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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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keine Sorgen machen.
    »Was hast du hier drinnen getan?«
    Nichts.
    »Hast du nachgedacht?«
    Nein.
    »Du musst doch über irgendwas nachgedacht haben?«
    Warum?
    »Weil...«
    Weil was?
    »Keine Ahnung... ist eben so.«
    Du bist durcheinander, Pete. Du fängst an zu denken, du wärst ich.
    »Ich weiß«, antwortete ich grinsend.
    Zumindest bildest du dir ein, dass du das denkst. Aber du weißt schon, woran du
wirklich
denkst, oder?
    »Was?«
    Du denkst an Pauly.
    »Tu ich das?«
    Ja, du erinnerst dich an die Male, die du ihn allein gesehen hast, die Male, bei denen du ihn dafür gehasst hast, dass er dich an mich erinnerte. Und jetzt merkst du auf einmal, dass das der Grund war, warum er mich gehasst hat, denn ich hab ihn an sich selbst erinnert. Er konnte sich in mir wiedererkennen. Und das hat ihn zu Tode erschreckt.
    »Das versteh ich nicht...«
    |426|
Doch, das tust du. Du willst es nur nicht zugeben.
    »Was zugeben?«
    Wie eng alles beieinanderliegt. Ich und du, ich und Nicole, Campbell und Eric, Pauly und ich... wir könnten jeder der andere gewesen sein. Ich meine, wenn alles nur ein bisschen anders gewesen wäre, dann hättest du ich sein können, ich hätte Nic sein können, Campbell hätte Eric sein können, Pauly hätte ich sein können...
    »Nein.«
    Es ist sinnlos, mit dir selber zu streiten.
    »Ich streite ja gar nicht, ich sage bloß –«
    Er kommt.
    »Was?«
    Hör doch...
    Jetzt konnte ich es hören, das Geräusch, mit dem Pauly die Böschung hochkam – sich durch das Unterholz kämpfte, ausrutschte, stolperte, leise fluchte.
    »Glaubst du, es klappt?«, flüsterte ich Raymond zu.
    Er antwortete nicht.
    »Raymond?«, sagte ich.
    Aber ich wusste, dass er schon weg war. Jetzt öffnete sich die Tür der Hütte und Pauly trat ein... und für einen kurzen Moment
war
er Raymond – das schockierte Gesicht, die verwirrten Augen, der Blick, in dem plötzlich Angst und Bestürzung lagen.
    »Hallo, Pauly«, sagte ich.
    »Pete?«, murmelte er und sah sich schnell um. »Wo ist Eric?«
    »Eric ist nicht hier.«
    Plötzlich starrte er mich an und merkte, dass er offenbar hereingelegt worden war. Und als sich seine Augen vor Wut |427| zusammenzogen, war seine Ähnlichkeit mit Raymond auf einen Schlag weg. »Was soll das?«, fragte er. »Ich hab eine SMS gekriegt –«
    »Das war ich.«
    »Was?«
    Ich zog Erics Handy aus der Tasche und hielt es ihm entgegen. »
Ich
hab dir die SMS geschickt.«
    Er starrte das Handy an und blinzelte langsam. »Wo hast du das –«
    »Setz dich hin, Pauly«, unterbrach ich ihn.
    »Wo ist Eric?«
    »Setz dich.«
    Pauly schüttelte den Kopf und versuchte sich durch die Tür nach draußen zu schieben. »Nein, garantiert nicht. Ich geh Wes holen.«
    »Ich weiß, was mit Stella passiert ist.«
    Pauly erstarrte. »Was?«
    »Eric hat mir alles erzählt.«
    »Nein... nein, das würde er nie tun.«
    »Woher soll ich es sonst wissen?«
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Du lügst. Du weißt gar nichts.«
    »Ich weiß von dem Auto«, erklärte ich ihm. »Ich weiß, dass ihr runter zum Fluss gefahren seid und Stellas Leiche versenkt habt. Ich weiß, dass ihr Blut an den Wohnwagen von Tom Noyce geschmiert habt. Ich weiß über Eric und Wes Bescheid.« Ich sah ihn an. »Soll ich weitermachen?«
    Er sagte nichts, sondern stand nur da, starrte mich hoffnungslos an und für einen kurzen Moment konnte ich bloß zurückstarren. Ich war ein gewaltiges Risiko eingegangen, als ich behauptete, ich wüsste über das Auto, den Fluss und alles |428| andere Bescheid, und wenn ich irgendwas Falsches erzählt hätte... tja, dann wäre es das wohl gewesen. Aber Paulys Reaktion machte mir klar, dass ich nichts Falsches erzählt hatte, und das war eine große Erleichterung. Weshalb ich mich ziemlich gut fühlte... für ungefähr eine Millionstelsekunde. Doch dann traf mich die Wahrheit und ich merkte, dass ich nicht mehr spekulierte, sondern der Realität ins Auge blickte. Und davon wurde mir schlecht. Pauly Gilpin, der Junge, der jetzt vor mir stand, der Junge, den ich lange Jahre gekannt hatte... Pauly war dort gewesen. Als Stella gestorben war... Pauly war
dabei
gewesen.
    »Setz dich«, forderte ich ihn auf.
    Er sah mich an. »Was hast du vor?«
    »Ich will nur mit dir reden, das ist alles.«
    »Hast du irgendwem davon erzählt?«
    »Setz dich
hin
, verdammt noch mal.«
    Er wirkte wacklig, als er sich von der Tür löste und sich in der Mitte der Hütte niederließ. Und als er schließlich saß

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