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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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meine Mitreisenden betrachtete, spürte ich Erschöpfung und Verzweiflung, aber projizierte ich vielleicht auch meine eigene Niedergeschlagenheit auf sie? Waren die trüben Auren, die ich um mich herum sah, reine Halluzination? Waren die Stimmen, die ich seit meinem Flug mit Ariel hörte, meine eigenen Dämonen, die zu mir sprachen? Bildete ich mir das alles ein?
    Vielleicht drehst du ganz einfach durch , sagte eine Stimme in meinem Kopf, die halb nach John Dee und halb nach Robert Osborne klang. Ich hatte jede überwältigende neue Enthüllung, die ich erfahren hatte, als Beweis
dafür genommen, dass das, was mir geschah, wirklich passierte, aber was, wenn das alles Halluzinationen waren? Wie konnte ich da sicher sein?
    Am Park Place stieg ich aus. Als ich die U-Bahn verließ, kam ich an verschiedenen Mosaikaugen vorbei, die in die Wände eingelassen worden waren. Sie fielen mir nicht zum ersten Mal auf, aber heute sah ich sie unruhig an, als würden sie mich mit ihren Blicken verfolgen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, konnte ich auch nicht abschütteln, als ich den Park Place in östliche Richtung zur City Hall, dem großen New Yorker Rathaus, ging. Nicht einmal der Anblick von Oberon, der in einem beigefarbenen Sweatshirt und einer Baseballmütze vor dem Sicherheitscheckpoint am Broadway auf mich wartete, konnte mir das Vertrauen in meine geistige Gesundheit wiedergeben. Er konnte schlicht ein Teil des ganzen Halluzinationsgebäudes sein. Dennoch grüßte ich ihn höflich – man konnte ja nie wissen.
    »Das mit deiner Freundin Becky tut mir leid«, sagte er. »Ich hatte schon vermutet, dass Dee versuchen würde, über einen Menschen, der dir nahesteht, an dich heranzukommen, aber ich hatte eher an deinen Vater gedacht, den ich selbst die meiste Zeit im Krankenhaus bewache, oder an Jay, den Lol für mich im Blick behalten sollte.«
    »Becky wäre gestorben, wenn Lol nicht gewesen wäre«, sagte ich und berichtete ihm, wie ich Lol mit den blutgetränkten Füßen in der Badewanne gefunden hatte. Wie knapp ich bei meinem Flirt mit der Rasierklinge davongekommen war, verriet ich ihm jedoch nicht, und meine langen Ärmel verdeckten den verräterischen Verband. Ich sah, dass er mich genau musterte, und daher gab ich ihm
schnell einen genauen Bericht aller Ereignisse, die sich gestern mit Melusine zugetragen hatten. Ein Schatten des Schmerzes zog über sein Gesicht, als ich ihm schilderte, wie Melusine auf dem Felsen zerflossen war. Auch er wusste nicht, was man tun konnte, um sie von ihrem jetzigen Zustand in der Flasche wieder in ihr altes Selbst zu verwandeln. Die einzige Frage, die er mir stellte, war die nach John Dees Versteck.
    »Gab es irgendwelche Fenster?«
    »Fenster? Wieso hätten da Fenster sein sollen? Wir waren unter dem East River.«
    Oberon schüttelte den Kopf. »Das war eine Projektion seiner wahren Position an einen für ihn günstigen Ort, zu dem er dich und Melusine gut locken und dann in den Fluss spülen konnte. Er wusste, dass Melusine das Salzwasser nicht vertragen würde.«
    »Wenn dir das alles schon bekannt war, wieso hast du sie nicht aufgehalten?«, fragte ich, und Zorn schwang nun in meiner Stimme mit. Eine Gruppe Frauen, die ebenfalls beigefarbene T-Shirts und Mützen trugen, sahen in unsere Richtung, als sie durch die Metalldetektoren gingen, aber niemand schenkte uns besondere Beachtung.
    Oberon lachte über meine Empörung. »Ein Elementarwesen aufhalten? Da hätte ich genauso gut versuchen können, die Gezeiten oder die Erdumdrehung zu bremsen. Melusine wusste, was sie tat. Wenn du bei dem kurzen Blick, den du in Dees Versteck werfen konntest, irgendetwas Nützliches entdeckt hast, dann würde sie wollen, dass du es verwendest. Wenn es dort Fenster gab, dann hast du vielleicht irgendetwas gesehen, das darauf hindeutete, wo er sich tatsächlich befand.«

    Ich schüttelte den Kopf. »Es hingen lauter Gemälde an den Wänden«, sagte ich. »Falls es Fenster gab, dann waren sie verdeckt.«
    »Hast du dir gemerkt, wie die Wände aussahen?«
    »Sie waren mit einer Art Goldvertäfelung verkleidet. Die ganze Aktion war reine Zeitverschwendung – und ein unnützes Opfer von Melusine.«
    Oberon neigte den Kopf und betrachtete mich aus seinen schrägen grünen Augen. »Das bezweifle ich. Irgendetwas wird dir noch einfallen. Aber im Augenblick haben wir anderes zu tun.« Er reichte mir ein Sweatshirt und eine Baseballmütze. »Hier, zieh das an.«
    Beide Kleidungsstücke trugen das Logo der

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