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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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überhaupt nicht. Und wo immer Raymond die Worte |195| herhaben mochte – aus sich selbst, aus seiner unheimlichen Art, von irgendwelchen Stimmen in seinem Kopf –, er konnte nicht gewusst haben, dass sie irgendwas mit Stella zu tun hatten, denn er wusste ja gar nicht mal, dass sie auf der Kirmes sein würde.
    Zumindest glaubte ich, dass er es nicht wusste...
    Aber sie
waren
auf der Kirmes zusammen gewesen.
    Und Mum hatte recht, sie
waren
jetzt plötzlich beide verschwunden.
    Stella und Raymond.
    Raymond und Stella...
    Als ich Mum wieder ansah, fühlte ich mich auf einmal unsäglich traurig. »Raymond würde nie etwas Böses tun«, sagte ich leise und schüttelte den Kopf. »Er würde nie jemandem wehtun... Raymond könnte gar nicht...«
    »Schon gut, Pete«, sagte Mum. »Ist ja schon gut.«
    »Nein, ist es nicht«, flüsterte ich und meine Stimme zitterte jetzt. »Es ist
nicht
gut. Gar nichts ist gut.«

    Danach versuchte ich ein bisschen zu schlafen, aber mehr als auf dem Bett zu liegen und den stummen Fernseher anzustarren schaffte ich nicht. Sky News wiederholte immer wieder den Videoclip mit Stella und Nic auf der Kirmes und ich sah ihn jedes Mal wieder an und fragte mich, ob er irgendwas zu bedeuten hatte... und ich überlegte, wann sie wohl den Rest des Films zeigen würden.
    Stella mit Raymond...
    Der Stern geht heute Abend aus...
    ... und Stella mit mir...
Du wirst dir noch wünschen, dass du das nicht getan hättest ...
    |196| Die quälenden Worte brannten in meinem Kopf.

    Ich lag noch immer auf meinem Bett und starrte den stummen Fernseher an, als unten das Telefon klingelte. Ich hörte, wie Mum aus dem Wohnzimmer kam, über den Flur ging, den Hörer nahm und dann ein paar Minuten leise sprach. Ich verstand nicht, was sie sagte, doch nach dem Ton ihrer Stimme zu urteilen, redete sie mit Dad. Und es war nicht schwer zu erahnen, worüber sie sprachen.
    Ich wartete, horchte... und für einen kurzen Moment sprangen meine Gedanken zu Donnerstagabend zurück, als das Telefon geklingelt hatte und der Sommer dieser Geschichte begonnen hatte. Auch da hatte ich auf dem Bett gelegen. War mit Nichtstun beschäftigt gewesen, hatte nur an die Decke gestarrt und mich meinen eigenen sinnlosen Gedanken hingegeben.
    »Pete!«, rief Mum plötzlich. »Dad ist am Apparat.«
    Einen Moment lang rührte ich mich nicht. Ich lag nur auf dem Bett und starrte mit blinden Augen die Zimmertür an... verloren in einer Welt der Leere.
    »Pete!«, rief Mum wieder, diesmal lauter. »Komm schon, beeil dich. Dad will dir was sagen... es ist wichtig.«
    Ich schüttelte die Leere aus meinem Kopf, stand auf und ging nach unten.

    »Hi, Dad«, sagte ich, nachdem ich Mum den Apparat aus der Hand genommen hatte. »Hast du was rausgefunden?«
    »Ich hatte dir doch gesagt, du sollst nicht rausgehen.«
    »Bin ich auch gar –«
    »Lüg mich nicht an, Pete. Ich weiß, wo du warst.«
    »Ich wollte nur –«
    |197| »Hör zu«, sagte er ärgerlich. »Wenn ich sage, du sollst zu Hause bleiben, dann bleibst du gefälligst zu Hause. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, aber –«
    »Hast du mich
verstanden

    »Ja, Dad. Tut mir leid.«
    »Okay, pass auf«, sagte er schnell. »Ich muss gleich los... die Lage wird kompliziert. Ich weiß nicht, ob sie mich...«
    »Was?«, fragte ich. »Ob sie dich was?«
    »Nichts, egal. Hör zu, ich will, dass du den ganzen Tag mit Mum zu Hause bleibst. Geh nirgendwo hin und sprich mit niemandem. Ist das klar?«
    »Ja –«
    »Und ich meine wirklich mit
niemandem
, Pete. Hast du verstanden? Es ist mir egal, wer es ist – die Medien, deine Freunde, die Polizei...«
    »Die Polizei?«
    »Ich erklär’s dir später. Sag einfach zu niemandem etwas, bevor du nicht mit mir gesprochen hast. Ich komme in einer Weile nach Hause.«
    »Aber wieso –?«
    »Tu’s einfach, Pete.«
    »Ja, okay...«
    »Gut, ich muss los.«
    »Hast du schon irgendwas über Raymond gehört?«
    »Nein, aber wir suchen nach ihm. Seine Mutter hat vor ungefähr einer Stunde angerufen. Wir werden von dir eine schriftliche Aussage über gestern Abend brauchen.«
    »Eine Aussage?«
    »Später... ich erklär dir alles, wenn ich nach Hause komme. Jetzt warte einfach ab und ich komme, so schnell ich |198| kann.«

    Danach versuchte Mum eine Weile, sich mit mir zu unterhalten, sie fragte mich, was Dad und ich miteinander geredet hatten. Aber ich war nicht in der Stimmung, Fragen zu beantworten, also murmelte und nuschelte ich nur in mich hinein und zuckte immer

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