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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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höchstens zwanzig Sekunden oder so, doch sie wiederholten ihn noch mal und noch mal, und als ich mich vorbeugte und atemlos den Bildschirm anstarrte, sah ich, dass Mum recht hatte. Nicole
war
im Bild. Man konnte sie kurz am Anfang des Clips erken-nen – verschwommen, im Hintergrund, wie sie auf den Kirmesplatz kam. Sie war allein und wirkte ziemlich sauer... als wäre sie gerade von einem dämlichen Typen in einer Hütte beleidigt worden. Als die Kamera auf Stellas lachendes Gesicht zoomte, verschwand Nicole für einen Augenblick aus dem Bild, doch dann drehte sich Stella um und schaute über die Schulter, sie war auf irgendetwas aufmerksam geworden, und als die Kamera wieder wegschwenkte, sah ich, dass sie zu Nic schaute. Nic kam jetzt mit einem falschen Lächeln im Gesicht auf sie zu – als ob sie nur ihrer alten Freundin Stella Hallo sagen wollte –, doch ihre alte Freundin Stella gab sich nicht mal die Mühe, so zu tun, als würde sie zurücklächeln. Sie sah Nic an wie jemanden, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Als wollte sie sagen: Verdammt noch mal, wer bist du denn? Nic wirkte einen Moment verwirrt, doch als Stella sich endgültig abwandte, verwandelte sich Nics Verwirrung in einen zornigen Blick und nur ganz kurz sah ich in ihren Augen Wut aufblit-zen – ein Stück blanken Hass –, doch dann zoomte die Kamera wieder zurück auf Stellas lachendes Gesicht.
    Es ging alles ziemlich schnell, die Kameraführung war ein bisschen verwackelt und das Ganze eher unscharf, aber es gab keinen Zweifel, dass diese Szene stattgefunden hatte. Stella hatte Nic auf der Kirmes geschnitten und das hatte Nic absolut nicht gefallen.
    |193| Ich wusste nicht, ob es etwas zu sagen hatte oder nicht.
    Klar war mir nur, das Sky News den Film hatte, und wenn sie diesen Teil hatten, besaßen sie wahrscheinlich auch den Rest. Was bedeutete, sie hatten auch Material, das Stella mit Raymond zeigte...
    Der Stern geht heute Abend aus...
    ... und Stella mit mir...
Du wirst dir noch wünschen, dass du das nicht getan hättest ...
    Stella und Raymond.
    Raymond und Stella...
    »Pete?«, fragte Mum und brach in meine Gedanken ein. »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Ich sah sie an. Sie hockte noch immer auf der Sofakante und sie hatte noch immer die Fernbedienung in der Hand. Der Fernseher war wieder stumm gestellt. Im Zimmer war es still, die Nachrichten waren weitergeschwenkt zu Afghanistan und Mum starrte mich mit einem besorgten Blick an.
    »Woran denkst du?«, fragte sie mich.
    »An nichts...«
    »Komm schon, Pete«, seufzte sie. »Was verheimlichst du mir?«
    »Worüber?«
    »Was glaubst du?«, sagte sie. »Über Stella Ross, die Kirmes ... was immer gestern Abend passiert ist.« Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. »Du weißt doch was, stimmt’s?«
    Ich warf ihr einen unschuldigen Blick zu. »Wieso?«
    »Ich bin deine Mutter, Pete. Ich merke, wenn du mir was verheimlichst.«
    »Ich
verheimliche
nichts.«
    |194| »Nein?«
    Sie sah mich mit diesem Blick an, einem Blick, bei dem du die Augen senkst, zu Boden starrst und hoffst, dass du nicht genauso schuldig wirkst, wie du dich fühlst.
    »Was ist los, Pete?«, sagte sie sanft. »Na komm, mir kannst du es doch erzählen.«
    »Ich weiß gar nichts, Mum«, murmelte ich, immer noch zu Boden starrend. »Ehrlich... ich würde es dir sagen, wenn ich was wüsste. Ich mach mir nur Sorgen um Raymond, das ist alles. Ich weiß nicht, was ich tun soll, verstehst du... ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    Mum nickte langsam. »Was ist mit den andern, die gestern Abend dort waren? Nicole, Eric, Pauly... vielleicht wissen die ja, wo er steckt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie haben ihn nicht gesehen.«
    »Glaubst du, er könnte was über Stella wissen?«
    »Was?«, fragte ich und sah auf.
    »Raymond«, sagte sie vorsichtig. »Ich meine, wenn er verschwunden ist und Stella ist auch verschwunden...«

    Ich hatte versucht nicht darüber nachzudenken. Seit dem Anruf von Dads Chef hatte ich mich bemüht, die Möglichkeit beiseitezuschieben, dass Raymonds Verschwinden etwas mit dem von Stella zu tun haben könnte. Ich wollte es nicht glauben und deshalb glaubte ich es nicht. Was gab es da zu glauben? Den ganzen Quatsch von der Wahrsagerin – Menschen sterben und schlimme Dinge geschehen...? Das hatte nichts weiter zu
bedeuten
. Und Raymonds Worte oder Black Rabbits Worte –
der Stern geht heute Abend aus
–, die hatten auch nichts zu bedeuten. Erst mal sprechen Kaninchen

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