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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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vorderen Tasche von Stellas Jeansshorts gefunden.
Eine Reihe von Goldkettchen, die an einem Haken über Nicoles Frisiertisch hingen. Kettenglieder, Verbindungen...
    Stella, Nicole.
    Nicole, Eric.
    Sie teilen immer alles.
    Die Bilder sprangen mir durch den Kopf wie gewichtslose Kiesel, die über einen verschmutzten schwarzen Teich hüpfen. Die Verbindungen tickten auf –
tick tick tick
–, fast ohne die Oberfläche zu berühren, wie Sommervögel, die im Flug trinken. Ich sah Pfeile, Sterne, Haken, flache schwarze |400| Steine, die zu schnell waren, um sie anzuschauen. Ich sah die gewellte Linie der Bewegung in den stillen schwarzen Gewässern der Nacht. Kreise, Spuren, Muster... zusammenkommen, auseinanderdriften.
    Ich wusste, das alles bedeutete etwas, doch ich wusste nicht, was. Ich presste die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Ich stand am Tor zur alten Fabrik auf der Recreation Road. Ich sah in der Ferne die Lichter der Stadt. Ich konnte das Eisen und den Staub der Fabrik riechen. Eisen und Staub, Beton und Fleisch. Ich konnte es riechen...
    Dunkelheit.
    Und Hitze.
    Ich spürte, dass dort etwas war.
    Dann hörte ich ein Klicken, ein sehr schwaches Klicken von der anderen Straßenseite. Ich drehte mich nach dem Geräusch um, starrte in die Dunkelheit und auf einmal gingen zwei Scheinwerfer an und blendeten mich mit ihrem grellen Licht. Als ich meine Augen mit den Händen vor dem Gleißen schützte, hörte ich, wie ein Motor ansprang. Der Wagen heulte ein paar Mal auf, Reifen quietschten, und ehe ich wusste, was geschah, raste er in einem Schwall blendenden Lichts direkt auf mich zu.
    Mein Körper erstarrte.
    Mein Kopf wurde leer.
    Ich stand nur da wie an den Boden gekettet, sah sprachlos zu, wie der Wagen in albtraumhafter Zeitlupe auf mich zuschoss, und einen Moment lang überlegte ich lächerlicherweise, wieso ich nichts fühlte, wieso ich nichts tat, wieso ich nicht versuchte zur Seite zu springen, wieso mein Leben nicht noch einmal vor meinen Augen aufblitzte...
    Im letzten Moment, kurz bevor mich der Wagen berührte, |401| schwang er nach links, verpasste mich um Millimeter und blieb schlitternd und kreischend stehen. Und im selben Moment wurde der Rest der Welt wieder lebendig. Ich konnte mein Herz schlagen hören. Ich konnte das qualmende Gummi der Reifen riechen, ich konnte spüren, wie ich zitterte. Und ich sah Wes Campbell durch die offene Scheibe eines schwarzen Kleinwagens mit Schrägheck starren.
    »Steig ein«, sagte er.
    Ich sah ihn bloß an.
    Er beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete die Tür. »Steig ein.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er lächelte mich an. »Ich will nur mit dir reden, sonst nichts.«
    »Worüber?«
    »Steig ein«, sagte er. »Dann sag ich’s dir.«
    »Glaub ich nicht.«
    Ich trat von der Scheibe weg und versuchte, um das Heck des Wagens herumzukommen. Doch ich war noch nicht weit, als Campbell den Rückwärtsgang reinrammte und nach hinten über den Bordstein schlingerte, um mir den Weg zu versperren. Einen Moment lang starrte ich ihn an, dann versuchte ich mich in die andere Richtung zu bewegen, um das Vorderteil des Wagens herum. Campbell knallte den Vorwärtsgang rein und fuhr mit kreischenden Rädern an. Diesmal schleuderte er direkt auf mich zu und ich konnte nur blitzschnell zurückspringen, um nicht angefahren zu werden.
    »Du gehst
nirgendwohin
«, rief er aus dem Fenster. »Also kannst du genauso gut einsteigen.«
    »Was willst du?«, fragte ich schwer keuchend.
    |402| »Fuck, ich will, dass du in dieses gottverdammte Auto einsteigst.«
    Ich trat noch ein bisschen weiter zurück und schaute über die Schulter. Die Straße war so leer wie zuvor. Weit und breit war niemand zu sehen, niemand, den ich hätte um Hilfe rufen können. Die Welt schlief. Die Häuser, die geparkten Autos, die Mauern, die Tore, die Hecken, die Bordsteine, die Luft...
    »Also gut«, sagte Campbell ruhig. »Pass auf, gib mir einfach das Handy, okay? Gib mir das Handy und ich lass dich nach Hause gehen.«
    Ich drehte mich wieder zu ihm um. »Welches Handy?«
    »Verarsch mich nicht, Boland. Ich geb dir eine Chance. Wirf das Handy einfach durchs Fenster –«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    Er starrte mich kalt an. »Was meinst du, was gleich passieren wird?«
    »Was ist?«
    »Wenn du mich zwingst auszusteigen... was meinst du, was dann passiert?«
    Ich schwieg.
    Er grinste mich an. »Dann rennst du weg,
das
wird passieren. Du rennst, ich komm hinter dir her und ich werd dich

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