Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
Campbell nicht schwul sein
können
, aber... also, es ist einfach ein ziemlicher Schock, das ist alles.«
    Lottie zündete sich eine Zigarette an. »Es schien für mich deutlich, dass beide sehr darauf achteten, ihre Liebe zu verbergen, aber ich glaube, dem Bruder war es noch wichtiger.« Sie drehte eine Karte um: die Kreuz-Sieben. »Schuld«, sagte sie. »Verlegenheit. Scham. Die Ängste des Bruders vor der Entdeckung beruhen auf Oberflächlichkeit, aber ich glaube, er fürchtet die Konsequenzen viel mehr als sein Freund.«
    Einen Moment lang dachte ich darüber nach und fragte mich, wieso Eric mehr Angst vor einer Entdeckung haben sollte als Campbell. Ich meine, soweit ich wusste, hatte niemand eine Ahnung, dass Campbell schwul war – wahrscheinlich sollte es auch niemand wissen –, darum konnte ich verstehen, wieso
er
die Sache geheim halten wollte. Aber Eric war seit einer Ewigkeit ganz offen schwul und ich hatte immer den Eindruck gehabt, dass es ihm grundsätzlich egal war, was andere Leute von ihm hielten...
    Doch vielleicht lag ich ja falsch.
    |393| Vielleicht hatte ich immer falschgelegen.
    Ich sah Lottie an. »Haben Sie das gemeint, als Sie sagten, es ginge bei dem Ganzen um Liebe?«
    »Zum Teil...« Sie drehte zwei weitere Karten um: die Herz-Zwei und die Herz-Drei. »Die Schwester«, sagte sie und schaute mich an. »Die, die dich beobachtet hat...«
    »Nicole«, sagte ich.
    Lottie starrte auf die beiden Karten. »Die letzte Liebe ist immer die beste...« Sie blickte mir in die Augen. »Sie liebt dich schon lange.«
    »Wer?«
    »Nicole.«
    »Sie
liebt
mich?«
    »Schon lange.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein...«
    »Doch.«
    »Nein«, sagte ich fest. »Sie hat mich früher mal gemocht ... und vielleicht mag sie mich noch immer ein bisschen. Aber sie
liebt
mich nicht. Absolut nicht.«
    Lottie zuckte lächelnd die Schultern. »Vielleicht hab ich mich ja getäuscht.«
    »Ja.«
    »Ich dachte nur, so wie sie dich beobachtet hat –«
    »Sie haben sich getäuscht.«
    Lottie nickte. »Wenn du es sagst.«
    »Das tu ich.«
    Lottie schnippte Asche in den Aschenbecher. »Sie ähnelt ihrem Bruder sehr, stimmt’s?«
    »Sie sind Zwillinge.«
    »Dann sind sie sich sehr nahe.«
    »Ja, ich glaub schon. Ich meine, sie haben immer viel Zeit |394| miteinander verbracht, wissen Sie – hingen zusammen rum, haben Sachen zusammen unternommen, alles miteinander geteilt... Klamotten, Make-up, manchmal sogar Jungs...« Ich schwieg einen Moment lang und schaute nach unten auf die Tischplatte, erschrocken über den plötzlichen Gedanken.
    »Was ist?«, fragte mich Lottie.
    Teilen
, dachte ich.
Sie teilen immer alles
...
    »Peter?«
    Ich schaute wieder zu Lottie hoch. »Haben Sie Nicole später in der Nacht noch mal gesehen?«
    »Sie war mit Luke Kemp zusammen«, sagte sie ernst. »Luke hat an der Krake gearbeitet.«
    »Ich weiß.«
    »Er hat sie mit in seinen Wohnwagen genommen.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Sie wollte nicht mit ihm zusammen sein. Sie war... nun ja, ich denke, zuerst hat sie es getan, um dich zu ärgern, und ich glaube nicht, dass sie es so weit treiben wollte... aber Luke treibt es immer zu weit.«
    »Was soll das heißen?«
    Lottie schüttelte den Kopf. »Er sieht zu, dass er immer bekommt, was er will, egal wie.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es gibt keine Beweise... nur Gerüchte. Aber es heißt, einige der Mädchen, die er mit in den Wohnwagen nimmt, haben keine Ahnung, was sie tun.«
    »Sie meinen, er gibt ihnen Drogen?«
    »Ja, kann sein.«
    »Scheiße.«
    »Manchmal sind sie natürlich auch einfach nur sehr betrunken ...«
    |395| »Nicole
war
ziemlich neben der Spur.«
    »Ja...« Lottie drückte die Zigarette aus. »Ich denke, das ist der Grund, weshalb dein Freund Raymond ihr zu dem Wohnwagen gefolgt ist. Ich glaube, er hat sich Sorgen um sie gemacht. Er hat auf sie aufgepasst.«
    »Ohne an sich zu denken.«
    »Ja, in ihm war eine große Freundlichkeit.«
    Ich sah sie an und fragte mich, ob sie sich erinnerte, das Gleiche schon einmal über Raymond gesagt zu haben... und an der Art, wie sie bewusst meinen Blick mied, merkte ich, dass es so war. »Haben Sie gesehen, wie Kemp ihn vom Wohnwagen fortgejagt hat?«, fragte ich sie.
    »Ja.«
    »Hat er ihn erwischt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Raymond war zu schnell. Luke ist ihm noch nicht mal nahe gekommen.«
    »Wohin ist Raymond gelaufen?«
    »Die Kirmes hatte inzwischen geschlossen. Die Lichter waren aus. Ich hab Raymond über den Platz laufen

Weitere Kostenlose Bücher