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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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mir, ich solle meine Gedanken für mich behalten.
    Und davon abgesehen hatte ich gerade Dad gehört, der die Treppe heraufkam.
    Deshalb sagte ich nur: »Ich muss Schluss machen, Eric«, und ehe er antworten konnte, klappte ich das Handy schnell zu.

|267| Achtzehn
    W ie geht’s dir?«, fragte Dad.
    »Alles okay. Bin nur ein bisschen... du weißt schon...«
    Er sah mich an und nickte. Er saß gegenüber an meinem Schreibtisch, während ich immer noch auf dem Bett hockte. Er wirkte müde.
    »Mum macht sich wirklich Sorgen um dich«, sagte er. »Sie meint, du wärst in letzter Zeit ziemlich bedrückt gewesen, und jetzt hat sie Angst, dass dir der ganze Stress und so zu viel werden könnte.«
    »Sie macht sich zu viele Gedanken«, antwortete ich.
    Dad lächelte mich an. »Das hab ich ihr auch gesagt. Allerdings sag ich ihr das ständig und es stimmt fast nie.« Sein Lächeln verschwand. »Schau, ich sag nicht, dass ich weiß, wie du dich fühlst, denn das weiß ich nicht. Aber ich weiß, so was wie das hier kann einem den Kopf ganz schön durcheinanderbringen. Wenn da allerdings noch was anderes ist als das, wenn es noch irgendwelche Probleme gibt, die dich belasten ... dann sag’s mir, okay? Wir müssen es ja nicht sofort klären, wir müssen auch gar nicht groß drüber reden, wenn du nicht willst, aber falls Mum recht hat und es wirklich noch was anderes gibt, was dir Kummer macht, dann muss ich es |268| einfach wissen.«
    Ich sah ihn an und versuchte mir kurz vorzustellen, was er wohl sagen würde, wenn ich ihm
wirklich
die Wahrheit erzählte –
also, um ehrlich zu sein, Dad, ich überlege, ob ich ein bisschen durchdrehe
...
ich meine, ich weiß, dass ich nicht durchdrehe, aber manchmal tu ich Dinge und sehe und höre Sachen, die überhaupt keinen Sinn ergeben
...
    »Ich bin okay, Dad«, sagte ich. »Ehrlich... es ist alles in Ordnung.«
    »Wirklich?«
    »Also, nein... es ist natürlich nicht alles in Ordnung. Es geht mir schrecklich wegen Raymond und Stella und dem Ganzen, verstehst du... aber davon abgesehen...«
    »Bist du okay?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ja...«
    Er nickte bedächtig und sah mich lange streng an. Es war so ein Blick, den du einfach über dich ergehen lassen musst. Und genau das tat ich. Ich saß da, hielt seinem Blick stand und hoffte, dass er die Lügen in meinem Blick nicht sehen konnte – oder sie nicht sehen wollte.
    »Na gut«, sagte er nach einer Weile, »aber ich glaube, du solltest dich doch mal mit Mum unterhalten... sie beruhigen, so gut es geht.«
    »Ja, mach ich.«
    Er schwieg einen Moment und sah sich nachdenklich in meinem Zimmer um, doch ich wusste, dass er nichts richtig wahrnahm. Er sammelte sich nur, überlegte, was er als Nächstes sagen wollte. Ich vermutete, es würde etwas mit Samstagnacht zu tun haben, mit Raymond oder Stella, doch als er sich schließlich wieder auf mich konzentrierte, lag etwas in seinem Blick, das mir zeigte, ich hatte nur teilweise |269| recht.
    »Du hältst nicht viel von John Kesey, was?«, fragte er.
    Ich starrte ihn verblüfft an und wusste nicht recht, was ich sagen sollte.
    »Ist schon gut«, sagte Dad. »Ich bin es gewohnt, dass die Leute John nicht mögen. Deine Mutter kann ihn nicht ausstehen.« Er lächelte. »Du musst nicht so tun, als ob du ihn magst, nur weil er mein Freund ist.«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht genug über ihn.«
    »Aber
was
du über ihn weißt, das gefällt dir nicht, oder?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich und zuckte wieder die Schultern. »Ich meine, ich versteh auch nicht ganz, was das für einen Unterschied macht.«
    »John ist ein guter Polizist, Pete. Er ist auch ein guter Mann und für mich war er in all den Jahren ein guter Freund. Ich sag nicht, dass er perfekt ist... klar hat er seine Probleme. Ein Problem vor allem. Er trinkt zu viel.« Dad sah mich an. »Meistens hindert ihn das nicht, seine Arbeit zu tun, aber manchmal... tja, manchmal, da braucht er eben ein bisschen Hilfe. Verstehst du, er braucht jemanden, der auf ihn aufpasst.«
    »Ist das der Grund, weshalb Mum ihn nicht mag?«
    Dad nickte. »Sie meint, er ist es nicht wert. Sie findet, ich setze meinen Job aufs Spiel.«
    Danach schwiegen wir beide. Dad saß nur da, tief in Gedanken versunken, und starrte mit leerem Blick auf das flackernde Licht des stumm geschalteten Fernsehers. Die Sonne war jetzt untergegangen und draußen verlor sich der Tageshimmel in wachsender Dunkelheit. Im Zimmer war es schummrig. Der Fernseher strahlte

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