Black Rain: Thriller (German Edition)
Verwechsle nie die offizielle Version der Realität mit der Wahrheit. Ich wollte nicht, dass jemand bei meinen Bemühungen, dich zu finden, dazwischenfunkt.«
»Was ist passiert?«, fragte sie und blickte auf seinen Arm.
»Gebrochen, als ich gestürzt bin, das Einzige, was eine extrastarke Panzerweste nicht verhindern konnte.«
Moore erklärte, wie Gibbs ihn verraten hatte und er die Kugel und den Sturz überlebte, nur um sich den Arm am Ponton der Brücke zu brechen, und wie er beinahe erfroren wäre, während er sich an den Pfeiler klammerte. Er hatte Gibbs nicht im Verdacht gehabt, aber in dem Glauben, Blundins Mörder zu treffen, hatte er kein Risiko eingehen wollen.
Nachdem Moore zu Ende erzählt hatte, berichtete Danielle kurz von den Ereignissen auf der Lichtung, während die anderen an Land gingen. Susan Briggs kam als Erste; sie führte die beiden überlebenden Schäferhunde an einer Leine. Dahinter half McCarter Brazos, auf den Kai zu humpeln, und schließlich tauchte Hawker auf, der einen orientierungslosen William Devers hinter sich herschleifte. Danielle hatte den Dolmetscher unter Drogen gesetzt, als sie sich Manaus näherten, um ihn an einer Flucht zu hindern. Als Letzter ging Erik, Kaufmans einziger überlebender Söldner, von Bord.
Moores Bewacher traten auf ihn zu, aber Hawker hielt sie auf. »Dieser Mann darf ungehindert gehen.«
»Er kommt mit uns«, sagte Moore. »Er hat Informationen.«
Hawker zeigte auf Devers. »Die können Sie sich von ihm holen.«
»Er wird nicht das haben, woran ich interessiert bin.«
Hawker gab nicht nach. »Dann werden Sie raten müssen.«
Moore atmete lautstark aus, und die beiden Männer starrten einander an. Aber Hawker machte nicht Platz; ohne Eriks Treffsicherheit mit dem Scharfschützengewehr wäre er tot gewesen.
»Lass ihn gehen«, sagte Danielle mit Nachdruck zu Moore. »Es wäre nicht richtig, nach allem, was da unten passiert ist.«
Moore schnaubte frustriert. »Also gut«, sagte er lächelnd und schien mit der Veränderung, die er bei Danielle wahrnahm, einverstanden zu sein. Er wandte sich an den Söldner. »Sie sind frei, junger Mann. Sie haben heute ein Geschenk bekommen, machen Sie klugen Gebrauch davon.«
Der blonde Mann sah Moore, Danielle und schließlich Hawker an. Er schien unsicher zu sein. »Hau ab«, sagte Hawker. »Geh nach Hause, wenn du kannst.«
Mit zögernden Schritten begann der Söldner, den Kai entlangzulaufen, und blickte sich mehrere Male um, ehe er in der Menge verschwand.
Moore wandte sich erneut an Hawker. »Apropos nach Hause gehen«, sagte er. »Soviel ich weiß, gab es eine Abmachung. Und obwohl die Expedition gescheitert ist, scheinen Sie Ihren Teil der Abmachung eingehalten zu haben. Das soll nicht unhonoriert bleiben. In unserer gegenwärtigen Situation sind wir jedoch kaum in der Lage, uns erkenntlich zu zeigen. Unser Direktor ist verschwunden, man ermittelt wegen einer breiten Palette von Verbrechen gegen ihn, darunter Mord, Fälschung und Veruntreuung. Unsere Ms. Laidlaw hier wird als vermisst geführt und gilt ebenfalls als Verdächtige. Und ich … nun, wie ich schon sagte, offiziell bin ich tot.«
Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Aber wie dem auch sei, wir stehen in Ihrer Schuld, und wenn wir nicht selbst im Gefängnis landen, werden wir für Sie tun, was wir können.«
Hawker kam die Situation bekannt vor. »Du könntest hierbleiben«, sagte er zu Danielle. »Ich kenne einen Nachtclubbesitzer, der sicher bereit wäre, dich einzustellen.«
Sie lächelte ihn an; es war verlockend. »Vielleicht nächstes Mal«, sagte sie. »Aber erst habe ich noch ein paar Dinge zu regeln.«
Zweiundfünfzigstes Kapitel
Drei Monate nachdem sie das Amazonasgebiet verlassen hatten, wartete Professor Michael McCarter in den hellen Fluren des Harry Hopkins Federal Building. Der Gang verströmte einen ruhigen Charme, seine Wände waren mit altem Kirschholz getäfelt, die Handläufe und Türgriffe aus glänzendem Messing stammten aus den glamourösen Zwanzigerjahren. In diesem Ambiente verweilte McCarter, nachdem er gerade einem eilig einberufenen Senatsausschuss Rede und Antwort gestanden hatte.
Die drei Senatoren auf dem Podium hatten ihn fast vier Stunden lang höflich und offen befragt. In einer Weise, die er zunächst angenehm – und später merkwürdig – fand, vermieden sie es jedoch, auf irgendwelche Einzelheiten von Belang zu dringen. Erst im Endstadium der Anhörung dämmerte ihm, dass sie absichtlich so
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