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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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bisschen überfordert und deutete Erics und Nics Reaktion völlig falsch...
    Aber das glaube ich nicht.
    Campbell schien hier fast wie zu Hause zu sein. Gelassen, ungezwungen, entspannt. Was an sich schon merkwürdig genug gewesen wäre, doch was es noch merkwürdiger machte, war, dass die Atmosphäre insgesamt alles andere als entspannt wirkte. Als wir zusammen am Küchentisch saßen, spürte ich jede Menge Spannungen zwischen Eric, Nic und Campbell. Es waren keine Spannungen, die jeder greifen konnte – mehr solche, die unter der Oberfläche brodeln –, aber ich wusste, dass sie da waren. Ich konnte sie sehen, spüren, hören. Das Einzige, was ich nicht konnte, war: sie verstehen.
    |336| Ich verstand überhaupt nichts.
    Als Campbell zum Beispiel Eric und Nic erzählte, dass er ins Haus gekommen sei, oben Geräusche gehört habe, hochgegangen sei und mich aus dem Badezimmer habe kommen sehen... wieso fragten sie ihn da nicht als Erstes, was
er
hier zu suchen gehabt hatte? Und als Campbell meine Geschichte widergab, wie ich angeblich das Feuer gerochen, die Hintertür offen stehen gesehen hatte und nach oben gegangen war, um auf die Toilette zu gehen... wieso sah Eric da plötzlich Campbell mit solch einem unterwürfigen Blick an? Und wieso ignorierte ihn Campbell? Und wieso starrte mich Nic die ganze Zeit über an, als ob sie mitten in einem Geheimnis steckte, einem Geheimnis, an das sie nicht glaubte? Und wieso...?
    »Wieso bist du überhaupt hier vorbeigekommen?«, fragte mich Eric.
    »Wie bitte?«
    »Wieso wolltest du uns sehen?«
    »Bloß so.« Ich zuckte die Schultern. »Ich hab mir gedacht, ich geh mal bei euch vorbei, verstehst du... ich wollte euch einfach besuchen...«
    Eric runzelte die Stirn. »Aber du hattest uns doch gerade erst auf dem Polizeirevier gesehen. Du musst doch gewusst haben, dass wir nicht zu Hause sind.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin ja nicht gleich hergekommen, nachdem ich euch gesehen hatte. Das war ungefähr eine Stunde später, vielleicht auch eineinhalb. Ich bin zufällig hier vorbeigekommen und dachte, vielleicht wärt ihr ja inzwischen zurück. Also wollte ich mal bei euch reinschauen, weißt du... und dann hab ich plötzlich das Feuer gerochen.«
    »Klar«, sagte Eric.
    |337| »Und dann merkte ich, dass die Hintertür offen stand...«
    »Und du aufs Klo musstest.«
    »Ja... ich dachte, ihr habt bestimmt nichts dagegen.« Ich sah ihn an. »Ich wollte gerade wieder gehen, als plötzlich Wes aufgetaucht ist.«
    Eric schaute weg.
    Ich warf einen Blick auf Nic.
    »Wes war hier, als wir gegangen sind«, erklärte sie mir. »Deshalb haben wir die Hintertür nicht abgeschlossen.«
    Ich wartete darauf, dass sie weitersprach, wartete, dass sie mir erklärte, wieso Campbell hier gewesen war, als sie gingen, doch stattdessen hob sie ein wenig das Kinn und starrte hinüber zu Campbell, als wollte sie sagen:
Wieso erklärst
du
’s ihm nicht, Wes?
Sie starrten sich eine Weile schweigend an und ich spürte, dass irgendetwas zwischen ihnen lief, aber ich wusste nicht, was.
    Schließlich zuckte Campbell bloß die Schultern und sagte: »Ich bin raus, Zigaretten holen. Da hab ich vergessen, die Hintertür abzuschließen.«
    Ich sah, wie Nic den Blick auf ihn richtete und leicht den Kopf schüttelte, doch Campbell schaute sie schon nicht mehr an, sondern lenkte seine Aufmerksamkeit auf Eric.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er ihn und seine Stimme klang unerwartet einfühlsam.
    Nach einem kurzen Zögern warf Eric ihm einen verächtlichen Blick zu und sagte: »Ja, was soll denn
nicht
in Ordnung sein?«
    Campbell blinzelte. »Hab nur gefragt...«
    Eric starrte ihn an.
    Ich verstand immer noch nichts. Ich sah Nic an.
    Sie zuckte die Schultern.
    |338| Eric zündete sich eine Zigarette an und schaute zu mir. »Hat dich die Polizei wegen Raymond befragt?«
    »Ja.«
    Er nickte. »Ich glaube, sie gehen davon aus, dass er es getan hat.«
    »Dass er was getan hat?«
    »Stella getötet.«
    Ich sah ihn an. »Wie kommst du darauf, dass sie tot ist?«
    Er schwieg einen Moment und nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. »Na ja«, antwortete er und blies eine lange Rauchfahne aus, »immerhin haben sie ihre Sachen gefunden, nicht wahr? Und sie haben festgestellt, dass ihr Blut dran ist...«
    »Das bedeutet noch nicht, dass sie tot ist.«
    Da lachte Campbell mit einem kurzen höhnischen Prusten.
    Ich sah ihn an.
    »Was?«, fragte er und starrte zurück.
    Ich schüttelte den Kopf und sagte nichts.
    Er

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