Blacklist - Blacklist - Blacklist
Tür protestieren oder mich nach meinem Ausweis fragen konnte, stand ich schon im Zimmer.
Ich hatte die Nacht im Drake zugebracht. Zum einen war ich so müde, dass ich kaum noch kriechen konnte, zum anderen graute mir vor der Vorstellung, mich unter dem Auge des Gesetzes in mein eigenes Bett zu legen. Das Hotel war perfekt auf vergessliche Reisende wie mich vorbereitet: An der Rezeption händigte man mir Zahnbürste, Zahnpasta und Kamm aus. Mein Hirn trug mir noch auf, Mr. Contreras anzurufen, damit er nicht Freeman alarmierte, dann fiel ich in Tiefschlaf.
Als ich am nächsten Morgen in dem schönen, unbekannten Zimmer erwachte, spürte ich als Erstes eine unschöne, altbekannte Steifheit in den Knochen. Stöhnend wälzte ich mich aus dem Bett, um meine Dehnungsübungen zu machen, dann legte ich mich wieder hin und ließ mir telefonisch vom Bett aus einen Massagetermin geben. Über die Rechnung würde ich mir den Kopf zerbrechen, wenn nächsten Monat die Belege von American Express eintrudelten.
Frühstück im Bett. Eine Stunde im Hotelbad, gefolgt von einer Massage und einer Kosmetikbehandlung. Als ich meine Jeans und mein Sweatshirt wieder anzog, sah ich fast aus, als sei ich von der Gold Coast. Und was noch toller war: Ich konnte die Arme bewegen, ohne das Gefühl zu haben, dass mir jemand ein Messer in den Rücken stieß.
Bevor ich auscheckte, begab ich mich in den hauseigenen Blumenladen, ließ ein hübsches Blumensträußchen zusammenstellen und auf meine Hotelrechnung setzen. Dann kaufte ich noch einen Plüschhund mit Schlappohren. Entzückend. Weitere fünfundsechzig Dollar auf einer Rechnung, die schon so lang war, dass ich sie in die Tasche stopfte, ohne den Betrag eines Blickes zu würdigen.
Das Drake ist nur ein paar Straßen vom Northwestern Hospital entfernt, wo man Catherine Bayard untergebracht hatte. Ich ging am See entlang. Der Wind zerrte an dem Blumenpapier. Weiße Schaumkronen tanzten auf dem Wasser, näherten sich dem Wellenbrecher, zogen sich wieder zurück. Wolken ballten sich am Horizont, und die Luft war schneidend. Ich war froh, gesund und halbwegs munter zu sein.
Im Krankenhaus stellte ich fest, dass die Familie Catherine abschirmte; der Mann am Empfang wollte mir ihre Zimmernummer nicht sagen. Ich nickte nur und übergab ihm meine Mitbringsel, den er zu anderen Gaben in ein Regal stellte.
Ich versteckte mich in einer Nische mit Vorhang an der Eingangstür. Kurz darauf kam eine Schwesternhelferin und lud die Geschenke auf einen Wagen. Nun musste ich nur dem schlappohrigen Hund über die Stockwerke folgen, während die junge Frau die Sachen verteilte. Catherines Zimmer war ihre letzte Station, am Ende eines langen Gangs, an dem sich nur Privatzimmer befanden. Meist waren die Türen geschlossen, aber manchmal erhaschte ich einen Blick in die Räume. Die Ausstattung der Zimmer sorgte dafür, dass es hier eher aussah wie in einem Vier-Sterne-Hotel und nicht wie in einem Krankenhaus.
Das Zimmer, in dem ich jetzt stand, verfügte über hübsche, brokatbezogene Sessel, auf denen dieselben goldenen Blumen prangten wie auf den Vorhängen. Besucher konnten an einem blitzblanken Beistelltisch lesen oder essen. Das Mädchen, das mit der bandagierten Schulter im Bett lag und eine Infusion am Arm hatte, schien nicht hierher zu passen. Auch der Mann nicht, der sie jetzt anschrie; in einer solchen Umgebung erwartete man von den Menschen, dass sie sich gepflegt benahmen.
»Dieser arabische Junge hat an deiner Schule gearbeitet. Glaub bloß nicht, ich halte es für einen Zufall, dass er sich dort draußen -« Er brach mitten im Satz ab, als Catherine, die benommen zur Tür geblickt hatte, mich erkannte und ein Keuchen von sich gab.
Der Mann drehte sich zu mir um. Er war schlank, braun gebrannt, etwa in meinem Alter, hatte volles dunkles Haar und trug einen Pullover und Jeans. Er wies mich an, die Blumen hinzustellen und wieder zu gehen, aber ich stand da wie angewurzelt, während Wasser auf den schlappohrigen Hund und meine Hand tropfte.
»Wer sind Sie?«, fragte ich.
»Wer ich bin?«, schrie er. »Wer zum Teufel sind Sie? Wie können Sie es wagen, hier so hereinzuplatzen?«
Er kam auf mich zumarschiert und packte mich am Arm, um mich vor die Tür zu setzen. Ich lehnte mich mit vollem Gewicht gegen ihn, was ihn zum Stolpern brachte.
»Wir sind uns am Donnerstagabend in Olin Taverners Wohnung begegnet«, sagte ich. »Sagen Sie mir jetzt, wer Sie sind, und was Sie in diesem Krankenzimmer zu
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