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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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sie solle alle an mich verweisen, als ihren Rechtsbeistand. »Ich bin es gewöhnt, dass die sich über mich aufregen. Da kommt es auf ein Mal mehr oder weniger nicht an.«
    »Ich bleibe morgen bei dir, Harry«, sagte Amy. »Es sei denn, Vic braucht mich für irgendetwas?«
    Ich lehnte mich in dem weichen Sessel zurück und schloss die Augen. Es fiel mir schwer, mir den nächsten Tag vorzustellen, aber ich würde wohl als Erstes Catherine Bayard einen Besuch im Krankenhaus abstatten. Mit Mühe gelang es mir, mich daran zu erinnern, womit Amy sich gestern beschäftigt hatte - war das tatsächlich erst gestern gewesen? -, und ich fragte sie, ob sie irgendetwas über das Committee for Social Thought and Justice herausgefunden hatte.
    Sie grinste. »Ich dachte schon, dazu kämen wir nie mehr. Diese Versammlung in Eagle River, zu der Olin Taverner Bayard verhörte, tja, da war auch Kylie Ballantine -«
    Ich setzte mich ruckartig auf. »Wie? Haben Sie das im Congressional Record gefunden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »In den Archiven der University of Chicago.«
    Sie holte einen Stapel Papiere aus ihrem Aktenkoffer und breitete sie auf dem Tisch aus. Harriet und ich beugten uns darüber und versuchten sie im Licht der Tischlämpchen zu entziffern, konnten aber so gut wie nichts erkennen.
    Ich bedeutete der Bedienung, dass sie die Rechnung bringen sollte, die mir dann von Harriet abgenommen wurde. »Sie schuften sich hier kaputt für mich und meine Eltern; lassen Sie mich wenigstens Ihren Drink bezahlen.«
    Sie ließ den Betrag auf ihre Hotelrechnung setzen, und wir gingen in die Lobby und studierten dort die Unterlagen, die Amy fotokopiert hatte. Ein Foto war dabei, unscharf durch die Kopie, aber es handelte sich einwandfrei um eine Gruppe afrikanischer Stammestänzer. Geschlecht oder Identität waren unbestimmbar, weil alle Masken trugen. Ein Brief war daran festgeheftet. Er war im Mai 1957 auf Olin Taverners Briefpapier geschrieben worden und an den Präsidenten der Universität gerichtet.
    Dieses Foto wurde am 14. Juni 1948 aufgenommen. Es handelt sich um Kylie Ballantine und ihr Ballet Noir de Chicago bei einer Benefizveranstaltung zugunsten des Rechtshilfe-Fonds des Committee for Social Thought and Justice. Dieses Komitee unterstützt bekanntermaßen kommunistische Künstler. Einige meiner Klienten sind Kuratoren der Universität. Sie sind entsetzt über die Tatsache, dass Ballantine an Ihrer Institution einen Lehrauftrag hat. Ich weiß nicht, was die Studenten bei ihr lernen, aber wenn Eltern dieses Foto zu Gesicht bekämen und wüssten, dass ihre Kinder von einer Person unterrichtet werden, die nicht nur Anhängerin des Kommunismus ist, sondern auch sexuell freizügige Tänze aufführt, bezweifle ich, dass sie ihre Kinder an dieser Institution sehen wollten - selbst wenn sie mit der linken Ausrichtung der University of Chicago sympathisierten.
    Am Ende des Briefes fand sich die Notiz »jemand soll sich darum kümmern«.
    »Taverner hat also dafür gesorgt, dass Kylie ihren Job verlor«, sagte Amy. »Deshalb wollte Marc wahrscheinlich mit ihm sprechen.«
    »Gibt es einen Beweis dafür, dass Marc diesen Brief kannte?«, fragte ich.
    Amy grinste wieder. »Ja, weil man sich eintragen muss, um Zugang zu dem Archiv und zur Sondersammlung zu bekommen; es ist da nicht wie im Rest der Bibliothek, wo man überall mit seinem Ausweis reinkommt. Marc war dort, drei Tage vor seinem Treffen mit Olin Taverner.«
    »Aber das Foto beweist doch überhaupt nichts«, wandte Harriet ein. »Man sieht nicht, wo es aufgenommen ist, und man kann die Leute gar nicht erkennen. Wie kann man denn aufgrund so einer Sache gefeuert werden?«
    »Amerika 1957, Schätzchen«, sagte Amy. »Du hast was übrig für Kommunismus? Du bist schwarz? Das Gerücht reichte schon.«

36
Ein Händchen für Kranke
    Catherine, du kannst froh sein, dass du noch am Leben bist. Die Deputys haben sich verantwortungslos verhalten, da bin ich völlig deiner Meinung, und wir werden entsprechende Schritte einleiten. Aber schieb das nicht vor. Ich weiß, dass du Schmerzen hast, aber ich weiß auch, dass du lügst.«
    Der Mann, der diese Rede hielt, hatte einen durchdringenden Bariton, der durch die angelehnte Tür des Krankenzimmers deutlich zu hören war. Die Schwesternhelferin blickte zweifelnd von der Vase mit dem Blumenstrauß in ihren Händen zur Tür.
    »Ich nehm sie mit rein«, erbot ich mich.
    Sie lächelte dankbar und reichte mir die Vase. Bevor der Wachmann an der

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