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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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kriegen. Ich werd echt angepisst sein, weil du mich gezwungen hast, auszusteigen und dich durch diese beschissenen kleinen Straßen zu scheuchen, und ich bin sowieso schon ziemlich angepisst von dir, das heißt, wenn ich dich erwischt hab, ist das
Mindeste
, was du erleben wirst, dass ich dir die Scheiße aus dem Leib prügle, und danach krieg ich Erics Handy so oder so.« Er lächelte mich an. »Also können wir uns beide eine Menge Ärger sparen, wenn du mir jetzt sofort |403| das Handy gibst.«
    »Du bist
AMO
, stimmt’s?«, sagte ich zu ihm.
    »Was?«
    »
AMO
...
amour
. Das französische Wort für Liebe.«
    »Scheiße, Mann, was redest du da?«
    »Erics Mutter ist Französin.« Ich starrte Campbell an. »Du bist Erics Lover. Du bist
AMO

    Plötzlich wich alle Farbe aus Campbells Gesicht und für einen kurzen Moment schien er eine andere Person zu sein – zerbrechlich, menschlich, fast bemitleidenswert –, doch dann, fast noch im selben Moment, setzte seine Wut ein, eine kalte, erbitterte körperliche Wut, und auf einmal war er alles andere als menschlich. Er war ein eiskalter Killer, der ruhig das Handschuhfach öffnete und sein Messer herausnahm. Er öffnete die Wagentür, stieg aus und bewegte sich gemessenen Schrittes auf mich zu wie jemand, der genau weiß, was er tut, und sich nicht um die Folgen schert...
    Und ich trat schon zurück, fing an, mich umzudrehen, war bereit wegzulaufen...
    ... als mich jemand von hinten packte.

    Anfangs konnte ich nicht sehen, wer es war, das Einzige, was ich spürte, waren zwei kräftige Hände auf meinen Schultern, die mich festhielten, und die stattliche Gegenwart von jemandem in meinem Rücken. Ich krümmte und wand mich, versuchte mich zu befreien und zu sehen, wer das hinter mir war, und dann hörte ich die dunkle Stimme von Tom Noyce.
    »Alles okay«, sagte er ruhig. »Bleib, wo du bist.«
    Ich drehte den Kopf und starrte zu ihm hoch.
    »Hast du gehört?«, fragte er mich.
    |404| »Ja...«
    Er nahm die Hände von meinen Schultern und schaute bedächtig zu Campbell hinüber. Auch ich sah zu Campbell. Er war stehen geblieben, etwa drei Meter von uns entfernt, und starrte über meine Schulter hinweg auf Tom.
    »Fuck, wer bist du denn?«, sagte er.
    »Tom Noyce.«
    »So? Also hör zu, Tom, du Arschloch –«
    »Steig wieder in den Wagen«, sagte Tom ruhig.
    »Was?«
    »Steig in den Wagen und fahr nach Hause.«
    Campbell starrte ihn an. »Und was willst du machen, wenn ich’s nicht tu?«
    Tom sagte nichts, sondern seufzte nur leise und bewegte sich langsam auf Campbell zu. Campbell zögerte einen Moment und blinzelte nervös, dann hielt er sein Messer hoch und schwenkte es Tom entgegen.
    »Ich stech zu«, warnte er ihn zurückweichend. »Fuck, wenn du näher kommst, stech ich zu, verdammt noch mal... und denk ja nicht, ich...«
    Tom ging wortlos weiter, den Blick auf Campbell fixiert, und ich sah, wie Campbell allmählich begriff, dass Tom nicht einfach nur groß war – viel zu groß für das plötzlich sehr kleine Messer in Campbells Hand –, sondern auch furchtlos. Tom Noyce war egal, was ihm geschah. Darauf war Campbell nicht gefasst.
    »Ja, okay«, sagte er zu Tom und wich zu dem Wagen zurück. »Hör zu, ich geh ja, verdammt... okay? Ich geh.«
    Tom blieb stehen und sah zu, wie er die Wagentür öffnete.
    Campbell sah mich an. »
Dich
schnapp ich mir später, Boland.« Er warf einen Blick auf Tom, dann wandte er sich wieder |405| mir zu und grinste. »Und dann hast du nicht deinen kleinen Yeti dabei, der auf dich aufpasst. Dafür werd ich sorgen.«
    Als Tom einen weiteren Schritt nach vorn machte, lachte Campbell und stieg eilig in den Wagen. Der Motor lief noch, die Auspuffgase hingen wie Nebel in der stillen Nachtluft, und noch bevor die Fahrertür zuschlug, hatte Campbell bereits den Gang drin und trat das Gaspedal durch. Für einen Moment drehten die Reifen kreischend durch, dann jagte der Wagen aufheulend vom Bordstein, schleuderte herum und raste nach rechts die Recreation Road runter.
    Ich sah ihm nach, bis er außer Sicht war, dann drehte ich mich zu Tom Noyce um. Er stand immer noch da und starrte die Straße entlang.
    »Danke«, sagte ich.
    Er sah mich an und sagte: »Kein Problem.«
    »Das war Wes Campbell«, erklärte ich. »Einer der Jungs, von denen mir deine Mutter erzählt hat.«
    »Ich weiß – hab ihn vorhin im Park gesehen. Er ist dir gefolgt.«
    »Gefolgt?«
    Tom nickte. »Er hat auf der andern Seite der Straße geparkt, als du im

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