich glaub nicht, dass er wirklich weggelaufen ist, denn Luke hat ihn weiter durch die Scheibe angebrüllt. Weiß der Himmel, was Raymond gemacht hat...«
    »Wahrscheinlich hat er nur dagestanden und ihn angesehen«, sagte ich.
    Nic lächelte. »Ja, wahrscheinlich... aber dann hat sich Luke plötzlich vom Fenster abgewandt und ist zur Tür gelaufen.« Ihr Lächeln verschwand. »Ich hab ihn angeschrien und ihn dazu zu bringen versucht, dass er sich wieder beruhigt, aber ich glaube, er hat mich gar nicht gehört. Er hat nur die Tür aufgerissen und ist rausgestürmt.«
    |344| »Was ist dann passiert?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab nur gehört, wie er rumgelaufen ist und wie blöde geflucht hat... und dann, nach einer Weile, verlor sich der Lärm in der Ferne. Aber ich glaub nicht, dass er Raymond erwischt hat.«
    »Wieso nicht?«
    »Als Luke zurückkam – ungefähr zehn Minuten spä-ter –, schimpfte und fluchte er immer noch... und sagte so was wie:
Ich bring diesen kleinen Bastard um, wenn ich ihn erwische, dieses elende kleine Arschloch, ich schneid ihm seine verfickte Kehle durch
...«
    »Nett.«
    Nic zuckte die Schultern. »Ja, also... ich dachte einfach, du würdest es wissen wollen, das ist alles. Tut mir leid, dass ich mich bis vorhin nicht dran erinnert hab. Aber ich war wie gesagt ein bisschen durch den Wind, verstehst du...«
    »Ja. Gut, trotzdem danke.« Ich sah sie an. »Was hat die Polizei gesagt, als du ihnen davon

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