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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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auch mit hochhackigen Schuhen kein Hindernis dar, aber die müde Detektivin hatte Mühe, ein Bein vors andere zu setzen. Von wegen »I could have danced all night«. Schlafen wollte ich, nichts anderes.
    Harriet und Amy saßen in der kleinen Lobby auf einer Couch. Als Harriet mich sah, sprang sie auf, fasste mich an beiden Händen zur Begrüßung und gab einen bestürzten Ausruf von sich, als sie meine violetten Augenschatten bemerkte.
    »Nun rufe ich Sie schon zum zweiten Mal so spät an, nachdem Sie den ganzen Tag für meine Familie hart gearbeitet haben. Es tut mir so Leid, ich hätte wirklich bis morgen warten sollen.«
    Ich lächelte. »Kein Grund zur Sorge. Heute Abend hat sich ohnehin etwas ergeben, das Sie wissen sollten. Wo können wir uns ungestört unterhalten? Auf Ihrem Zimmer?«
    »Wenn ich da bin, kommt Mutter ständig rüber. Sie und Daddy wollen am Montag zurückfliegen, was auch immer bei Dr. Vishnikovs Untersuchung herauskommen mag, und nun ist sie unruhig wegen der Reise.«
    Wir ergatterten einen Ecktisch im Palm Court, wo es wie in den Bars der Fünfziger äußerst schummrig war. Wir sanken in die Plüschsessel und hielten im schwachen Licht der Tischlämpchen Ausschau nacheinander. Als aus dem Dunklen eine Bedienung auftauchte und Harriet sich einen Kräutertee bestellte, wollte ich es ihr zuerst gleichtun, merkte dann aber, dass ich Whisky brauchte. Ein Black Label versetzte mich zwar womöglich in Tiefschlaf, bevor wir unsere Unterhaltung beendet hatten, aber ich hoffte, dass er mich wärmen und die Klumpen zwischen meinen Schultern lösen würde.
    Wir redeten über dies und das, während wir auf die Getränke warteten. Amy war nachmittags in den Dünen im Südosten der Stadt spazieren gegangen; Harriet und ihre Eltern hatten sich mit Aretha Cummings, Marcs Assistentin, getroffen. Aretha hatte ihnen einige persönliche Dinge aus Marcs Büro gebracht. Eine sympathische junge Frau, die sichtlich sehr trauerte, sodass ihre Mutter sich gefragt hätte, ob Marc und sie ein Liebespaar gewesen wären.
    »Und ich habe den Tag damit zugebracht, drei unterschiedlichen Ermittlungsbehörden Kontra zu geben.« Die Getränke kamen, und ich trank dankbar einen Schluck von meinem Whisky. »Wenn Sie Nachrichten gesehen haben, wissen Sie vielleicht, dass ein ägyptischer Junge sich in dem Haus versteckt hat, vor dem Marc zu Tode kam. Die Polizei und das FBI glauben nun, dass dieser Junge, Benjamin, Marcus getötet hat. Und da sie sich auf diese Theorie eingeschossen haben, suchen sie nun nach einer Verbindung zwischen den beiden. Sie werden sich fragen, ob Marcus über mutmaßliche Terroristen in Chicago schrieb; sie werden sich fragen, ob er sich mit einer terroristischen Vereinigung eingelassen hatte.«
    Harriet stieß einen unterdrückten Schrei aus. »Marc und Terroristen? Nein und nein und wieder nein. Wenn Sie das auch nur eine Sekunde glauben -«
    »Ich glaube das nicht. Aber Sie sollten darauf gefasst sein, dass die Polizei Ihnen solche Fragen stellen wird, morgen oder wann immer. Und noch etwas: Jetzt, da die Ermittler endlich Interesse zeigen am Tod Ihres Bruders, wollen sie eine weitere Autopsie machen lassen. Sie geben zu, dass beim ersten Mal unvollständig gearbeitet wurde.«
    »Aber - Sie wissen doch, dass Dr. Vishnikov das bereits übernommen hat. Haben Sie nicht heute Nachmittag mit ihm gesprochen?«, sagte Harriet.
    »Doch. Und vielleicht ist auch schon alles erledigt - von der toxikologischen Analyse abgesehen. Falls dem nicht so ist, liegt die Entscheidung bei Ihnen, ob Sie die Leiche Ihres Bruders wieder dem Gerichtsmediziner des DuPage County überlassen möchten. Wenn Sie das nicht wollen, tun Sie einfach gar nichts, bis Vishnikov sich meldet; er ist ein hervorragender Pathologe, sogar das FBI wird seine Ergebnisse akzeptieren. Außerdem bezahlen Sie Vishnikov, das heißt, er muss Ihnen alles sagen, was er herausgefunden hat. Wenn Sie Ihren Bruder wieder dem Du-Page County übergeben, müssen Sie nichts zahlen, aber man wird Ihnen möglicherweise auch nichts sagen.«
    In meiner Darstellung war die einzig vernünftige Entscheidung, alles weiterhin Vishnikov zu überlassen. Ich hatte natürlich eigene Interessen: Ich wollte die Obduktionsergebnisse, und im DuPage würde mir nicht mal einer sagen, ob er selbst Kaffee oder Tee zum Frühstück getrunken hatte, geschweige denn, was sich in Marcus Whitbys Magen befunden hatte. Harriet traute sich nicht zu, den Sheriff abzuwimmeln; ich sagte ihr,

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