Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
Vom Netzwerk:
des Morgens. Louis versteckt sich hinter einer Mauernische, späht hervor, unsicher, was er machen soll, wohin er gehen soll. Seine Gedanken sind wie ein Dutzend Katzen, die in hundert verschiedene Richtungen laufen. Er weiß nicht, wie er Miriam finden soll, will aber nicht mit den Cops sprechen, denn wenn einer von ihnen mit diesen Mördern unter einer Decke steckt, dann womöglich noch weitere. Außerdem gefällt ihm der Gedanke nicht, mit einer geklauten Pistole so nah an einem Parkplatz voller Polizisten zu sein. Er ist paralysiert, wie gelähmt.
    Tolle Beschützer .
    Wasser rauscht durch die Rinnsteine vor der Schule, und die Gullys quellen über. An den Seiten der Straße stehen bereits tiefe Pfützen, die in der Mitte bald aufeinander treffen werden. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist hier alles überflutet. Der Regen nimmt kein Ende, kennt kein Erbarmen. Hurrikan Esmeralda ist da – und zeigt die Zähne.
    Mittlerweile ziehen einige Cops ab, schon bald werden sie alle weg sein.
    Ein Schatten fällt auf Louis, über ihm ertönt das energische Klacken eines sich öffnenden Regenschirms. Es ist Katey.
    »Louis, es tut mir so leid!« Er sieht, dass sie geweint hat. »Ich habe sie allein gelassen und dann … Bevor ich mich versah, brach die Hölle aus. Das Ganze ist meine Schuld!«
    »Deine Schuld?« Am liebsten würde er lachen. »Katey, ich habe Miriam gesagt, ich würde sie beschützen und es sei meine Aufgabe, für sie da zu sein. Das hier sieht nicht danach aus, als hätte ich das getan.«
    Er hatte Katey vom Tor aus angerufen – Homer ließ ihnden Festnetzanschluss benutzen, den es im Torhäuschen gibt. Sein Handy hatte er im Truck gelassen – inzwischen kann er es wahrscheinlich abschreiben.
    »Sie sagen …« Kateys Stimme verliert sich.
    »Was?«
    »Sie sagen, Miriam habe einen der Wachmänner da drin verletzt. Ernsthaft verletzt. Sie soll ihm den Hals von Ohr zu Ohr aufgeschlitzt haben.«
    Louis fühlt sich wie betrunken, als wäre er ein winziges Boot in einer Stromschnelle.
    »Sie hat ihn umgebracht?«
    Katey schüttelt den Kopf. »Er ist nicht tot, noch nicht. Sein Zustand ist zwar kritisch, aber irgendwie lebt er noch. Ich glaube, man kann mit aufgeschlitztem Hals überleben, wenn der Schnitt nur nicht zu tief ist, wenn keine Arterie getroffen wurde.« Sie schnieft. »Aber sie sagen, es sieht nicht gut aus für ihn.«
    »Miriam hat das nicht getan. Und wenn doch, dann hat sie einen guten Grund gehabt.«
    Der Wind frischt auf, weht beißend kalten Regen unter den Schirm. Louis merkt es nicht einmal.
    »Sie haben sie entführt, Katey: Miriam und das Mädchen.«
    »Wir müssen das den Polizisten sagen! Sie werden sich bald die Überwachungsbänder ansehen und dann ohnehin mit mir sprechen wollen. Wir können ihnen ebenso gut zuvorkommen.« Sie tätschelt seine Brust.
    »Nein. Die hängen da mit drin. Erzähl ihnen nichts!«
    Sie zieht die Hand weg. »Jetzt klingst du aber ein bisschen paranoid.«
    »Einer von ihnen ist auf mich losgegangen, Katey. Ich folgte diesem schwarzen Mercedes, als plötzlich ein Polizeiwagen auf die Kreuzung geschossen kam und mir denWeg versperrte. Ehe ich mich versah, fing der Cop an, auf mich zu schießen.«
    Und jetzt habe ich seine Pistole.
    Und in der Trommel sind nur noch zwei Kugeln.
    »Schwarzer Mercedes«, wiederholt sie, kneift die Augen halb zu und denkt nach. »Nun – nein. Nein, das kann nicht sein.«
    »Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Rolle spielt, aber … der Schulleiter, Edwin Caldecott, er fährt einen schwarzen Mercedes.«
    »Ist er hier?«
    »Nein, er ist heute Morgen gar nicht erschienen …«
    Da hört Louis das Geräusch von Reifen, die platschend durch tiefe Pfützen fahren.
    Katey sagt: »Wenn man vom Teufel spricht …«
    Louis dreht sich um.
    Tatsächlich: der schwarze Mercedes. Er kommt die Auffahrt hoch, bald wird er direkt an ihnen vorbeifahren.
    Das ist das Auto!
    Louis ist sich sicher. So sicher, wie man sich nur sein kann. Er spürt, wie diese Gewissheit in seinem Innersten herumkriecht wie ein Knäuel hungriger Würmer.
    »Katey, wir müssen uns später weiter unterhalten!«
    Sie erwidert etwas, aber es wird vom Sturm verschluckt.
    Louis greift nach der Pistole und tritt hinaus vor den Mercedes.
    Es ist Zeit, Miriam zu finden.

SECHSUNDFÜNFZIG

Versteckspiel
    Miriam weiß nicht, wie lange sie schon hier draußen ist.
    Sie weiß nicht, wo sie hin soll. Alles, was sie weiß, ist, dass es regnet

Weitere Kostenlose Bücher