Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
Vom Netzwerk:
Lebens, Paul.«
    »In Ordnung. Hab’s kapiert. Tut mir leid.«
    »Entschuldige dich nicht, ist schon gut. Ich kam in jener Nacht zurück, begleitet von der Polizei, und meine Mama wusste schon, was los war, und die Wochen danach – und nachdem Ben sich erschossen hatte – verbrachte ich mit der Bibel in meinem Zimmer, weggesperrt. Es wundert mich, dass sie mir die Bibel nicht mit Klebstreifen an den Händen festband. Sie fand all meine Comichefte, die ich zusammen mit ein paar CDs unter einer losen Holzdiele aufbewahrte. Sie nahm sie mir alle weg. Hätte sie mir die Vagina im Namen des Herrn zutackern können, ich bin sicher, sie hätte es gemacht.«
    »An welchem Punkt wussten Sie es?«
    Sie kneift die Augen zusammen, denkt darüber nach. »Die morgendliche Übelkeit ging los ... nicht ganz zwei Monate nachdem wir die schmutzige Tat vollbracht hatten. Eines Morgens wurde ich wach und verlor das Essen vom Abend vorher, dann aß ich etwas Toast und verlor den auch. Ich wusste, was es war, weil man mir ständig Angst davor gemacht hatte. Meine Mutter ist ein großer Fan von Konsequenzen und schmiert einem ständig aufs Butterbrot, dass einem die Sünden durch ihre Folgen vergolten werden, wie giftiges Obst, das aus einem schlechten Samen wächst. Oh, du isst zu viel? Das ist Völlerei, deshalb gibt es hier etwas Darmkrebs. Was ist das? Du kannst nicht aufhören, all diese verzweifelten Hausfrauen zu bumsen? Hoppla, sieht soaus, als ob die Syphilis dir den Schwanz abfaulen ließe. Viel Glück!«
    »Das ist eine merkwürdig karmische Auffassung.«
    »Sag ihr das nicht. Sie würde sich selbst ein Messer an den Hals setzen.« Miriam mimt das Aufschlitzen ihrer Kehle, wobei ihre Finger die Rolle des Messers spielen. » Krcht! Tötet die Ketzerin!«
    »Wie hat sie denn auf die Schwangerschaft reagiert?«
    »Ich hielt sie vor ihr geheim, solange es ging. Ich sagte einfach, ich würde dick, und das war eine Lüge, die ich nicht untermauern konnte, weil ich kaum genug für einen aß, erst recht nicht für zwei. Mein Bauch schwoll an, aber der Rest nicht, und so sah ich am Ende aus wie eins dieser afrikanischen Kinder im Fernsehen, denen die Fliegen über die aufgedunsenen Bäuche krabbeln.«
    »Sie fand es also heraus.«
    »Sie fand es heraus.«
    »Und ... dann? Hat sie Sie rausgeworfen? Sie scheint ja nicht gerade die netteste Mutter zu sein.«
    Miriam atmet tief durch. »Nein. Es war ... genau das Gegenteil. Sie veränderte sich, Mann. Nicht, dass sie die superliebevolle Mutter wurde, aber sie veränderte sich wirklich. Sie wurde fürsorglicher. Sie hörte auf, mich zu beschimpfen und mir an allem die Schuld zu geben. Sie kam häufig in mein Zimmer, sah nach mir, schaute, ob ich irgendetwas brauchte. Mein Gott, sie machte mir sogar Essen, das ich wirklich mochte! Es war eigenartig. Ich nehme an, sie dachte sich, man kann die Büchse der Pandora nicht einfach wieder zumachen. All die Jahre vorher hatte sie mich auf diese miese Weise behandelt, um mich daran zu hindern, einen Fehler zu machen, und dann gehe ich hin und mache trotzdem einen. Außerdem wollte sie vielleicht wirklich ein Enkelkind. Tief im Innern überlege ich mir manchmal: Vielleicht hat sie so ja mich bekommen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sieso war, wie sie war. Nicht dass ich es jemals erfahren werde, selbstverständlich.«
    »Aber ...«, sagt Paul. »Sie haben das Kind nie bekommen.«
    »Oh, ich habe es bekommen. Es hat sich die ganze Zeit über hinter deinem Stuhl versteckt.«
    Paul guckt tatsächlich nach.
    »Du bist sehr leichtgläubig, Paul«, sagt sie. »Nein, ich bekam das Baby nicht.«
    »Und was ist passiert? Wie haben Sie es verlo...« Piep-piep-piep . Pauls Armbanduhr piept. Er hebt das Handgelenk, und Miriam sieht, dass es eine dieser altmodischen Uhren mit eingebautem Taschenrechner ist.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass die noch jemand hat«, sagt sie.
    »Ich denke, ursprünglich war sie bloß ironisch gemeint«, erklärt Paul. »Hat sich aber rausgestellt, dass sie tatsächlich irgendwie nützlich ist. Wer braucht schon einen Palm Pilot, wenn er eine geile Taschenrechneruhr haben kann? Außerdem hat sie nur ungefähr fünf Dollar gekostet.«
    »Sparsam und praktisch mit einer knallharten Taschenrechneruhr! Schön für dich. Und was ist jetzt mit dem Alarm? Hast du ein heißes Date?«
    »Ja«, sagt er gedankenverloren, aber dann schüttelt er den Kopf. »Äh, allerdings, heiß ist es absolut nicht. Ich muss zum Haus meiner Mama,

Weitere Kostenlose Bücher