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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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wieder die Schultern, bis sie am Ende aufgab und mich zurück in mein Zimmer gehen ließ.
    Dad hatte am Apparat wirklich komisch geklungen und ich verstand nicht, wieso. Ich wusste natürlich, warum er sauer auf mich war, und ich wusste auch, dass er ziemlich unter Druck stand, aber alles andere – die Weigerung, mir irgendwas zu sagen, das Insistieren darauf, dass ich mit niemand anderem reden solle, nicht einmal mit der Polizei – ich kapierte es einfach nicht. Es wirkte fast so, als ob er mich vor irgendwas schützen wollte...
    Oder schützte er sich vielleicht
selbst
?
    Ich lag auf meinem Bett, starrte den Fernseher an und dachte nach.
    Ungefähr eine Stunde später, als mein Handy klingelte, dachte ich immer noch nach. Ich meldete mich schnell in der Hoffnung, dass Mum nichts gehört hatte, und sprach mit gedämpfter Stimme.
    »Hallo?«
    »Pete?«
    »Hey, Nicole. Wie geht’s?«
    »Hast du das über Stella gehört?«, sagte sie schnell.
    »Ja...«
    »Ich hab es gerade in den Nachrichten gesehen. Verdammt, Pete... Scheiße, was läuft da? Wieso zeigen sie ständig diesen Filmausschnitt von der Kirmes? Hast du ihn auch |199| gesehen?«
    »Ja.«
    »Kacke... ich seh da drin aus, als hätte
ich
irgendwas mit der Sache zu tun.«
    »Nein, siehst du nicht.«
    »
Natürlich
seh ich so aus. Stella ist verschwunden und ausgerechnet ich starre sie in dem Film an, als wollte ich sie
umbringen
oder so... ich meine, Scheiße, wie können die das
tun
? Das bin
ich
in dem Film... die können das doch nicht dauernd senden, ohne mich zu fragen, oder?«
    »Keine Ahnung, Nic...«
    »Scheiße«, sagte sie wieder und ich hörte, wie sie sich eine Zigarette anzündete. »Was glaubst du, was mit ihr passiert ist, Pete?«
    »Keine Ahnung.«
    »Glaubst du, Raymond hat was damit zu tun?«
    »Nein.«
    Sie zögerte einen Moment, zog an ihrer Zigarette, und als sie weitersprach, klang ihre Stimme ein bisschen ruhiger. »Die Polizei will doch bestimmt mit uns reden, oder?«, fragte sie.
    »Nehm ich an.«
    »Was hast du deinem Dad erzählt?«
    »Worüber?«
    »Über gestern Abend.«
    »Ich hab ihm gesagt, was passiert ist.«
    »Alles?«
    »Nein, nicht alles... aber das meiste weiß er.«
    »Hast du ihm von der Hütte erzählt?«
    »Nein, ich hab ihm nur gesagt, dass wir zur Kirmes gegangen sind.«
    |200| »Was ist mit
nach
der Kirmes?«
    Jetzt war ich es, der zögerte, doch als ich mich fragte, wie viel ich Nic erzählen sollte und wie viel sie schon wusste, begriff ich, dass ich ihr ohnehin schon zu viel erzählt hatte. Indem ich mit ihr sprach, tat ich genau das, was Dad mich aufgefordert hatte, nicht zu tun.
Geh nirgendwo hin
, hatte er gesagt,
und sprich mit niemandem
. Aber das hier war doch etwas völlig anderes, oder? Das hier war Nicole, mit der ich sprach. Es tat gut. Und ich brauchte etwas, das guttat.
    »Ich bin nach der Kirmes zu euch nach Hause gegangen«, erzählte ich ihr.
    »Ja?«, fragte sie vorsichtig.
    »Nachdem ich vergeblich überall nach Raymond gesucht hatte, bin ich auf dem Weg nach Hause noch bei euch vorbei. Ich dachte, vielleicht ist er ja dahin gegangen.«
    »Wie spät war das?«
    »Keine Ahnung... ziemlich spät. Es war niemand da.«
    »Ja«, sagte Nic. »Ich glaube, Eric ist erst gegen drei oder so nach Hause gekommen.«
    »Um drei war ich da.«
    Sie schniefte. »Na ja, vielleicht ist er ja auch erst um halb vier gekommen.«
    »Nein, ist er nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin bei euch auf der Treppe eingeschlafen. Ich war die ganze Nacht da. Eric ist nicht vor sechs Uhr morgens nach Hause gekommen.«
    Ich horchte auf die Stille in der Leitung und überlegte, was Nic wohl sagen würde. Wusste sie, dass Eric mich angelogen hatte, oder wiederholte sie bloß, was er ihr erzählt hatte?
    »Weiß dein Dad Bescheid?«, fragte sie leise.
    |201| »Über was?«
    »Dass du die ganze Nacht bei uns zu Hause warst? Ich meine, hast du ihm gesagt, dass Eric nicht da war?«
    »Ja... ja, ich glaub schon. Dad war hier, als ich kam, und er hat mich gefragt, wo ich die ganze Nacht war.«
    Nic seufzte. »Hör zu, Pete... Eric war es bloß peinlich, das ist alles. Er hat dich nur angelogen, weil er sich geschämt hat.«
    »Wieso geschämt?«
    »Du musst mir versprechen, es keinem zu sagen.«
    »Das kann ich nicht, Nic. Wenn mich die Polizei befragt, werd ich nicht –«
    »Okay«, sagte sie. »Das meinte ich auch gar nicht. Ich wollte nur sagen, du weißt schon... erzähl es niemandem sonst. Häng es nicht an die große

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