Blacklist - Blacklist - Blacklist
soll ich ihnen mit ihren Flaschen und Bettpfannen behilflich sein.«
»Klingt grauenhaft. Sie könnten bestimmt etwas weniger Demütigendes machen.«
Er zuckte die Achseln. »Es wird super bezahlt. Und die Arbeit hat auch interessante Aspekte: Wir arbeiten für Leute, die so viel Macht haben, dass man in gewisser Weise selbst ein Teil Geschichte wird. Wie diese Papiere von Taverner; Mr. Arnoff hat schon so lange keinen täglichen Kontakt mit den Klienten, dass er gar nichts davon wusste, aber Taverner war ein einsamer alter Knabe. Er klopfte gerne an dieseverschlossene Schublade und behauptete, es gäbe Leute in New York, die ihm zehn Millionen zahlen würden, um da ranzukommen.«
Ich dachte an Benjamin im Ofen, wollte mir aber nicht die Gelegenheit entgehen lassen, Yosano zu fragen, was denn in diesen Unterlagen drinstand.
»Ich habe sie nie zu Gesicht bekommen.« Der Computer gab einen höhnischen Laut von sich, um ihm mitzuteilen, dass er es verpatzt hatte. »Aber er sagte öfter, die Hollywood Ten sähen dagegen aus wie Schneeweißchen und Rosenrot, und es sei ein Jammer, dass er als Ehrenmann sein Wort gegeben hätte, niemanden zu verraten.«
»Hätten Sie die Papiere nicht gerne mal gesehen?«
»Und ob«, sagte Yosano. »Aber wir sind seine Nachlassverwalter, irgendwann werde ich sie ohnehin zu Gesicht bekommen. Außerdem fragt man sich doch, ob es wirklich so eine große Sache war. Es ist nur menschlich, sich in diesem Alter einzubilden, man hätte etwas so Gewaltiges getan, dass man allen in Erinnerung bleibt, aber häufig stellt sich dann raus, dass es niemanden mehr interessiert.«
Ich wollte gerade einwenden, dass sich in diesem Fall wohl doch jemand dafür interessierte, da Marcus Whitby sonst nicht tot im Teich vor diesem Haus gelandet wäre, als ein Schuss die Stille der Nacht zerfetzte.
28
Haben Sie's eilig? Stehlen Sie einen Wagen!
Wenn ein 45er Magnum losgeht, glaubt man nie, dass man eine Fehlzündung oder einen Silvesterkracher gehört hat. Yosano und ich erstarrten, dann rannte er durch die Schwingtür hinaus.
Sobald die Tür zu war, öffnete ich die Ofenklappe.
»Komm mit. Stell keine Fragen und sprich nicht«, befahl ich Benjamin.
Er verströmte den süßlichen Geruch der Angst und konnte sich nicht auf den Beinen halten, weil er sich so lange zusammengekrümmt hatte. Ich lud ihn mir wie ein Feuerwehrmann auf die Schulter und verfrachtete ihn im Laufschritt in die Toilette. Er umklammerte immer noch sein Buch, und es bohrte sich in meine malträtierte Schulter. Er musste fünfzehn oder sechzehn sein, war aber so ein mageres Bürschchen, dass er nicht so schwer zu schleppen war, wie ich befürchtet hatte.
In der Toilette setzte ich ihn ab und bearbeitete seine Beine. Er verkrampfte sich immer noch, wenn ich ihn berührte, aber er war benommen vor Angst und Kälte und wehrte sich wenigstens nicht. Sobald er wieder stehen konnte, schaltete ich meine Kopflampe aus, öffnete das Fenster und schaute raus. Von der Vorderseite hörte man aufgeregte Rufe, aber hier hinten war keiner.
»Ich hieve dich da hoch zum Fenster.« Ich sprach so tonlos und gedämpft, wie man es im Knast lernt, damit keiner mithören kann. »Du windest dich durch, lässt dich fallen. Bleib flach auf dem Bauch liegen und warte auf mich. Verstanden?«
Ich spürte, dass er nickte. Ich half ihm, aufs Fensterbrett zu klettern und seine Beine durchs Fenster zu stecken. Er verlor sein Buch dabei und schrie auf. Ich legte ihm die Hand auf den Mund. »Ich hole es für dich. Schieb dich durch und spring.«
Als er zögerte, gab ich ihm einen Stoß. Er hielt sich kurz am Fensterbrett fest, dann fiel er runter. Da er ohne Schrei landete, nahm ich an, dass er sich bei der Landung nichts gebrochen hatte. Ich stieg auf den Klositz, warf sein Buch raus und zog mich selbst aufs Fensterbrett. Der Schmerz zwischen meinen Schulterblättern war jetzt so heftig, dass ich selbst einen Aufschrei unterdrücken musste.
Ich blieb ein paar Sekunden sitzen, bis ich wieder zu Atem gekommen war, dann machte ich mich an die unerquickliche Aufgabe, mich durchs Fenster zu winden - die Hüften einer ausgewachsenen Frau sind breiter als die eines schlaksigen Teenagers. Als ein zweiter Schuss losknallte, erschrak ich so, dass ich schlagartig runterfiel und fast auf Benjamin landete. Japsend lag ich erst mal am Boden und versuchte, möglichst geräuschlos wieder Luft zu kriegen.
Wir befanden uns an der südöstlichen Ecke der großen Villa. Schorr und
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