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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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nicht ganz so durcheinander. Diesmal konnte ich mit den meisten Sachen auf dem Tisch etwas anfangen – Kämme und Bürsten, Tuben mit Gel, Feuchtigkeitscreme, Pickelsalbe, ein Handy – und diesmal musste ich auch nicht lange davorstehen, alles ansehen und darauf warten zu finden, was immer ich hoffte zu finden. Ich ging einfach an den Tisch und nahm das Handy. Es war ein hochklassiges Teil – elegant und schlank, in Silber und Schwarz –, und als ich es aufklappte und anschaltete, konnte ich mir die Verbindungen schon ausmalen, die sich hier ergeben |329| würden.
    Nummern und Namen.
    Eric und Pauly.
    Eric und Campbell.
    Eric und Stella und...
    »Was treibst du da?«
    Die Stimme kam von hinten und schlug mir in den Schädel wie ein plötzlicher Gewitterknall, und als ich herumwirbelte und mir dabei Erics Handy schnell in die Tasche schob, sah ich Wes Campbells bedrohliche Gestalt in der Tür stehen. Er starrte mich eisig an, mit ruhigen, dunklen Augen, und hielt ein matt silbriges Teppichmesser in der Hand.
    »Du hörst nicht zu, was?«, sagte er leise, trat ins Zimmer und schloss die Tür. »Du hörst ganz einfach nicht zu.«

|330| Einundzwanzig
    T ja«, sagte Campbell und schlug lässig mit dem Messer gegen sein Bein, »das verstehst du also unter Nase raushalten?«
    »Ich kann das erklären –«
    »Ja? Wie kommst du darauf, dass du’s mir erklären
sollst
?« Er lächelte mich an. »Ich bin nur ein aufmerksamer Spaziergänger, der zufällig etwas von einem Einbruch mitgekriegt hat... ich werd wohl kaum hier rumstehen und drauf warten, dass du mir was erklärst, oder? Wer weiß, du könntest schließlich ein bewaffneter Irrer sein oder so.« Er hielt sein Messer hoch. »Niemand kann es mir vorwerfen, wenn ich mich verteidige, oder?«
    »Ich bin nicht eingebrochen. Die Hintertür stand offen.«
    »Richtig«, sagte er und grinste. »Und wenn jemand die Hintertür offen lässt, dann ist es okay, den Leuten alles zu stehlen, ja? Dann darf man einfach reingehen und tun, wozu man Lust hat?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich
stehle
nichts –«
    »Nein?«
    »Hör zu«, sagte ich, »ich bin hergekommen, um Eric und Nic zu treffen, das ist alles. Ich hab geklingelt, aber niemand hat aufgemacht. Dann bin ich ums Haus gegangen, weil es so |331| roch, als ob irgendwas brennt. Da dachte ich, ich schau besser nach.«
    »Es hat gerochen, als ob was brennt?«
    »Na ja... hat sich zwar herausgestellt, dass es bloß ein Gartenfeuer war, aber –«
    »Hast du dir das Gartenfeuer näher angeguckt?«
    »Nein...«
    »Wieso bist du ins Haus gegangen?«
    »Die Hintertür war offen.«
    »Woher wusstest du, dass sie offen war?«
    »Sie stand weit offen.«
    »Nein, stand sie nicht.«
    »Woher weißt
du
das denn?«
    Plötzlich zogen sich seine Augen zusammen, er trat auf mich zu und fuchtelte mit seinem Messer an meinem Hals rum. »Hat dir schon mal jemand ’ne Klinge verpasst?«, zischte er. »Willst du wissen, wie sich das anfühlt?«
    »Es ist die Wahrheit«, sagte ich und zwang mich, mich nicht zu rühren. »Die Hintertür stand offen, also dachte ich, jemand wär da... verstehst du... ich hab gedacht, sie hätten bloß die Klingel nicht gehört oder so.«
    Campbell berührte mein Gesicht mit der Messerklinge. »Ich glaub, du willst mich verarschen, Boland.«
    »Echt nicht«, sagte ich leise und versuchte ruhig zu klingen. »Ehrlich... die Tür war offen, ich bin in die Küche und hab ein paarmal gerufen, aber es hat niemand geantwortet.«
    »Warum bist du dann raufgegangen? Und wieso bist du hier rein?«
    »Ich musste aufs Klo.«
    Er grinste wieder. »Und du hast dir gedacht, das hier ist das Badezimmer, ja?«
    |332| »Nein... ich war gerade im Bad, als ich hier im Zimmer ein Telefon klingeln hörte. Ich dachte, vielleicht ist es Eric.«
    »Der sein eigenes Handy anruft.«
    Ich zuckte die Schultern. »Hab’s eben gedacht.«
    »Wer war dran?«
    »Was?«
    »Am Apparat? Wer war dran?«
    »Keine Ahnung. Das Klingeln hat aufgehört, als ich das Handy gerade hochnehmen wollte.«
    »Wo ist es?«
    »Wo ist was?«
    »Das Handy.«
    Bis dahin dachte ich, ich hätte mich ziemlich tapfer geschlagen. Ich war mir sicher, Campbell wusste, dass ich log, aber zumindest waren meine Lügen glaubhaft genug gewesen, um ihm ein bisschen was zum Nachdenken zu geben. Aber jetzt... tja, was sollte ich sagen? Ich konnte ihm doch nicht erzählen, wo das Handy war, oder? Aber ich konnte ihm auch nicht sagen, ich wüsste nicht, wo es war. Ich saß in der

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