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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Glocke.«
    »
Was
soll ich nicht an die große Glocke hängen?«
    Sie seufzte wieder. »Eric... na ja, er war letzte Nacht ziemlich betrunken und am Ende ist er eben bei jemandem im Bett gelandet.«
    »Und?«
    Sie räusperte sich. »Na ja, es war jemand, mit dem er nicht hätte ins Bett gehen sollen... ein älterer Typ. Also, er war auch wieder nicht
so
alt, verstehst du, er war kein geiler alter Bock, bloß fünfundzwanzig oder irgendwas in der Richtung ... und er war auch völlig in Ordnung, weißt du... es ist nur eben... Eric hätte nie mit ihm geschlafen, wenn er nicht betrunken gewesen wär, kapierst du, was ich meine?«
    Ja
, dachte ich mir und erinnerte mich an den Typen von der Krake.
Ja, ich weiß genau, was du meinst.
    »Er hat einen Fehler gemacht«, sagte Nic. »Das war alles, Pete. Einen Fehler. Er hat aus den falschen Gründen mit einem |202| Typen geschlafen. Er weiß, dass das falsch war, und er wünschte, er hätte es nicht getan, und jetzt fühlt er sich echt scheiße deswegen.« Sie unterbrach sich für einen Moment. »Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja«, sagte ich, »ich glaub schon.«
    »Deshalb, weißt du... das ist der Grund...«
    Dann war die Verbindung plötzlich gestört.
    »Nic«, sagte ich. »Bist du noch dran?«
    »... wenn irgendwer... Hallo?«
    »Kannst du mich hören?«
    »Hallo? Pete?«
    Die Leitung war tot.

    Ich versuchte sie zurückzurufen, aber die Leitung war besetzt – wahrscheinlich versuchte sie gerade, mich anzurufen. Also hörte ich auf und wartete auf ihren Anruf, aber nichts geschah. Ich wartete einige Minuten, dann rief ich sie wieder an, doch diesmal bekam ich kein Zeichen.
    Also gab ich es auf, lag bloß da und dachte darüber nach, was sie gesagt hatte, und wieder fragte ich mich, wieso Eric log. Ich meine, die Geschichte, dass er mit irgendeinem älteren Typen geschlafen habe und sich deswegen schäme – das ergab überhaupt keinen Sinn. Selbst
wenn
es stimmte und er sich
wirklich
schämte – was ich, da ich Eric kannte, sehr bezweifelte –, erklärte das immer noch nicht, wieso er mich angelogen hatte. Es hätte ja genügt, mir zu sagen, dass er die Nacht über mit irgendwem im Bett gewesen war. Mit wem, das brauchte er mir doch gar nicht zu erklären, und er hätte auch wissen müssen, dass ich nie nachfragen würde, also gab es gar keinen Grund, sich vor mir zu schämen.
    Wieso dann also lügen?
    |203| Und wieso war er gestern Abend auf der Kirmes mit Wes Campbell zusammen gewesen?
    Und Stella, ich dachte über Stella nach...
    Und über Pauly.
    Aber hauptsächlich dachte ich über Raymond nach.
    Raymond...
    Sein Gesicht, sein Lächeln... seine verrückten Augen.
    Seine Eltern – zu viele Probleme, zu viele Missverständnisse.
    Seine Augenblicke des Lichts –
der Stern geht heute Abend aus
.
    Seine Zukunft – die Todeskarte.
    Wird jemand sterben?
    Es gibt kein Leben ohne den Tod.
    Meine Gedanken trieben fort und nach einer Weile musste ich wohl eingeschlafen sein, denn das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie ich im Dunkeln die Augen aufschlug. Die Geräusche der Nacht ließen die Luft im Zimmer zur Ruhe kommen. Ich schwitzte und zitterte. Mir war heiß und kalt. Ich war wach. Aber nicht richtig wach. Ich schlief nicht und ich wusste, dass ich nicht träumte, aber es war, als ob ich es täte. Mein Kopf schwebte, meine Gedanken waren von mir gelöst. Meine Sinne schienen nicht mehr zu mir zu gehören. Die Dunkelheit besaß einen merkwürdigen silbernen Schein und in dem dunklen Licht sah ich, wie sich die Formen der Gegenstände veränderten. Der Fernseher war noch an und schimmerte in 3- D-Farben . Mein C D-Player lächelte mich an. Meine Haut war samtig, die Luft war weiß. Die Decke über mir war Millionen Kilometer weit weg, ein anderes Universum. Es gab dort Berge, Flüsse, Täler, Straßen.
    Kinder lachten dort oben.
    |204| Eine Kirmesorgel spielte.
    Und das Porzellankaninchen auf meiner Kommode war ein Pferd... ein Pferd mit einem Stirnrunzeln... einer Blumengirlande ... und einem Schnauzbart.
    Aus den Blumen tropfte Blut.
    Das Pferd war ein Kaninchen mit zuckender Porzellannase ...
    Es flüsterte mir zu.
    Black Rabbit flüsterte mir zu.
    Bring mich nach Hause
...
bring mich nach Hause
...
    »Raymond?«, hörte ich mich murmeln.
    Bring mich nach Hause.
    »Wo bist du?«
    Nirgends.
    »Wo
bist
du, Raymond?«
    Überall.
    »Was ist mit dir passiert?«
    Nichts. Es spielt keine Rolle.
    »Raymond? Was ist los?«
    Er veränderte sich jetzt und ragte

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