Blacklist - Blacklist - Blacklist
seine jungen Hunde schrien aufgeregt herum bei dem Versuch herauszufinden, wo sie ihre Beute erwischt hatten. Sie hatten geschossen auf… einen Waschbär oder einen Hirsch. Sie hatten bestimmt nicht geschossen - nein, keinesfalls - auf ein junges Mädchen, das kopflos über die Felder lief, um ihren Schützling aufzusuchen.
Am liebsten wäre ich nach vorne gerannt, was macht ihr hirnverbrannten Idioten da, ihr verblödeten Machotrottel, auf Schatten und Kinder schießen? Ich krallte mich im Gras vor mir fest, verankerte mich im Boden. Wenn ich mich in dieses Getümmel stürzte, würde der Junge hier verhaftet oder gar erschossen. Und Schorr war so in Rage, dass er mich festnehmen oder womöglich auf mich schießen würde, sobald ich auftauchte.
»Was sie machen?«, rief Benjamin mit gedämpfter Stimme.
»Sie haben auf irgendwas geschossen. Einen Waschbär vermutlich, ein Tier. Sobald sie das merken, werden sie nach mir suchen, also los.«
»Tier? Du glaubst nicht -« Er wagte es nicht, den Satz zu beenden.
»Komm schon«, sagte ich knapp. »Hauen wir ab. Wir gehen über den Rasen. Die Leute vor dem Haus können uns hier nicht sehen. Wenn wir zu dem hohen Gras kommen, marschieren wir da durch. Du bleibst direkt hinter mir, hast du verstanden?«
Er rappelte sich auf. Wir kamen nicht schnell vorwärts. Der Junge konnte sich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn rennen. Kälte, Hunger, Verwirrung, fern der Heimat zu sein in einem Land, das ihn ins Gefängnis stecken wollte - wofür? Wenn er tatsächlich ein Terrorist war, würde ich eine Lösung finden müssen, aber wenn er einfach nur ein Junge war, der sich am falschen Ort aufhielt zu einer Zeit, in der in Amerika die Angst regierte, dann musste ich auch dafür eine Lösung finden.
Wir hatten den Rasen zur Hälfte überquert, als zwei weitere Streifenwagen mit Blaulicht die Zufahrt entlangschlingerten. Ich riss Benjamin zu Boden und lag neben ihm, bis die Wagen am Haus hielten. Ich hob den Kopf und beobachtete die Hausseite, die hinter uns lag. Sie hatten das Klofenster noch nicht entdeckt, alles spielte sich in den Feldern und Gärten auf der anderen Seite ab.
»Los. Auf allen vieren. Du zuerst, ich beobachte.«
Meine Arbeitshandschuhe schützten meine Hände vor dem stachligen Unkraut, das auf dem verwahrlosten Rasen wucherte, aber Benjamin hatte bloße Hände. Als ich sah, dass er zurückscheute, zog ich meine Handschuhe aus und streifte sie ihm über. »Los jetzt. Wir müssen hier weg, solange sie beschäftigt sind.«
Wir krochen über den Rasen zu dem angrenzenden Feld. Mir war schwindlig vor Hunger und Müdigkeit, meine Schultern schmerzten, ich hatte Angst. Nur das Schniefen des Jungen vor mir, der mannhaft mit seinen Tränen kämpfte, hielt mich in Gang.
Die Deputys schalteten Suchscheinwerfer ein, als wir uns durch ein Gebüsch schlugen. Das grelle Licht, das plötzlich hinter uns den Nachthimmel erhellte, brachte mich aus dem Tritt. Ich stolperte über einen Ast und landete in einem Haufen modriger Blätter. Was zumindest den Vorteil hatte, dass die Hunde uns nicht auf Anhieb finden würden, wenn sie uns welche auf die Fersen hetzten.
Als wir den Straßengraben an der Coverdale Lane erreichten, streckte ich vorsichtig den Kopf durchs Gestrüpp und beobachtete die Straße. Ein Streifenwagen blockierte die Kreuzung Coverdale, Dirksen, wo ich den Mustang geparkt hatte. Aus der Ferne konnte ich nichts genau erkennen, aber vermutlich hatten sie den Wagen gefunden und warteten schon auf mich.
Ich setzte mich in den Graben, kurz davor, einen Schreikrampf zu kriegen vor Erschöpfung und Ratlosigkeit. Wir saßen in der Falle. Ich versuchte, meine Panik in den Griff zu bekommen. Benji flüsterte: »Was wir jetzt machen?«
Wir konnten nur die Coverdale überqueren und uns durch die Hecke nach Anodyne Park durchschlagen. Blieb das Risiko, dass sie uns auf der Straße entdecken würden. Wenn ich nur Flügel hätte wie eine Taube oder eine Schnauze wie ein Maulwurf. Maulwurf. Ob dieser Tunnel, den ich gestern entdeckt hatte, vielleicht hier endete…
Im Lärmschutz von Sirenen und einem Helikopter, der sich dem Geschehen näherte, erklärte ich Benji so verständlich wie möglich, wonach ich Ausschau hielt. Ich würde Richtung Osten suchen, er am Graben entlang in westlicher Richtung.
»Bitte lass ihn hier enden, auf dieser Straßenseite«, betete ich zum kapriziösen Herrscher des Universums. »Bitte mach, dass ich ihn finde, bevor die mich
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