Black Rain: Thriller (German Edition)
Seeweg nach Indien gesucht hat. Manchmal verirrt man sich und landet irgendwo, wo man gar nicht hinwollte.«
»Möglich«, sagte Hawker und blickte zur Seite. »Vielleicht liegt es nur an mir, aber irgendwie habe ich das Gefühl, da müsste noch mehr sein.«
McCarter gab ihm insgeheim recht, aber was da noch sein könnte, darüber wollte er nicht einmal spekulieren. In gewisser Weise reichte ihm das, was sie gefunden hatten. Es schien, als hätten sie eine Quelle dessen entdeckt, was später die Religion der Maya werden sollte und woraus sich die erste Hochkultur Amerikas entwickelte. Und das alles, ohne dass ihre frühesten Angehörigen davon wussten, die immer noch existierten: der Stamm der Chollokwan im Amazonasgebiet.
Die Reise flussabwärts ging gemächlich weiter, die dunklen Wasser des Rio Negro brachten sie nach Manaus zurück. Die üppig grünen Flussufer weiteten sich, und sie begannen, riesige Rauchwolken an verschiedenen Stellen des Horizonts zu bemerken.
Der Rauch stammte von den Plantagen, die den Fluss säumten. Da die Regenzeit endlich da war, brannten die Plantageneigner das Buschwerk ab, um den Boden für die Aussaat vorzubereiten. Es war das Ausholzen und Verbrennen, das den Beginn jeder Pflanzsaison kennzeichnete.
Als McCarter das sah, kam ihm noch ein Gedanke.
»Wir haben erwartet, dass der Regen die Zipacna tötet, wie es das Wasser aus der Feldflasche bei der Larve tat. Aber unsere Luft heute ist verschmutzt und voll Schwefel, durch Abgase der Industrie und das Verfeuern fossiler Brennstoffe. Der Regen ist vielleicht nicht sauer genug, um Farbe abblättern zu lassen und die Haut zu verätzen, aber er ist weitaus saurer als der Regen vor dreitausend Jahren.«
»Sie glauben, deshalb sind die Zipacna nicht so rasch daran gestorben?«, vermutete Hawker.
McCarter nickte und zeigte zu dem Rauch. »Diese Feuer erzeugen eine kleine Verschmutzung. Aber überall in Amerika, Europa und Asien blasen Kohlekraftwerke Milliarden Tonnen Schwefel in die Luft. Von Kohlendioxid und anderen Schadstoffen ganz zu schweigen. Es sieht aus, als würden wir eine Welt schaffen, die für eine andere Lebensform als unsere eigene geeignet ist.«
Er sah Danielle an. In gewisser Weise verstand er ihre Suche jetzt.
Mehrere Stunden später erreichten sie die Außenbezirke der Großstadt Manaus, ein Anblick, von dem die meisten von ihnen gedacht hatten, sie würden ihn nie wiedersehen.
Während dieses letzten Abschnitts der Reise zog es Danielle nach vorn an den Bug des Flussschiffs. Sie waren fast zu Hause, und sie begann sich zu fragen, was sie dort erwartete. Eine Stunde vor dem Anlegen kam der Kapitän des Boots zu ihr. »Sie sind Amerikanerin, oder?«
Danielle nickte.
»Tja, also, da sucht jemand nach Ihnen«, sagte der Kapitän. »Man hat Sie schon für vermisst gehalten.«
»Wer?«, fragte sie misstrauisch.
»Ein anderer Amerikaner, an der Anlegestelle. Er hat sich per Funk bei uns gemeldet. Sucht nach einer verloren gegangenen Gruppe mit einer hübschen, dunkelhaarigen Frau namens Danielle. Das sind Sie, oder?«
»Ja«, gab sie zu. »Das bin ich wohl. Wissen Sie, wer dieser Amerikaner ist?«
Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Ein Freund von Ihnen«, sagte er, begeistert darüber, der Überbringer der guten Nachricht sein zu dürfen. »Er sagt, er sucht sie überall, fragt bei jedem Boot nach, das von flussaufwärts kommt. Das nenne ich einen amigo .«
Hawker trat zu ihr, als sich der Kapitän entfernt hatte. »Worum ging es?«
Sie sah ihn ohne große Begeisterung an. »An der Anlegestelle wartet ein amigo auf uns.«
Hawker runzelte die Stirn. »Ich dachte, die Amigos sind uns ausgegangen.«
»Das sind sie.«
Eine Stunde später näherten sie sich einem überfüllten Holzkai, ganz in der Nähe der Stelle, wo auf Hawker und Danielle geschossen worden war. Nach einigem geschickten Manövrieren um kleinere Boote herum, war der Lastkahn nahe genug gekommen, dass Danielle drei Männer unter den Einheimischen ausmachen konnte, die sich an der Anlegestelle drängten. Zwei trugen Sonnenbrillen und schienen bewaffnet zu sein. Der dritte war mit einem offenen Leinenhemd bekleidet und trug den Arm in einer Schlinge. Danielle erkannte ihn sofort. »Arnold!«
Er lächelte sie vom Dock aus an. »Du bist eine Augenweide«, sagte er.
Das Boot stieß an den Kai, und Danielle sprang von Bord. Sie umarmte ihn vorsichtig. »Man hat mir gesagt, du wärst getötet worden.«
»Nun ja, wie ich dir immer sage:
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