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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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erzählt hast?«
    »Nicht viel... ich denke, sie werden bei Luke nachhaken, wenn sie ihn finden.«
    »Er gehört doch zur Kirmes, oder?«
    »Ja, aber die meisten sind inzwischen schon weg. Und ich weiß nicht, ob Luke mit ihnen weiterziehen wollte oder nicht. Er arbeitet nur einen Teil des Jahres auf der Kirmes.« Sie sah mich an. »Hör zu, Pete, ich wollte nicht –«
    »Haben sie dir das Video gezeigt?«
    »Was?«
    »Als du auf dem Polizeirevier warst – haben sie dir da den Film von Stella auf der Kirmes gezeigt?«
    »Ja, ein bisschen was. Sie wollten wissen –«
    »Nic!«
    |345| Als sie Erics Stimme hörte, verstummte sie und wir schauten beide auf und sahen, wie er von einem der oberen Fenster auf uns herunterblickte.
    »Jetzt mach schon, Nic«, rief er ihr zu. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    »Ja, okay«, rief sie zurück. »Ich komme.« Sie drehte sich wieder zu mir um. »Tut mir leid, Pete, ich geh dann mal besser.« Danach lächelte sie mich an, mit so einem leicht traurig wirkenden Lächeln, streckte die Hand aus und berührte mich leicht an der Wange. »Du blutest«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Nur ein bisschen.« Sie zeigte mir den Blutfleck auf ihrer Fingerspitze.
    »Muss mich wohl beim Rasieren geschnitten haben«, murmelte ich und rieb an der wehen Stelle am Kinn, wo mich Campbells Messer erwischt haben musste.
    Nic grinste. »Beim Rasieren?«
    »Ja...«
    »Du
rasierst
dich?«
    »Ich bin nicht mehr dreizehn.«
    »Nein«, seufzte sie und schaute mir in die Augen. »Ich glaub, wir sind alle nicht mehr dreizehn.«

|346| Zweiundzwanzig
    A ls ich die Recreation Road entlang nach Hause ging, konnte ich nicht aufhören, an das Handy in meiner Tasche zu denken. Erics Handy. Ich spürte, wie es beim Gehen gegen mein Bein schlug, fast so, als ob es mir zuriefe:
Ich bin hier, ich bin hier, ich bin hier in deiner Tasche.
Aber das musste mir niemand sagen. Ich wusste ja, dass es da war. Ich wusste auch, dass es mir
nichts
zurief, denn im Unterschied zu anderen Gelegenheiten wusste ich in diesem Fall ganz genau, dass es real war. Das Handy war da. In meiner Tasche. Es war ganz schlicht, handfest, nicht zu leugnen. Es würde mich nicht anlügen. Es würde mich nicht verwirren. Es würde mich nicht bedrohen, mich nicht berauscht machen und mir auch keine Fliegen in den Kopf setzen.
    Es war einfach ein Handy.
    Und vielleicht barg es ja ein paar Antworten.
    Deshalb war ich so versessen darauf, es mir endlich genauer anzuschauen, und ich spürte, wie mir beim Gehen die Finger kribbelten und wie es mich drängte, auf das eingebildete Rufen des Handys einzugehen, aber ich wusste, es war besser zu warten. Ich brauchte Zeit, um mich zu konzentrieren. Vor allem wartete Mum jetzt bestimmt schon auf mich. Und sie würde mich fragen, wo ich gewesen war, was ich gemacht |347| hatte und wie ich mich fühlte...
    Also ließ ich das Handy in der Tasche und sah zu, dass ich schnell nach Hause kam.

    Mum war überraschend ruhig. Sie fragte mich tatsächlich, wo ich gewesen war, was ich gemacht hatte und wie ich mich fühlte, aber nachdem ich ihr erklärt hatte, dass ich nirgendwo Bestimmtes gewesen sei, sondern bloß einfach herumgelaufen sei und mich schon viel besser fühle, ließ sie es dabei bewenden.
    Wir aßen zusammen in der Küche.
    Ich guckte die Nachrichten.
    Sie fragte mich nach der kleinen Wunde im Gesicht. Und ich erklärte ihr, dass ich mich wohl an irgendetwas gekratzt haben müsse, als ich mich unten am Ende der Straße unter dem Absperrband weggeduckt hatte.
    Ich fragte sie, wo Dad war, und sie sagte, er sei zur Arbeit gegangen.
    »Kommt er heute Abend nach Hause?«
    »Ich glaub schon. Sie haben ihn dazu abgestellt, all das Zeug durchzugehen, für das sonst niemand Zeit hat, aber so viel kann er allein auch nicht schaffen. Er tut eher so als ob.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an.
    Ich warf ihr einen strengen Blick zu.
    Sie zuckte die Schultern und schaute aus dem Fenster. »Hattest du Probleme, da draußen an den ganzen Reportern vorbeizukommen?«
    »Nicht wirklich. Ein paar haben nach mir gerufen, als ich unter dem Absperrband durch bin, aber die Polizei hält sie ordentlich in Schach, deshalb konnte ich nicht mal richtig hören, was sie riefen. Ich hab allerdings das Gefühl, einer |348| wusste sogar, wie ich heiße.«
    »Du meinst, sie haben dich erkannt?«
    »Ich glaub schon.«
    Mum schüttelte den Kopf. »Das wird ja immer absurder.«

    Als ich nach dem Essen hinauf in mein Zimmer ging, rief das

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