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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Geld die College-Ausbildung seines Sohnes finanzieren.«
    Oberon öffnete die Tür und überließ es Arnold Herkimer, über seine Sünden nachzudenken. Wir betraten einen kurzen Flur und kamen an die nächste Tür, die auf halber Höhe in zwei Hälften geteilt war. Die obere Hälfte stand offen und gab den Blick auf einen Schalter frei, an dem ein Mann um die dreißig mit zurückweichendem, rotblondem Haar und zahllosen Sommersprossen saß, der ein rot gestreiftes Oxford-Hemd trug. Ein Namensschild aus Messing wies ihn als Ignatius T. Ashburn III. aus, Sekretär des Taxators. Ein fotokopiertes Schild auf rosa Papier verkündete: »Wenn Sie nörgeln, meckern oder einfach nur nerven, erheben wir eine Sondergebühr von zehn Dollar dafür, uns mit Ihnen abzugeben.« Oberon schloss die erste Tür hinter uns und zog mich auf eine Seite des schmalen Flurs. Ein junges Mädchen in engen Jeans, einer Bomberjacke aus Leder und Ugg-Boots stand vor dem Schalter und wühlte in einer riesigen Handtasche.
    »Vor einer Sekunde hatte ich ihn noch«, behauptete sie. »Können Sie meinen Fall nicht einfach nach meinem Namen aufrufen?«
    »Nein, das kann ich nicht«, erklärte der Angestellte und
legte den Kopf zurück, um die junge Frau höchst verächtlich anzublicken. Diese Haltung gab einen Einblick in ein paar ungewöhnlich große Nasenlöcher, die sich sogar noch weiteten, als das Mädchen anfing, den Inhalt seiner Tasche auf seinem Schalter auszupacken. Ein iPhone, Make-up-Utensilien und eine Handvoll Kaugummipapier kamen zum Vorschein, bevor sich der elfenbeinfarbene Brief wiederfand.
    »Hier ist er«, sagte sie und schob das Blatt über den Tisch. »Aber ich habe keinen Schimmer, worum es hier geht. Ich meine, ich wohne noch zu Hause, wenn ich nicht im Studentenwohnheim bin, und mein Auto läuft auf den Namen meiner Eltern. Deswegen sollte alles, was damit zu tun hat, an meinen ersten Wohnsitz in Scarsdale gehen.«
    »Das hier hat mit Ihren Eltern nichts zu tun, Jenna Abigail Lawrence«, erklärte der Angestellte und hielt das Papier gegen das Licht. »Ah, ein Verstoß gegen Nummer 4801929-XNT-8R. Das ist ein Verstoß gegen das Vertraulichkeitsgesetz.« Er senkte das Papier und sah Jenna Lawrence über den Schalter hinweg an, während sich ein dünner Rauchfaden aus seinen Nasenlöchern ringelte. Seine Augen hatten die Farbe von Zimtkaugummi, und sie begannen sich jetzt ebenso zu drehen wie zuvor die Wasserzeichen auf dem Papier. Bei ihrem Anblick überkam mich ein Gefühl von Schuld. Ich erinnerte mich daran, wie ich in der siebten Klasse bei einer Französischarbeit geschummelt hatte, an ein Dankesschreiben, das nie abgeschickt worden war, und ein Buch aus der Bücherei, das ich nie zurückgegeben hatte. »Ihr Bußgeld wird niedriger ausfallen, wenn Sie selbst das Vergehen schildern.«

    Jenna Lawrence hängte sich den Riemen ihrer Tasche wieder über und warf das perfekt glatte und gesträhnte Blondhaar über ihre rechte Schulter. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie reden, aber wenn das irgendwas damit zu tun hat, was meine Mitbewohnerin rumerzählt – der kann man sowieso kein Wort glauben. Jedenfalls habe ich ihre blöde Seminararbeit über Dante nie gelesen …«
    »Nein, das haben Sie nicht. Wenn Sie das getan hätten, dann würden Sie vielleicht das eine oder andere über Bestrafung begriffen haben, Miss Lawrence. Nein, hier geht es darum, dass Sie die SMS auf dem Telefon Ihres Freundes gelesen haben, während er Ihnen gerade einen Kaffee zum Mitnehmen holte.«
    Jenna Lawrence blieb der Mund offen stehen. »Wie …? Aber …«, brachte sie heraus. Nachdem sie sich wieder ein wenig gefasst hatte, fragte sie: »Hat Scott Ihnen das erzählt?«
    »Scott hat keine Ahnung, dass Sie seine SMS lesen. Er fragt sich allerdings, wieso Sie so sauer auf ihn sind.«
    »Er hat mich eine verzogene Göre genannt!«, heulte Jenna. »Und seiner sogenannten besten Freundin aus der Highschool hat er geschrieben, dass ich nichts anderes als Klamotten im Kopf hätte.« Jenna wühlte in ihrer Tasche, woraufhin Ignatius ein Taschentuch aus der Spenderbox auf dem Tresen zog und es ihr reichte. Geduldig wartete er, bis sie sich geschneuzt hatte.
    »Ich verstehe nicht, woher Sie das alles wissen, aber was wollen Sie denn jetzt deswegen unternehmen? Sie werden doch Scott nichts erzählen, oder?«
    »Nein, Jenna, das werden Sie selbst tun. Und Sie werden
im Sommer ehrenamtlich für das Frauenhaus arbeiten, anstatt sich in den Hamptons an den

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