Black Rabbit Summer
einen Moment am Bund ihrer Jeans, dann begann sie, die Knöpfe zu öffnen. Ich konnte nicht atmen. Ich konnte gar nichts. Das Einzige, was ich konnte, war dasitzen und zuschauen, total verträumt und dumm, während sie sich leicht zurücklehnte und aus der Jeans glitt. Dann ging sie auf alle viere und kroch auf mich zu. Sie wirkte wie eine Art Zaubertier – ihr nacktes Fleisch im Kerzenlicht, ihre dunklen, brennenden Augen – und für einen Moment spürte ich eine merkwürdige Angst. Doch die Angst war nichts im Vergleich zu all dem andern, was ich empfand. Ich litt körperlich. In meinem Innern schmerzte alles. Mein Herz pumpte so wild, dass ich dachte, es würde gleich durch die Haut platzen.
Als Nic herankroch, bewegte ich meine Beine, um ihr ein wenig Platz zu machen.
»Geht schon«, sagte sie. »Bleib einfach da.«
Sie erhob sich auf die Knie, setzte sich rittlings auf meinen Bauch, beugte sich zu mir und legte die Hände auf meine Schultern.
|86| »Tu ich dir auch nicht weh?«, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
»Gut.« Sie lächelte. »Ich will dir nämlich nicht wehtun.«
»Nein...«, murmelte ich.
Sie starrte mir einen Moment in die Augen, legte den Kopf leicht schräg, dann fuhr sie mir mit ihren Fingern zärtlich übers Gesicht.
»Woran denkst du?«, fragte sie.
Ich wollte sagen: Was glaubst
du
denn, woran ich denke? Doch ich sagte es nicht. Ich sah sie nur an.
Sie lächelte wieder. »Weißt du noch, was du vorhin über Stella gesagt hast?«
»Über Stella...?«
»Ja, du weißt schon... als du Pauly erklärt hast, du hättest die Fotos von ihr im Internet nicht gesehen.« Nic hob die Augenbrauen. »Stimmt das? Du hast sie dir wirklich nicht angeguckt?«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wollte nicht an Stella denken... ich wollte an
gar
nichts denken. Ich legte meine Hand auf Nics Hüften.
»Stella interessiert mich nicht«, sagte ich und versuchte das Thema zu wechseln.
Nic nahm meine Hände und hielt sie still. »Nein«, sagte sie. »Mich auch nicht. Ich bin nur neugierig, das ist alles.«
Ich spürte ein erstes Zucken von etwas, das ich in diesem Moment nicht spüren wollte.
Nic sagte: »Es macht dir doch nichts aus, dass ich das frage, oder?«
»Nein«, stöhnte ich. »Natürlich nicht. Ich weiß nur nicht –«
»Ich will bloß wissen, ob du die Fotos angeguckt hast oder |87| nicht.«
Ihre Stimme lallte jetzt ein bisschen und etwas Beunruhigendes lag in ihrem Blick – eine merkwürdige Art unkontrollierten Beharrens.
Sie lächelte mich weiter an. »Kannst du dir vorstellen, wie Stella sich fühlen muss? Ich meine, sie muss doch
wissen
, was alle tun, wenn sie sich ihre Fotos ansehen... was glaubst du, wie sie sich dabei fühlt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß echt nicht, ob ich darüber reden will –«
»Ich mein, Gott... wenn ich das wär...« Sie schaute für einen Moment weg, ihr Blick ging ins Leere, dann plötzlich sah sie mich wieder an. »Würdest du dir Nacktfotos von
mir
im Internet anschauen?«
»Hör mal, Nic –«
»Nein, sag es, Pete«, fuhr sie fort, spitzte die Lippen und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Was denkst du?« Sie posierte – legte die Hände hinter den Kopf und reckte sich vor –, aber obwohl ich wusste, dass sie Spaß machte und die gestellten Posen von Pornobildern nur nachahmte, hatte ich das Gefühl, dass sie es doch bloß halb im Scherz tat. Und während ein Teil von mir noch gebannt war von ihrem fast nackten Körper, sah sie eigentlich schon gar nicht mehr richtig sexy aus. Sie wirkte einfach nur betrunken.
»Du musst das nicht machen, Nic«, sagte ich leise.
»Was?«
Sie sah an sich herab, dann blickte sie wieder hoch und lächelte verführerisch. »Was ist? Gefällt es dir nicht?«
»Nein, das mein ich nicht... ich finde nur –«
»Was? Du findest nur was?«
Alles wirkte auf einmal verkehrt. Nic wirkte verkehrt, die |88| ganze Situation wirkte verkehrt.
»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich finde, wir sollten es nicht tun.«
Ihr Gesicht erstarrte. »Was sagst du?«
»Ich kann einfach nicht...«
Sie lächelte verlegen und schaute nach unten. »Ist es... du weißt schon... ist irgendwas verkehrt?«
»Nein... nein, nichts ist verkehrt. Ich glaube nur nicht, dass es der richtige Moment ist.«
Sie runzelte die Stirn. »Wovon redest du?«
»Das hier«, sagte ich. »Du und ich, es kommt mir einfach nicht richtig vor...«
Sie grinste und drängte sich in meinen Schoß. »Mir kommt es sehr richtig
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