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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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legte mich ins Bett und machte das Licht aus. Einen kleinen Augenblick verwirrte es mich, wie hell es noch im Raum war, aber schließlich begriff ich, dass von Lol ein rosa-orangefarbenes Glühen ausging wie von einem Nachtlicht, und dann war ich auch schon eingeschlafen.
     
    Am nächsten Tag wachte ich erst gegen Mittag auf. Lol war nirgendwo zu sehen, als ich aufstand, aber offenbar hatte jemand all meine Schubladen neu eingeräumt, und durch eine dünne Schicht Talkumpuder auf meiner Kommode
führten kleine Fußabdrücke. Als ich die Treppe hinunterkam, roch ich frisch aufgebrühten Kaffee und etwas in Butter Gebackenes. Jay und Becky saßen in der Küche und häuften sich Clotted Cream auf Scones.
    »Schläfst du seit neustem mit einem Konditor?«, fragte Becky mich mit vollem Mund.
    »Ich dachte, der Typ sei Hedgefonds-Manager«, brummte Jay. »Gibt es da etwa auch noch einen Bäcker?«
    »Nun, auf alle Fälle beweist dir jemand seine Zuneigung in Form von Backwaren«, erklärte Becky und hielt eine braune Papiertüte mit großen Fettflecken hoch. »Die hier lag heute Morgen vor der Haustür … und dieser Zettel war dabei.« Sie reichte mir eine lila Haftnotiz. Komm um ein Uhr früh zum Empire State Building , stand darauf. »Das Empire State Building«, seufzte Becky. »Das ist ja wie in Schlaflos in Seattle. Was auch immer du gemacht hast – oder mit wem -, hör bloß nicht auf damit!«
    »Ich mache mit niemandem etwas, Becky«, zischte ich. »Hör auf damit! Erzähl mir lieber, was letzte Nacht mit dem Produzenten gelaufen ist.«
    »Er möchte uns unter Vertrag nehmen, aber unser lieber Jay hat künstlerische Bedenken .« Becky rollte mit den Augen.
    »Wir haben doch schon ein Label«, wandte Jay ein, der ein paar Krümel vom Tisch auftupfte. »Ein Label, das uns in kreativer Hinsicht nicht hineinredet. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob dieser Typ kapiert, worum es uns geht.«
    »Er bietet uns jedenfalls eine siebenstellige Summe als Vorschuss …«
    Ich lauschte dem Geplänkel zwischen meinen beiden
Freunden, die nun die Vorzüge ihrer aktuellen Plattenfirma – ein kleines Indie-Label aus Brooklyn – mit dem neuen Angebot verglichen. Es war schon abzusehen, wer diese Diskussion für sich entscheiden würde. Becky war die Vorsitzende des Debattierclubs an unserer Highschool gewesen und hatte bereits einige Juraseminare an der New York University belegt, bevor sie das Studium geschmissen hatte, um mit Jay und Fiona die Band zu gründen. Sie hatte die Zahlen, die Beispiele und die logischen Schlussfolgerungen auf ihrer Seite. Jay konnte nur stur darauf beharren, dass er bei der Sache kein gutes Gefühl hatte. Seine Antworten wurden im Laufe der Auseinandersetzung kürzer und kürzer. Er selbst schien auch immer kürzer zu werden, je weiter er auf seinem Stuhl herunterrutschte.
    »Vielleicht kannst du ja mit dem Produzenten reden, was deine Vorstellungen hinsichtlich der Band betrifft, Jay«, schlug ich vor. »Den neuen Song finde ich übrigens super. Ich habe ihn neulich abends auf WROX gehört. So ein trauriges Liebeslied. Ich fand es klasse, wie ihr die ganze alte Troubadour-Tradition wieder aufnehmt, diese Sache mit der unerwiderten Sehnsucht nach dem unerreichbaren Objekt der Zuneigung.«
    Jay wurde bei meinem Lob tiefrot und sank noch weiter in sich zusammen. Dann murmelte er etwas und rannte aus der Küche.
    »Habe ich was Falsches gesagt?«, fragte ich Becky verblüfft.
    »Nein. Es ist nur … ich glaube, Jay hat an dich gedacht, als er den Song schrieb, und ich könnte mir vorstellen, dass es bei ihm nicht so gut ankam, als du seine Gefühle
gerade als uner widerte Sehnsucht nach dem unerreichbaren Objekt der Zuneigung beschrieben hast.«
    »An mich? Wieso sollte er an mich denken …« Unter Beckys Blick kam ich ins Stocken. »Scheiße. Ich bin ja so blöd.«
    »Na ja … du hattest ja auch viel um die Ohren.«
    »Meinst du, ich sollte mit ihm reden?«
    »Nein, ich würde ihn erst mal lieber in Ruhe lassen. Ich glaube, er brütet gern ein bisschen vor sich hin. Vielleicht holen wir so auch noch ein paar gute neue Songs aus ihm raus.«
    Ich hielt mich an Beckys Rat und sprach Jay nicht auf diese Sache an. Als ich mich später auf den Weg ins Krankenhaus machte, hatte ich trotzdem das Gefühl, mich feige verhalten zu haben. Jay war mein bester Freund. Als meine Mutter starb, hatte er mir in dieser schweren Zeit noch mehr geholfen als Becky. Ein ganzes Jahr lang hatte er nach der Schule jeden Tag

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