Black Rain: Thriller (German Edition)
Sie auf dem Foto gesehen haben, stellte sich das Feld als genaue Sternkarte heraus. Die anderen drei Felder, die ich Ihnen nicht gezeigt habe, waren ebenfalls Sternkarten. Durch den Vergleich mit astronomischen Daten konnten wir mögliche Erklärungen dafür liefern, was jedes dieser Felder darstellte.«
»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte Susan.
»Auf die gleiche Weise, wie Seeleute nachts navigieren«, erwiderte sie. »Sie können Ihre Position auf dem Globus anhand der Sterne über Ihnen bestimmen, indem Sie ihre Winkel über dem Horizont und in Relation zueinander messen. In diesem Fall hatten wir Daten der Planeten und darüber, wo sie sich jeweils auf ihrer Kreisbahn befanden. Die Daten waren wie ein Zeitcode; da sich jeder Planet mit einer anderen Geschwindigkeit bewegt, liefert ihre relative Position zueinander ein ungefähres Datum. Es war natürlich ein bisschen komplizierter«, räumte sie ein, »aber es gibt in jedem Feld andere Objekte, die uns halfen, nicht nur die Positionen einzugrenzen, sondern einen Zeitrahmen festzulegen.«
Sie sahen sie skeptisch an. Danielle wollte, dass sie es verstanden. Nun, da sie es ihnen erklärte, sollten sie es auch begreifen und glauben. Dann würden sie vielleicht die Entscheidungen verstehen, die sie getroffen hatte.
»Am einfachsten ausgedrückt, ist es so: Wenn Sie zum Himmel schauen und die Sonne direkt über sich sehen, wissen Sie, es ist ungefähr Mittag. Wenn Sie die Sonne und den Mond sehen können und wissen, welcher Tag des Jahres ist, dann können Sie Ihren Längen- und Breitengrad bestimmen. Genauso ist es nachts mit den Sternen. Und wenn Sie jetzt nach oben schauen, und Sie sehen außerdem den Halley’schen Kometen, dann wissen Sie, es ist entweder 1910, 1986, 2062 oder ein anderes Jahr des 76-Jahre-Intervalls, in dem der Komet wiederkehrt.
Fügen Sie Ihrer Karte genügend solcher Objekte hinzu und nehmen Sie ein paar Informationen über die Position der Planeten auf ihrer Bahn mit auf, dann können Sie exakt feststellen, wo Sie sind und wann Sie sich dort befinden. Und genau das haben wir auf den Feldern der Wiege gefunden.
Das erste Feld war die von der Südhalbkugel aus gesehene Sternkarte, die ich Ihnen gezeigt habe und die uns ein Wintersonnwenddatum und einen Breitengrad etwa zwei Grad südlich des Äquators geliefert hat.«
»Wo wir uns jetzt befinden«, bemerkte McCarter.
»Richtig«, sagte sie. »Nur hat uns dieses Feld keinen Längengrad verraten, deshalb mussten wir anfangen zu suchen.«
»Was ist mit den anderen Feldern?«, fragte er.
»Sie waren komplizierter. Aber aufgrund der Positionen der dort dargestellten Planeten, Sterne und Kometen konnten wir das zweite und dritte Feld als ähnliche Ansichten von der Südhalbkugel aus identifizieren, aber mit zwei weit auseinanderliegenden Daten. Das erste Datum lautete August 3114 v. Chr., das zweite Dezember 2012 n. Chr.«
»Beginn und Ende der Langen Zählung«, bemerkte McCarter. »Des Kalenders der Maya.«
Danielle nickte. »Sie wissen besser als ich, wie besessen die Maya von der Idee der Zeit waren.«
»Und besonders von diesen beiden Daten«, sagte McCarter. Sie bemerkte, dass seine Stimme wieder ihren Gelehrtentonfall angenommen hatte; seine intellektuelle Neugier war nun voll erwacht.
»Dennoch«, sagte er. »Viele Schriften und Kunstwerke der Maya beinhalten astronomische Beobachtungen, meist sehr exakte Darstellungen. Es ist keine allzu große Überraschung, wenn sich etwas in dieser Art auf einem Artefakt der Maya findet. Es bedeutet nicht, dass es aus der Zukunft stammt.«
Sie verstand seine Skepsis. Die ganze Vorstellung hatte etwas Verstörendes, das einen fast automatisch zum Widerspruch zwang. »Natürlich beweisen schlichte Sternkarten für sich genommen diese Theorie nicht schlüssig; genauso wenig wie ein Kalender für das nächste Jahr beweist, dass Sie schon in diesem Jahr gelebt haben. Aber wir haben auf diesen Karten Himmelsobjekte gefunden, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann, nicht einmal mit einem starken optischen Teleskop. Ich rede von Kometen in den kalten Tiefen des Alls, am erdfernsten Punkt einer tausend Jahre dauernden Umlaufbahn, Neutronensterne, die kein Licht aussenden, nur Radiowellen und Röntgenstrahlen. Die Maya können diese Dinge nicht gesehen haben, so wie Galileo sie nicht sehen konnte. Manche von ihnen kann man nur mit dem starken Radioteleskop in Arecibo aufspüren. Und so etwas hatten der Eingeborenenstamm und die Maya natürlich
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