Blacklist - Blacklist - Blacklist
Strafgerichtsgebäude und des Knasts vom Cook County, wo immer jede Menge Polizisten unterwegs sind. Ich versuchte, mich auf den Verkehr zu konzentrieren und nicht auf die Möglichkeit, dass nach einem geborgten Jaguar Ausschau gehalten wurde. Als wir die Gegend hinter uns ließen, fiel mir das Atmen wieder leichter.
An der North Avenue war ich nur zwei Straßen von meinem Büro entfernt, aber ich fuhr weiter Richtung Westen nach Humboldt Park, das hispanische Viertel, das vom Sanierungswahn noch verschont geblieben ist. Wenn nach mir gesucht wurde, lauerte man mir vermutlich bei meinem Büro auf, aber in einer mexikanischen Kirche würde mich keiner vermuten.
Benjamin wach zu kriegen war harte Arbeit, und noch härtere Arbeit war es, ihn zum Betreten einer christlichen Kirche zu bewegen. »Ich weiß, was Priester machen mit Jungen in Kirche. Ich weiß, sie tun Jungen weh, machen schlimme Sachen mit ihnen.«
»Nicht in dieser Kirche«, sagte ich und zog ihn auf dem Gehweg hinter mir her wie ein störrisches Maultier. »Dies ist der einzige Ort in Chicago, wo du es warm haben und was zu essen kriegen kannst und wo du in Sicherheit bist. Der Priester ist Boxer« - ich ließ ihn los und machte ein paar Haken in die Luft - »und er schützt Flüchtlinge. Er wird sich um dich kümmern.«
»Er wird mir wegnehmen wollen Glauben, meine - meine -«, er suchte nach dem richtigen Wort, »- Wahrheit.«
»Nein. Das wird er nicht tun. Er glaubt an seine Wahrheit so sehr wie du an deine, aber er wird deinen Glauben nicht missachten. Er missachtet auch meine Ideen nicht, obwohl sie ganz anders sind als deine oder seine.«
»Und Catterine, hier sie kann nicht zu mir kommen, und woher ich weiß, dass sie nicht geschossen? Erschossen?«
»Catherine kann dich hier besuchen, wenn das keinen von euch gefährdet - vielleicht ist es auch zu riskant. Aber es ist für dich jetzt der beste Ort, Benjamin.«
Er glaubte mir nicht, war aber alt genug, um zu wissen, wann er keine Wahl mehr hatte. Und vielleicht dachte er sich auch, wenn es mir bislang gelungen war, ihn zu schützen, würde es mir vielleicht auch noch etwas länger gelingen. Oder er war einfach so müde, dass er sich gegen nichts mehr wehren konnte. Als ich jedenfalls am Pfarrhaus klingelte und Pater Lou erschien, blieb Benjamin bei mir.
Pater Lous mächtige Muskeln an Hals und Armen aus seiner Zeit als Boxer traten in seinem T-Shirt deutlich zutage. Stirnrunzelnd betrachtete er uns in unserem abgerissenen Zustand und sah dabei aus wie ein finsterer Popeye. Ich hoffte, dass Benjamin bei seinem Anblick nicht vor Schreck davonlau
fen würde.
»Hat dieser Morrell Sie geschickt?«, knurrte der Priester.
Mir wurde ganz flau bei der Erwähnung seines Namens; in dieser arbeitsreichen Nacht war ich noch nicht dazu gekommen, an ihn zu denken, und nun wurde mir schlagartig bewusst, dass er nicht da war oder zumindest für mich nicht da war. »Ich habe zur Zeit den Kontakt zu Morrell verloren. Aber lassen wir das jetzt. Dieser junge Mann hier hat sich in einem leer stehenden Haus außerhalb der Stadt aufgehalten. Ich habe ihn gefunden, kurz bevor die Leute des Sheriffs das Haus umzingelt haben. Er muss es warm haben und was zu essen kriegen, und er muss sich an einem Ort aufhalten, wo weder die Polizei aus den Suburbs noch die aus der Stadt oder die Mannen von John Ashcroft ihn finden.«
»Gibt es einen guten Grund, warum sie nach ihm suchen?« Pater Lou öffnete die schwere Tür weit genug, um uns einzulassen.
»Ja, sie haben was gegen seine Abstammung, seinen Glauben und das Land, aus dem er kommt.«
»Verstehe. Hast du auch einen Namen, Junge?« Pater Lou sah den Jungen unverwandt aus seinen blassblauen Augen an, und Benji entzog sich dem Blick nicht, wie ich befürchtet hatte - mir war entfallen, mit wie vielen verstörten Jungen der Priester schon zu tun gehabt hatte.
»Benjamin«, flüsterte der Junge. »Benjamin Sadawi.«
»Messe in sieben Minuten«, sagte Pater Lou. »Muss in die Kirche. Ben, du gehst mit Victoria in die Küche, sie wird dir Tee und Eier machen und dir ein Bett beziehen. Es sei denn, Sie waren so lange nicht mehr hier, Mädchen, dass Sie vergessen haben, wo die Sachen zu finden sind.«
»Ich gehe nicht in christliche Kirche«, sagte Benjamin.
»Musst du auch nicht. Aber andere Regeln beachten musst du: keine Drogen, keine Waffen, keine Zigaretten. Beten kannst du, so oft du willst. Sonderregel für Morrell«, fügte er, an mich gewandt, hinzu, »und
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