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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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hell. Ich schaffte es nicht, meinen Blick von ihm abzuwenden. Die Gesichter, die Menschen, |270| die Farben, die Formen...
    Nichts davon bedeutete etwas.
    »Hör zu, Pete«, sagte Dad, »der Grund, weshalb ich dir das Ganze erzähle –«
    »Du musst es mir nicht erklären, Dad.«
    »Doch, das muss ich.«
    Ich sah ihn an. Sein Gesicht leuchtete in dem Fernsehlicht ganz unheimlich und einen Moment – einen merkwürdigen kurzen Moment lang – war er plötzlich ein anderer, jemand, den ich nie zuvor gesehen hatte. Er war noch immer mein Vater, aber ich schien ihn nicht mehr zu
kennen
. Einen Augenblick lang war es erschreckend, aber als ich mir die Augen rieb und ihn anstarrte, veränderte sich das Licht aus dem Fernseher, wurde hell und sofort verwandelte sich der Nicht-Dad wieder in Dad zurück.
    »Was ist mit dir?«, fragte er mich. »Alles in Ordnung?«
    Ich nickte.
    Er betrachtete mich eingehend. »Bist du sicher?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich bin nur müde, sonst nichts.«
    Er schaute mich noch eine Weile mit einem Blick voller Zweifel an, doch es gab für ihn nichts mehr zu sehen. Ich rieb mir nicht die Augen, ich sah keine Dinge, die nicht da waren. Ich saß nur auf meinem Bett, wirkte ein bisschen müde und wartete darauf, dass er fortfuhr. Mit mir war alles in Ordnung.
    »Okay, hör zu«, sagte er schließlich. »Du musst vor allem eins wissen: John Kesey versucht dir
wirklich
zu helfen. Ich meine, vielleicht tut er es für mich, weil er glaubt, er ist es mir schuldig, und vielleicht nimmt er es dabei auch manchmal nicht so genau... aber so läuft es eben. Man tut, was nötig ist. Man muss tun, was man für das Richtige hält.« Er lächelte |271| mich an. »Du kannst ihm vertrauen, Pete. Mehr will ich gar nicht sagen. Er will dir helfen, er will uns beiden helfen.«
    »Ja«, sagte ich, »aber ich seh nicht, wie –«
    »Hör mir einfach einen Moment zu«, sagte Dad. »Okay? Hör einfach zu...« Er seufzte. »Schau, ich bin Polizeibeamter, Pete. Es ist mein Beruf zu verhindern, dass Schlimmes passiert. Und wenn es doch passiert, ist es mein Job herauszufinden, wer es war, und dafür zu sorgen, dass er es nicht noch mal tut.« Er beugte sich vor und sah mich genau an. »Das ist meine Aufgabe, Pete. Und ich mache diese Arbeit, weil... na ja, ich mache sie, weil ich wirklich davon
überzeugt
bin. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Das ist mehr als ein Job, weißt du... es ist etwas Besonderes. Etwas, das für mich eine
Bedeutung
hat.« Er schwieg einen Moment und sah zu Boden, dann holte er tief Luft und sah wieder zu mir herüber. »Aber ich bin auch dein Vater, Pete. Und du bist mein Sohn. Und das bedeutet mir mehr als alles andere auf der Welt.«
    Wir sahen uns beide an und keiner wusste, was er sagen sollte – komischerweise waren wir beide verlegen. Aber es war in Ordnung – wir mussten nichts weiter sagen. Wir mussten uns einfach nur ansehen.
    Es war trotzdem irgendwie schwer und nach ein, zwei Sekunden schniefte Dad ein paar Mal und räusperte sich und ich nickte bloß ein bisschen, wie um ihm recht zu geben.
    »Na, wie auch immer«, sagte er dann betont lässig. »Worum es mir geht... verstehst du... ich versuche dir nur zu erklären, wo ich in dieser Sache stehe oder vielleicht gern stehen würde.« Er schüttelte den Kopf und grinste mich an. »Was mir allerdings nicht besonders gut gelingt, stimmt’s?«
    |272| »Ist schon okay«, antwortete ich.
    Er schwieg einen Moment und warf mir einen dankbaren Blick zu, dann fuhr er fort. »Ich will nur wissen, was passiert ist, Pete. Es ist wirklich ganz einfach. Ich will herausfinden, was mit Raymond und Stella passiert ist. Und als Polizeibeamter weiß ich, dass du mir dabei helfen kannst. Auch wenn du selbst nicht
glaubst
, etwas zu wissen, das weiterhelfen könnte, du warst
dort
. Du warst mit Raymond zusammen. Du kennst ihn. Du kennst auch Stella. Und du kennst Leute, die beide kennen.« Er sah mich an. »Wenn ich in die Ermittlungen einbezogen wäre, wärst du der
Erste
, mit dem ich reden würde.«
    »Du bist aber nicht einbezogen«, sagte ich leise.
    »Nein, bin ich nicht. Aber ich weiß, was passieren wird. Ich weiß, wie das alles läuft. Und ich weiß, dass sie dich sehr genau unter die Lupe nehmen werden. Und als dein Vater werde ich das auf keinen Fall zulassen, ohne dich so gut, wie ich nur kann, zu unterstützen.«
    »Was heißt das?«, fragte ich.
    Er zuckte die Schultern. »Wir erzählen uns gegenseitig, was wir wissen.«
    »Aber ich dachte, du

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