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Blackcollar

Blackcollar

Titel: Blackcollar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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Offensichtlichsten waren die kleinen Kameras. Die erste war in einer Strebe des Bettgestells verborgen und visierte die Tür an. Sie bot den versteckten Beobachtern eine Ansicht des Sanitärbereichs und der Tür selbst. Die zweite war in der Oberseite der Duschkabine verborgen und erfasste die Kojen und den Rest dieser Raumhälfte. Und dann gab es noch eine kleinere und viel raffinierter versteckte Kamera in der oberen Ecke auf der anderen Seite des Raums - wahrscheinlich eine Kugellinsen-Kamera, die allein fast den gesamten Raum zu überwachen vermochte. Das Kalkül war wohl, dass er die ersten zwei Kameras entdecken und dadurch in Sicherheit gewiegt werden sollte, sodass er die dritte dann übersah. Der Vollständigkeit halber war noch eine Wanze installiert worden.
Die gleichzeitige Suche nach einem Werkzeug, mit dem er vielleicht einen Ausbruch aus diesem Gefängnis bewerkstelligen konnte, verlief indes weniger erfolgreich. Das Bettgestell war mit nicht lösbaren Schrauben an der Wand befestigt, die man nur mit Spezialwerkzeug wieder entfernen konnte. Die Matratze war weich und elastisch - mit einer Art Schaumstoffchips gefüllt, aber ohne Federn oder sonst etwas, das er zu einer Waffe umzufunktionieren vermocht hätte. Der Tisch war am Boden befestigt, und der Sessel war viel zu groß und schwer, um ihn als Waffe einzusetzen - er hätte ihn zwar einmal zu werfen und denjenigen, auf dem er landete, wohl auch außer Gefecht zu setzen vermocht, aber vor dem zweiten Einsatz als Wurfgeschoss hätte der Rest der Wachen sich schon auf ihn gestürzt. Die beiden Decken der Koje waren dick genug, um ihre eigentliche Aufgabe zu erfüllen; sie bestanden aber aus einem dünnen Stoff, der sehr leicht riss und deshalb zur Herstellung von Fesseln oder Würgeschlingen ungeeignet war. Das große Duschhandtuch bestand aus einem ähnlichen Material.
Die einzige Tür des Raums war so hoch wie die Decke, sodass er sich nicht darüber in der klassischen Leoparden-Sprung-Position verbergen konnte, die ein beliebtes stilistisches Element in melodramatischen Actionfilmen war. Hinter den Kojen gab es auch keinen Platz, um sich zu verstecken, und die Duschkabine war transparent.
Es klickte im Schloss; er drehte sich um, und eine der Wachen öffnete die Tür und kam mit einem dicken Papierstapel herein. »Hier«, sagte er und beobachtete Caine argwöhnisch, als er sich bückte und den Stapel direkt hinter der Tür auf den Boden legte. »Mit einem schönen Gruß von Präfekt Galway.«
»Was ist das denn?«, fragte Caine und schaute mit einem Stirnrunzeln auf das Papier.
»Sie hatten doch um ein Buch gebeten«, sagte die Wache. »Hier ist es.« Ohne den Blick von Caine zu wenden, zog er die Tür an der Kante wieder zu.
Caine ging zum Papier hinüber und hob es auf, wobei er Galways Fähigkeiten wieder einmal Respekt zollte. Ein elektronisches Buch hätte nämlich auch ein elektronisches Lesegerät erfordert, aus dessen Innereien Caine vielleicht etwas zusammenzubasteln vermocht hätte, um die Überwachungskameras zu deaktivieren. Und ein herkömmliches gebundenes Buch hätte man als Wurfgeschoss einsetzen können. Also hatte Galway ihm eine fünfhundert Seiten starke Loseblattsammlung zukommen lassen, die wirklich zu nichts anderem zu gebrauchen war als zum Lesen.
Glaubte er jedenfalls.
Er legte den Stapel auf den Boden neben dem Plüschsessel, nahm die erste Seite und riss die oberen zwei Ecken ab. Dann ging er zur Duschkabine und träufelte ein paar Tropfen Flüssigseife aus dem Spender aufs Papier. Anschließend ging er zu den beiden auffällig unauffälligen Kameras und klebte die Linsen fein säuberlich damit ab.
Blieb natürlich noch immer die dritte Kamera.
Aber er wollte das Spiel zunächst mitspielen und den Anschein erwecken, als ob er sie nicht gefunden hätte. Falls und wenn er bereit war, seinen Zug zu machen, würde diese Kamera ihn auch nicht daran hindern.
Er nahm den Rest der Seite und faltete sie mehrfach akkurat, bis er ein schmales, steifes Werkzeug gefertigt hatte, das wie ein Lineal aussah. Dann schob er den Plüschsessel zur Tür hinüber, platzierte sich dort und setzte vorsichtig den Hebel im Spalt zwischen Tür und Rahmen an. Es war schon spät, und er war auch müde, aber es würde komisch aussehen, wenn er nicht wenigstens pro forma einen Ausbruchsversuch unternahm.
Es war natürlich völlig ausgeschlossen, dass sich mit einem derart labilen Werkzeug das Schloss aufbrechen ließ; und er konnte sich auch vorstellen,

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