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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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hättest gesagt –«
    »Ja, ich weiß. Ich darf eigentlich nicht mit dir über Raymond und Stella sprechen. Doch wie ich schon sagte, manchmal muss man einfach tun, was nötig ist. Was man für das Richtige hält.«
    »Richtig für wen?«
    »Für mich, für dich, für deine Mutter... für Raymond und Stella...« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich doch nicht zurücklehnen und gar nichts tun, Pete. Dazu ist das Ganze viel zu nah an mir dran. Es bedeutet mir viel zu viel.«
    |273| »Ja, aber was
kannst
du tun?«, fragte ich. »Ich meine, wenn du nicht in den Fall einbezogen bist und nicht weißt, was läuft –«
    »Ich weiß sehr wohl, was läuft.«
    »Wie denn?«
    »John hält mich auf dem Laufenden. Ich weiß
genau
, was läuft, und sobald irgendwas Neues passiert, erfahr ich das auch. Genau wie du.«
    »Ich?«
    Dad nickte. »Wenn du willst... erzähl ich’s dir.«
    »Aber ist das nicht –?«
    »Unprofessionell? Ja, es ist
völlig
unprofessionell. Und wenn du mir etwas sagen willst und ich gebe es an John weiter, dann ist das auch völlig unprofessionell. Und wenn es irgendwer herausfindet, haben wir alle ein großes Problem. Aber ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen, wenn du es auch bist.«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Ich bin Polizeibeamter«, sagte er einfach. »Ich glaube an das, was ich tue.« Er sah mich an. »Und du bist mein Sohn und ich glaube an dich.«

    Die nächste Stunde oder so erzählte mir Dad alles, was er über die bisherigen Ermittlungen wusste. Stellas Sachen, die Klamotten, die sie auf der Kirmes getragen hatte, erklärte er, würden zurzeit gerade kriminaltechnisch untersucht und es sei bereits klar, dass die Blutflecken ihrer Blutgruppe entsprächen. Weitere DN A-Tests und sonstige Nachweise würden länger dauern. Die Polizei suchte nach wie vor rings um das Flussufer herum nach Spuren, sie überprüfte auch den Wald und die Böschung sowie sämtliche kleinen Pfade und |274| ein Taucherteam hatte mit der akribischen Suche im Fluss begonnen, doch einen Hinweis auf eine Leiche hatte es noch nicht gegeben. Offiziell hielt sich die Polizei alle Möglichkeiten offen und der Fall galt noch immer als Suche nach einer vermissten Person, aber es wurde allgemein angenommen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Stellas Leiche entdeckt würde.
    »Was ist mit Raymond?«, fragte ich. »Gilt sein Fall auch noch als Suche nach einer vermissten Person?«
    Dad sah mich an. »Ich weiß, es ist schwer für dich, Pete, aber du musst dich langsam daran gewöhnen, dass Raymonds Verschwinden nicht einfach als Zufall abgetan werden kann. Er ist verschwunden, Stella ist verschwunden, sie waren beide auf der Kirmes –«
    »Ja, klar«, sagte ich sarkastisch. »Und deshalb
muss
Raymond sie getötet haben.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Nein, aber genau das wird jeder denken.«
    »Wir müssen alles in Erwägung ziehen, Pete. Wenn Raymond labil ist –«
    »Er ist nicht
labil
. Jedenfalls nicht labiler als ich.«
    Dad schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht.«
    »Nein?«
    »Sein Zuhause ist ein Fiasko, seine Eltern sind ein Fiasko, er ist sein ganzes Leben lang gemobbt und gehänselt worden.« Dad sah mich an. »Du machst vielleicht im Moment eine schwere Zeit durch, Pete, aber was immer deine Probleme sind, verglichen mit Raymonds sind sie nichts. Er hätte schon lange Hilfe gebraucht.«
    »Ich hab ihm geholfen.«
    »Ja, ich weiß das... du hast ihm geholfen, weil er Probleme |275| hat.«
    »Na gut«, gab ich zu, »er hat ein paar Probleme. Aber das heißt noch lange nicht, dass er irgendwas Schlimmes getan hat.«
    »Aber auch nicht, dass er
nichts
getan hat. Leute mit Problemen können alles Mögliche tun. Glaub mir, Pete, ich hab es oft genug gesehen. Ich weiß, was ein gestörtes Hirn aus einem Menschen machen kann.«
    Ich dachte eine Weile darüber nach und versuchte mir Raymonds Geisteszustand vorzustellen, was er in ihm anrichten und zu was er ihn
getrieben
haben könnte... und ich war überrascht, dass ich es mir vorstellen konnte. Ich sah ihn Unheimliches, Schlimmes, Falsches tun... doch es
stimmte
nicht. Das war nicht Raymond – das war ein unwirklicher Raymond. Ein Albtraum-Raymond. Und den wollte ich nicht in meinem Kopf haben.
    Ich fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht und wischte die Gedanken beiseite, dann wandte ich mich wieder Dad zu. »Hat die Polizei irgendwas in der Hand, das Raymond mit Stella in Verbindung bringt?«
    »Soweit ich weiß, nicht. Aber sie werden sein Zuhause

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