Black Rain: Thriller (German Edition)
Hawker. »Wenn wir uns beeilen, könnten wir den nächsten in rund einer Stunde erreichen, bevor es ganz dunkel wird. Aber wir müssen sofort aufbrechen.«
Einer nach dem anderen begannen sie sich zu bewegen, schüttelten sie ihre lähmende Verzweiflung ab. Brazos packte seinen Rucksack; er hatte bereits Wasserkanister zusammengetragen. Susan sammelte ihre herumliegenden Habseligkeiten ein.
»Okay, gehen wir«, sagte Danielle.
»Wurde auch Zeit«, fügte Verhoven an.
Das Gefühl der Hoffnung gab ihnen Schwung. Die Aussicht auf ein Überleben erfüllte sie mit neuer Energie, und wenn sonst nichts, würden sie wenigstens diese verfluchte Lichtung hinter sich lassen.
Inmitten der allgemeinen Geschäftigkeit blieb Professor McCarter still. Er hatte während des gesamten Rückwegs vom Dorf der Chollokwan über das Thema Überleben nachgedacht, über die Universalität von Leben und Tod, und er hatte verzweifelt versucht, das Bild des spielenden Dreijährigen aus dem Kopf zu bekommen. Schließlich ergriff er das Wort. »Ich bin der Meinung, wir sollten bleiben.«
Um ihn herum kam alles zum Stillstand.
»Wie bitte?«, fragte jemand.
»Ich denke, wir sollten bleiben«, wiederholte er.
Devers ließ seinen Rucksack fallen. »Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein.«
»Wir halten hier nicht durch«, sagte Hawker in freundlicherem Tonfall. »Wenn Sie Ihre Heimat wiedersehen wollen, gibt es keine andere Möglichkeit.«
»Wir sind für das alles hier verantwortlich«, erwiderte McCarter. »Diese Biester sind frei, weil wir sie freigelassen haben. Wir haben den Tempel geöffnet, genau wie Dixons Gruppe zuvor. Wir haben die Warnung ignoriert. Jetzt ist der Stein zerstört, und der Tempel kann nicht wieder verschlossen werden, und da laufen wir einfach davon? Überlassen es den Chollokwan, gegen diese Bestien zu kämpfen … oder dabei zu sterben.«
Die anderen waren still.
»Wir sind nicht die Einzigen, die hier in Gefahr sind«, fuhr McCarter fort. »Das ganze Gebiet ist in Gefahr, die Chollokwan, die anderen Stämme in der Gegend, die Nuree flussabwärts. Diese Tiere sind eine Pest, wie ein Heuschreckenschwarm ohne natürliche Feinde, aber sie fressen keine Erntefelder kahl, sondern säubern das ganze Gebiet von Leben.«
Er sah von einem Gesicht zum anderen. »Von den Chollokwan und vom Regen abgesehen, hält sie hier nichts in Schach. Nun, die Chollokwan werden nicht mehr lange durchhalten, und da der Tempel offen steht, werden selbst die Regenfälle diesen Dingern nichts anhaben können. Sie werden hineinkriechen wie Schaben, die sich vor dem Licht verstecken, und wenn der Regen vorbei ist, kommen sie wieder heraus, fressen den Wald leer und ziehen zu neuen Jagdgründen. Sie werden sich wie ein Feuer auf der Suche nach Nahrung im Wald verbreiten, bis sie schließlich andere Orte erreichen, wo sie sich vor dem Regen schützen können, Orte mit Kellern, Fenstern und Türen.
Die Chollokwan haben es auf sich genommen, diese Bestien zu bekämpfen. Sie befolgen einen Eid, den sie vor mehr als dreitausend Jahren geschworen haben, und sie bezahlen mit ihrem Leben dafür.«
»Wen zum Teufel interessiert das?«, fragte ausgerechnet Devers.
Verhoven stieß ihn zu Boden. »Du hast nichts mitzureden«, sagte er und sah dann McCarter an. »Sie müssen verrückt sein, wenn Sie hierbleiben wollen.«
McCarter ließ sich nicht beirren. »Wenn wir jetzt gehen, überleben wir vielleicht. Andererseits vielleicht auch nicht.« Er sah Hawker an. »Ich gebe zu, nach allem, was ich gesehen habe, müsste Ihr Plan funktionieren, wenn wir es bis zum Wasser schaffen. Aber das ist keineswegs gewiss, bei der Zeit, die wir noch haben, und dem Tempo, das wir vermutlich vorlegen werden.« Er sah Brazos an, der kaum gehen konnte und die ganze Zeit nur mit großer Mühe auf dem flachen Gelände der Lichtung herumgehumpelt war. Wie stark er sie auf dem Marsch durch den Dschungel aufhalten würde, wusste niemand, aber es würde beträchtlich sein. Und Brazos war nicht ihr einziges Problem. Susans Asthma verhinderte, dass sie rannte oder auch nur über längere Strecken zügig marschierte; Danielle hinkte, seit sie in der Höhle am Bein verwundet worden war. Sie hatte große Mühe gehabt, die Wanderung durchzustehen, die sie gerade hinter sich hatten, und war in der letzten Stunde immer wieder von schmerzhaften Krämpfen in der Wade geplagt worden.
Hawkers Marsch von gut einer Stunde würde drei, vier, vielleicht fünf Stunden dauern – das
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