Black Rabbit Summer
nicht zugelassen.«
»Stimmt«, sagte er und nickte nachdenklich. »Aber vielleicht hätte ich sie überlisten können.«
»Glaubst du?«
Er lächelte mich an, was mir ein ziemlich gutes Gefühl gab, und ich merkte plötzlich, dass unsere letzten kleinen Gespräche etwas hatten, was mir langsam Spaß machte. Also, ich will damit nicht sagen, dass wir vorher nie so miteinander geredet hatten, natürlich hatten wir das, aber Dad war meistens derart beschäftigt und müde, dass er nicht so viel Zeit mit mir verbrachte, wie er gern wollte. Jetzt aber... tja, jetzt war das anders. Jetzt hatten wir Zeit. Und es war irgendwie nett, wie wir so in meinem Zimmer saßen, nur ich und Dad, und uns im schwindenden Licht der Abendsonne leise unterhielten...
Es war richtig gut.
So wie es sein sollte.
Übel war nur, dass erst etwas Schlimmes hatte passieren müssen, um uns zusammenzubringen.
»Sie haben heute eine ganze Reihe von Leuten zur Befragung aufs Revier gebracht«, erzählte mir Dad. »Ein paar von Stellas Freunden, ihre Bodyguards, die Typen, die den Film gedreht haben...« Er sah mich an. »Hast du übrigens eine Ahnung, wo Paul Gilpin steckt?«
»Wieso?«
»Er war nicht zu Hause, als wir kamen, um ihn aufs Revier zu bringen. Anscheinend war den ganzen Tag keiner da und |352| niemand weiß, wo Paul steckt. Hast du eine Idee?«
Ich schüttelte den Kopf. »Er kann überall sein... ich meine, du weißt ja, wie Pauly ist – der ist doch immer irgendwo unterwegs...«
Dad nickte. »Nun ja, ich bin sicher, es hat nichts zu bedeuten. Aber wenn er nicht bald auftaucht, macht das für ihn alles nur schlimmer. Also, wenn du was hörst...«
»So gut kenn ich ihn eigentlich nicht mehr, Dad. Ich meine, wir hängen nicht mehr zusammen rum, so wie früher.«
»Was ist mit Eric und Nicole? Sind die noch mit ihm befreundet?«
»Nicht wirklich.«
Dad nickte wieder. »Sie wurden heute befragt – Eric und Nicole.«
»Ja, ich weiß. Wir haben sie gesehen, als wir aus dem Polizeigebäude raus sind. Hatten sie irgendwas Interessantes zu erzählen?«
»Bei Eric weiß ich es nicht so genau... John Kesey war bei der Befragung nicht dabei und er hat auch die Bandaufnahme noch nicht gehört, aber bei Nicole saß er mit drin.« Dad sah mich an. »John hatte noch keine Zeit, mir alles zu erzählen, und es scheint, als ob Nicole in vielen Dingen ziemlich vage geblieben ist. Aber sie erinnert sich, mit dir in der Hütte gewesen zu sein.«
»Ja«, murmelte ich leicht verlegen. »Ich glaub, sie hatte schon ein paar gekippt, bevor ich ankam... ich meine, zu der Zeit schien sie noch okay, aber sie war ganz schön...«
»Benebelt?«
»Ja«, antwortete ich grinsend.
»Und du?«, fragte er. »Wie ›benebelt‹ warst du?«
|353| Ich seufzte. »Ach komm, Dad... das hab ich doch schon alles mit Mum durchgekaut.«
»Ich weiß.« Er warf mir einen strengen Blick zu, weshalb ich davon ausging, dass Mum ihm von dem Marihuana und allem erzählt hatte, und so, wie er guckte, fürchtete ich schon, dass er mir gleich einen Vortrag halten würde. Doch überraschenderweise tat er es nicht.
»Hast du was von dem Tequila getrunken?«, fragte er mich stattdessen.
Ich sah ihn an. »Woher weißt du –«
»Eure Hütte ist gestern durchsucht worden«, erklärte er mir. »Die Spurensicherung hat das ganze Zeug untersucht, das ihr dagelassen habt.«
»Was für Zeug?«
»Flaschen, Zigarettenkippen, Joints, Kondome...« Dad sah mich kopfschüttelnd an. »Mein Gott, Pete, was ist da verdammt noch mal gelaufen?«
»Es war nicht so schlimm, wie es aussieht, Dad. Das war alles bloß...«
»Bloß was?«
»Was weiß ich...
Zeug
eben, verstehst du?«
Er starrte mich an. »Was ist mit dem Tequila? Hast du von dem was getrunken?«
»Wieso?«
»Beantworte einfach meine Frage, Pete.«
»Ja, ein bisschen.«
»Wem gehörte er?«
»Ist das so wichtig?«
»Ja, es ist wichtig.«
»Wieso?«
Er beugte sich vor und sah mir in die Augen. »Die Spurensicherung |354| hat Reste einer Droge in dem Tequila gefunden, die TCI heißt. Weißt du, was das ist?«
»Nein«, antwortete ich leise.
»Das ist ein synthetisches Halluzinogen, ein Phenetylamin, gehört zur gleichen Gruppe von Drogen wie Ecstasy. Es ist noch nicht ganz so verbreitet, fängt aber gerade an, auf Raverpartys und in Discos populär zu werden. Wird manchmal auch als ›Glitter‹ oder ›Ice‹ bezeichnet. Andere Leute nennen es ›Juice‹.«
»Juice?«, fragte ich.
Als Dad nickte, blitzte auf
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