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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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waren, glaube ich, beide ein bisschen betrunken und auch benebelt vom Dope. Nic trank weiter kleine Schlucke aus der Tequila-Flasche, die Pauly dagelassen hatte, deshalb weiß ich nicht recht, ob wir wirklich wussten, worüber wir sprachen. Aber irgendwie schien das egal. So wie Nic plapperte – sie spuckte die Wörter aus wie ein Maschinengewehr –, brauchte ich eigentlich gar nichts zu sagen. Also sagte ich auch nichts. Ich saß nur da und sah ihr beim Reden zu – starrte auf ihren Mund, auf die Bewegung der Lippen... die von der Kerze erzeugten Farben schimmerten auf ihrer Haut. Je länger ich hinsah, desto lebendiger wurden die Farben, und während sie immer intensiver zu leuchten begannen, schien sich die Dunkelheit der Hütte immer enger um uns zu schließen. Es war ein angenehmes Gefühl, als ob wir in einer Lichtblase säßen, und irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich mich in etwas Lebendigem befand. Es war, als ob die Hütte eine Art primitives Bewusstsein besäße – und jetzt, da die andern alle gegangen waren, passte sie ihre Größe so an, dass wir uns heimeliger fühlten.
    |83| »Alles in Ordnung?«, fragte Nicole plötzlich.
    Ich blinzelte. »Was ist?«
    »Deine Augen... sie wirken echt spacig.«
    »Spacig?«
    »Ja«, sagte sie lächelnd. »Wie riesige schwarze Untertassen.«
    »Muss wohl am Alkohol liegen«, antwortete ich.
    Nic lachte. »Du hast das noch nie richtig im Griff gehabt, stimmt’s?«
    »Was meinst du?«
    Sie lächelte. »So hast du auf unseren Hüttenfeten immer geguckt.«
    »Wie denn?«
    »Total verträumt und dumm... so als ob du in einer ganz anderen Welt leben würdest.«
    »Verträumt und dumm?«
    Sie lachte wieder. »Dumm in einem liebenswerten Sinn.«
    »Du willst also sagen, ich bin auf eine dümmliche Weise liebenswert, meinst du das?«
    »Ja«, sagte sie und schaute mir in die Augen, »aber meistens bloß liebenswert.«
    Dann schien sich auf einmal alles zu ändern. Die Atmosphäre, die Hitze, die Stille... plötzlich war alles anders. Schwerer, stiller, intensiver. Ich konnte die geheimnisvolle, dunkle Süße von Nics Parfüm in der Luft schmecken. Ich spürte, wie mir der Schweiß aus den Poren drang.
    »Was ist mit uns passiert, Pete?«, sagte Nicole leise. »Wie meinst du das?«
    »Du weißt schon... du und ich, alles, was wir getan haben, alles, was wir hatten... ich meine, was ist passiert, dass wir uns so weit voneinander entfernt haben?«
    |84| »Keine Ahnung«, sagte ich schulterzuckend. »Manches verändert sich einfach, nehme ich an...«
    »Für mich hat sich nie was verändert.«
    Sie beugte sich jetzt dicht zu mir rüber und starrte so fest in meine Augen, dass ich einen Moment weggucken musste. Ich glaubte nicht recht, was sie gesagt hatte, und ich wusste, auch sie glaubte es nicht – sie wusste genauso wie ich, dass wir uns durchaus
beide
verändert hatten –, doch als sie ein Stück näher rückte und ich ihre Hand auf meinem Schenkel spürte... also, da interessierte mich kein bisschen mehr, ob es stimmte oder nicht.
    »Erinnerst du dich an das eine Mal im Badezimmer?«, fragte sie sanft.
    Ich schaute zu ihr auf. »Auf der Fete bei deiner Cousine zu Hause?«
    »Genau.« Sie lächelte. »Damals sind wir uns ganz schön nah gekommen, nicht?«
    Ich nickte und mein Mund wurde trocken.
    Sie sagte: »Glaubst du, wir hätten es getan, wenn ihre Eltern nicht zurückgekommen wären?«
    »Vielleicht...«
    Sie bewegte ihre Hand auf meinem Schenkel. »Irgendwie ist das unfair...«
    »Was?«
    »Dass wir es nie getan haben.«
    Ich fühlte mich auf einmal unglaublich seltsam – mein Herz wummerte, die Haut kribbelte überall, mein ganzer Körper summte vor warmer, flüssiger Energie.
    Nic sagte: »Und jetzt sehen wir uns vielleicht nie wieder.«
    Wir sahen uns an und wussten Bescheid.
    Es waren keine Worte nötig.
    |85| Nics Augen ließen meine nicht los, als sie sich zurückbeugte und anfing, ihr Top auszuziehen. Gebannt schaute ich zu, wie sie die Arme kreuzte, langsam das Top über den Kopf zog und auf den Boden fallen ließ. Ich versuchte ruhig zu bleiben, zwang mich dazu, mich auf ihre Augen zu konzentrieren ... aber es war nicht leicht. Ihr Blick sengte sich jetzt in mich ein, sie beobachtete meine Reaktion, während sie die Arme hob und sich mit den Fingern durchs Haar fuhr, dabei fast unmerklich ihren Körper windend.
    »Du kannst ruhig gucken, wenn du willst«, sagte sie.
    Ich guckte.
    Sie fuhr sich mit ihren Händen langsam den Bauch hinab, verharrte

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