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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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verschwanden sofort, in Begleitung der beiden Bezirksstaatsanwälte. Schorr drohte mir noch mit Körperverletzung oder einem Monat Knast oder beidem, falls ich mich noch mal seinen Anweisungen widersetzte - ich schenkte ihm wenig Beachtung.
    »Kann mich einer von deinen Leuten heimfahren?«, sagte ich zu Bobby, als fast alle verschwunden waren. »Wie du weißt, bin ich ohne Auto hergekommen.«
    Bobby nickte. »Finch, suchen Sie jemanden, der Prinzessin Gracia hier nach Hause chauffieren kann.«
    So pflegte mich Bobby zu nennen, wenn ich ihm auf die Nerven ging. Es war nicht gerade ein Kosename, aber er hätte ihn niemals in Anwesenheit der anderen Offiziellen benutzt.
    Nachdem Terry verschwunden war, um einen Fahrer für mich aufzutreiben, beorderte Bobby mich ans Kopfende des Tischs, damit er nicht schreien musste. »Jack Zeelander macht mir die Hölle heiß«, äußerte er. »Die vom FBI jagen jedem Schatten hinterher. Sie sind so durch den Wind, weil sie im Sommer alle Hinweise missachtet haben, dass sie sich jetzt an Strohhalme klammern und meinen, das bringt was. Ich versteh das schon - wir hatten hier auch schon Mordfälle, bei denen wir uns sonst was ausgerissen und den Täter trotzdem nicht geschnappt haben. Aber Zeelander ist so heiß darauf, nach Washington zu kommen, dass man den Ehrgeiz förmlich riechen kann, und deshalb kann man ihm nicht über den Weg trauen.«
    Bobbys Offenheit erstaunte mich; solche Gedanken hatte er mir noch nie anvertraut. »Meinst du, das ist auch bloß ein Strohhalm? Der verschwundene Junge, meine ich?«
    Er gab ein Grunzen von sich. »Das geht mich zum Glück nichts an. Aber du gehst mich was an. Ich wollte dich vor all den Leuten nicht fertig machen, Vicki, aber jetzt lüg mich bitte nicht an. Weißt du, wo der Junge sich aufhält?«
    Die unerwartete Offenheit, das war die schlaue Taktik eines erfahrenen Polizisten. Ich spürte den Anflug von Schuldbewusstsein, den Bobby damit bezweckt hatte. Ich konnte doch nicht einfach diesen lieben Freund von Tony und Gabriella anlügen. Ich dachte an Catherine Bayard, die ihre Großmutter verzweifelt gebeten hatte, ihr keine Fragen mehr zu stellen, weil sie Renee nicht belügen wollte. Ich dachte an die vielen Räume von St. Remigio, die Sporthalle, die Klassenzimmer, die Kirche, die Küche, die Schlafräume. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wo Benjamin Sadawi sich gerade aufhielt.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht, Bobby.«
    Er verengte die kleinen grauen Augen. »Du solltest mich lieber nicht anlügen, Vicki.«
    Ich sah ihn ernsthaft an. »Ich weiß: Gabriella würde es abscheulich finden.«
    »Richtig. Tony wäre auch nicht gerade begeistert, aber die beiden würden dich jedenfalls schützen. Wenn ich hier dahinter komme, dass du lügst, lass ich dich am ausgestreckten Arm verhungern. Was hast du gemacht, seit du das Motel verlassen hattest? Nachdem du in diesem Tech-soundso warst.«
    Ich zog auf dem Tisch einen Kreis mit dem Finger. »Morrell ist abgetaucht. Ich hab einen Freund besucht, der ihn kennt.«
    »Sechs Stunden lang? Du solltest meine Geduld nicht überstrapazieren.«
    »Wenn ich dir mein Privatleben offen lege, setzt du das womöglich zu meinem Nachteil ein.«
    »Was zum - na ja. Solange du dabei nichts Kriminelles gemacht hast, werde ich es für mich behalten.«
    Ich hatte die Wahrheit über Sadawi verschwiegen; in dieser Sache konnte ich jetzt offen sein. »Deine Leute haben die Vorderseite des Hauses beobachtet, aber nicht die Gasse hinten. Ich dachte mir, dass dieser Gorilla Schorr oder das FBI mich wahrscheinlich überwachen würden, und bin hinten reingegangen. Ich musste was Anständiges essen, ich wollte eine Runde mit den Hunden drehen, ich wollte ein Weilchen mit meinem Nachbarn reden. Das hab ich alles gemacht, dann hab ich mich umgezogen, bin hinten wieder raus und dann ums Haus herumgefahren.«
    Bobby starrte mich an und gab dann einen heiseren Laut von sich, eine Mischung aus Lachen und Grollen. »Kein Wunder, dass wir's nicht schaffen, einen verschwundenen ägyptischen Jungen zu finden. Es ist schon erstaunlich, dass wir morgens unsere Füße finden, um sie in die Schuhe zu stecken, wenn wir zu dämlich sind, den Hintereingang eines Gebäudes zu observieren. Jesus, Maria und Joseph!«

35
Unter Freunden - zur Abwechslung
    Während der Rückfahrt im Streifenwagen schlief ich ein. Es war erst zehn, aber die drei Stunden an der Thirty-fifth, Ecke Michigan hatten mich fast mehr angestrengt

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