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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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zurückwich.
    »Und denkst du auch so?«, fragte er. »Dass du keine andere Wahl hast?«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, aber mir blieb die Antwort erspart. Der Wagen hatte angehalten. Jemand klopfte gegen das Fenster. Hughes ließ es hinunterfahren, und Detective Kiernan steckte den Kopf hinein.
    »Wir sind da«, sagte er und ließ den Blick über das Innere des Rolls gleiten, als erwartete er Kisten mit geschmuggelten Drogen oder ein paar Leichen zwischen den Sitzen. »Ich glaube, das sollten Sie sich einmal ansehen, Miss James.«
     
    Will Hughes hatte mich so sehr in seinen Bann geschlagen, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, ihn zu fragen, was er sich davon erhoffte, Detective Kiernan zu Dees Laden zu führen. Sobald der Polizist entdeckte, dass dort der Staub von vielen Jahren lag, würde ihn meine Behauptung, dass ich nur wenige Tage zuvor dort ein richtiges Antiquitätengeschäft vorgefunden hatte, erst recht misstrauisch machen.
    »Hier sieht es völlig verlassen aus«, stellte Kiernan fest, nachdem ich ausgestiegen war. »Sind Sie sicher, dass dies das Haus ist, in dem Sie am Tag des Überfalls waren?«
    Ich ging die Stufen zu der Glastür hinauf. Die vergoldeten Buchstaben schimmerten im Licht der Straßenlaterne,
und die Worte Zwietracht und Verzweiflung schienen mir zuzuzwinkern. »Ja, das ist es«, sagte ich seufzend. »Ich weiß, dass es nicht so aussieht, als sei das Geschäft vor zwei Tagen noch geöffnet gewesen …« Ich brach ab. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und ich konnte Einzelheiten hinter der Scheibe erkennen. Ja, die Regale und der Ladentisch waren leer, aber es war kein Staub mehr zu sehen, und der Tresen war auch nicht beschädigt. Die Brokatvorhänge, die gestern noch zerlumpt und löchrig gewesen waren, hingen nun sauber und heil an ihrer Stange.
    Becky drängte mich ein wenig zur Seite, um selbst etwas sehen zu können. »Ja, offenbar ist er nach dem Einbruch abgehauen, aber hey, was liegt dort auf dem Boden? Das sieht doch aus wie ein Stück zerfetzte Leinwand. Sehen Sie doch, Detective Kiernan, glauben Sie nicht, dass es ein Stück von einem Gemälde sein könnte?«
    »Es könnte auch ein Stück alte Zeitung sein«, brummte er. »Das reicht wohl kaum für einen Durchsuchungsbefehl.«
    »Den brauchen wir gar nicht«, wandte Will Hughes ein. »Ich habe den Vermieter angerufen … ah, und hier kommt er auch schon.«
    Wir alle wandten uns um und sahen einen gebeugten, kahl werdenden Mann von der Hudson Street her auf uns zu kommen, der mit der Linken ein Mobiltelefon an sein Ohr drückte und klappernd einen Schlüsselbund in der Rechten hielt.
    »Ich hätte den Vermieter gern selbst kontaktiert«, bemerkte Kiernan leise.
    »Entschuldigen Sie, Detective. Ich habe nur versucht
zu helfen. Ab jetzt halte ich mich aus allem heraus.« Will trat zur Seite, als der Vermieter, der sich mürrisch als Lochan Singh vorstellte, die Tür aufschloss und das Licht einschaltete. Vergebens sah ich mich nach Überresten der dicken Staubschicht um, die vorgestern Nachmittag noch alles bedeckt hatte; die Regale waren blitzsauber poliert. Nur die blassen, runden Flecken auf dem roten Samt, auf denen die Uhren und Broschen gelegen hatten, zeugten davon, was sich hier einst befunden hatte. Ich zuckte zusammen, als mir plötzlich ein Auge entgegenblickte. Eine der Liebaugenbroschen lag noch auf dem Tuch, und die gemalte Iris starrte unerbittlich in die meine. Zögernd trat ich näher, beugte mich hinunter … und fuhr zurück, als die langen Wimpern blinzelten. Hastig sah ich mich um, ob jemand meine Reaktion bemerkt hatte, aber alle standen um Kiernan herum, der auf dem Boden kniete und das Stück Leinwand betrachtete. Ich wandte mich wieder zu der Brosche um und trat nach kurzer Überlegung nach rechts.
    Das Auge folgte meiner Bewegung.
    Einer von Dees Tricks, den er hier zurückgelassen hatte. Na schön, dachte ich, vielleicht war es aber auch ein Trick, der gegen ihn zu verwenden war. Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass mich niemand beobachtete, trat ich nahe an das Regal und schob die Brosche in die Tasche meiner Jeans. Dann wandte ich mich wieder der Gruppe um Kiernan zu. Er hob gerade das Leinwandstück mit der Spitze eines Kugelschreibers an und legte es dann auf den Tresen.
    Es handelte sich um die Ecke einer bemalten Leinwand, war aber nicht Teil des Gemäldes, sondern nur ein Stück,
auf dem der Maler die Farben seiner Palette ausgestrichen hatte. Ich

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