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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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könne, oh nein, er doch nicht!«
    »Ich bin müde. Und ich habe Schmerzen. Geh einfach weg!«
    »Du stirbst heute. Hier und jetzt.« Der Vogel richtet seine Flügel. »Dies ist der Moment, den das Schicksal für deinen Tod bestimmt hat. Was schon ein Fehlschlag ist, findest du nicht? All diese Mädchen. Nicht nur Wren und Tavena, sondern noch so viele andere. Die Caldecotts machen weiter. Sie werden selbst Kinder haben. Die Schlange frisst ihren eigenen Schwanz. Eine endlose Parade der Schmerzen, eine Prozession des Elends.«
    »Jemand anders wird einschreiten müssen. Ich bin fertig damit.«
    »Wenn nicht du, wer dann?«
    »Fick dich! Flieg weg!«
    »Du hast mich ein Symbol genannt«, sagt der Vogel. »Wer hat gesagt, dass ich ein Symbol bin? Ich bin so real wie du. So real wie die Pistole an deinem Kopf. Da, schau hin!«
    Es fühlt sich an, als würde Miriams Bewusstsein schnell aus ihrem Körper gezogen, durch eine Gasse voller Dornen –
    Und plötzlich kann sie sich selbst sehen.
    Wie sie am Rand des Teichs kniet, hinter ihr der gedrungene Bulle, reglos, mit der Waffe.
    Miriam versucht, sich zu bewegen. Sie hört das Rauschen von Flügeln.
    Ihren Flügeln.
    Sie ist nicht mehr in ihrem Körper, sondern in dem der Krähe.
    Und dann –
    Swusch
    ist sie wieder zurück, starrt auf den Pavillon
    und die dunkle Krähe auf dessen Dach.
    »Sag mir einfach, was ich machen soll«, spricht die Krähe weiter, »und dein Wille geschehe, arme Miriam.«
    Die Zeit tickt wieder.
    Der Regen hämmert wieder auf den Teich.
    Donner grollt.
    Der Bulle räuspert sich.
    Miriam spürt, wie der Druck der Pistole sich verstärkt. Sie blickt zu der Krähe auf dem Pavillon und flüstert: »Bitte!«
    Dann spürt sie, wie sich ein Teil von ihr heimlich davonstiehlt.
    Der Vogel erhebt sich in die Luft.
    »Nun wirst du in die Hölle fahr’n zu den Teufeln«, knurrt Earl.
    Da bewegt sich ein dunkler Umriss, schnell. Ein plötzliches und hektisches Flügelschlagen.
    Der Druck der Pistolenmündung ist mit einem Mal verschwunden, und Earl brüllt. Miriam reckt den Hals, um zu sehen, was geschieht. Im selben Moment geht die Pistole neben ihrem Ohr los – erneut ein Klingeln, diesmal so laut, dass es sogar das Geräusch des Regens übertönt.
    Miriam kann Earls Gesicht kaum sehen, doch sie sieht den Vogel – schwarze, ölige, schlagende Flügel. Earl schreit auf und schlägt mit der Pistole nach ihm.
    Der Schnabel hackt, stößt zu. Immer wieder in seinen schreienden Mund.
    Dann zieht sich der Vogel zurück; seine Krallen hinterlassen Klauenmale auf Earls Kinn. Er hat Stücke von Earls Zunge im Schnabel, wie Streifen kurz angebratenen Rindfleischs. Eine Wanderdrossel im Frühling mit einem zappelnden Wurm im Schnabel .
    Die Krähe fliegt weg.
    Miriam ergreift die Gelegenheit. Unbeholfen gräbt sie sich mit den Zehen im Schlamm ein, stößt sich ab wie eine Schwimmerin und wirft sich nach vorn in Earls Knie. Er fällt über sie und klatscht in den Teich.
    Auf der Seite liegend versucht sie, sich Zentimeter für Zentimeter die Uferböschung hochzuziehen – aber das Gras ist schlammverschmiert, und sie kann keinen Halt finden.
    Eine Hand packt sie am Knöchel.
    Earl taucht wieder aus dem Wasser auf und fängt an, sie hineinzuzerren.
    Miriam strampelt mit den Beinen. Doch es gelingt ihm sie umzudrehen, sodass sie ihm das Gesicht zuwendet.
    Er funkelt sie böse an; schwarze Klümpchen bilden blutigen Dreck auf seinen Zähnen. Er packt sie am Hemd und richtet die Pistole auf ihr Gesicht. Miriam denkt sich, Warum, du blöder Vogel? Was hat mir das nun gebracht? Er hat zwar keine Zunge mehr, aber die Waffe hat er trotzdem noch, so oder so bin ich tot.
    In ihrem Kopf hört sie die Antwort: Weil es dir gerade genug Zeit verschafft hat.
    Genug Zeit wofür?
    Ein Schuss.
    Earls Kopf ruckt hart nach rechts.
    Er fällt über ihre Beine – totes Gewicht – und rollt ins Wasser.
    »Das verstehe ich nicht«, sagt sie zum Himmel, während der Regen ihr die Sicht nimmt und den Mund füllt.
    Da packen sie große Hände und ziehen sie die Böschung wieder hoch.
    Ein einäugiger Trucker blickt auf sie herab.
    »Louis«, murmelt sie.
    »Ich habe dir gesagt, ich würde dich beschützen.«
    »Vielleicht kreuzt du nächstes Mal ein bisschen früher auf. Dieser moderne Last-Minute-Scheiß ist für die Tonne!« Aber schon ist er wieder weg, zerrt die Leiche des Bullen aus dem Wasser. Miriam sieht das schwarze Loch in der Schläfe von Earls totem Schädel. Sieht,

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