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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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eintraf, hatte Lisa den Wachmann angewiesen, mich nicht einzulassen. Ich verschwendete keine Zeit mit Diskussionen, sondern fuhr außen herum zur Coverdale Lane. Es war schon dunkel, aber ich fand den Eingang zum Tunnel unter der Straße ziemlich schnell. Ich orientierte mich mit der Taschenlampe und gewann nicht den Eindruck, dass Bobby hier schon mit Ermittlungen begonnen hatte.
    Ich hatte immer noch Jeans und Laufschuhe an und stapfte gebückt durch den Tunnel. Als ich an dem Wacholderbusch in Anodyne Park ankam, reckte ich mich erleichtert. Ich versuchte, mir den Schlamm von den Schuhen zu kratzen, aber als ich Geraldines Haus betrat, zog ich sie dennoch aus: Ich musste mich bei Lisa nicht noch unbeliebter machen, indem ich Dreck in die Wohnung schleppte.
    Ins Haus zu kommen war kein Problem; man musste nur die altbewährte Methode anwenden, bei allen möglichen Wohnungen zu klingeln, bis einen jemand einließ. In Chicago wären alte Menschen vorsichtiger gewesen, aber in Anodyne Park waren die Leute vertrauensvoller; zumindest vertrauten sie ihrem Wachmann.
    Als ich hartnäckig bei Geraldine Graham klingelte, kam Lisa zur Tür. Bei meinem Anblick war sie so verdattert, dass sie nicht sofort reagierte. Als sie mir dann die Tür vor der Nase zuknallen wollte, hatte ich bereits freundlich »Guten Abend« gesagt und meine Schuhe vor der Tür fallen lassen und marschierte den Flur entlang. Aus dem Wohnzimmer hörte ich Mrs. Graham fragen, wer an der Tür sei.
    Ich ging hinein und begrüßte sie; dann wurde mir die Genugtuung zuteil, dass Geraldine Lisa tadelte, weil sie mich fern gehalten hatte. Sie habe mich herbestellt, weil sie wissen wolle, was sich am Freitagabend in Larchmont zugetragen hatte. Als ich alles zu ihrer Zufriedenheit geschildert hatte, einschließlich meiner Vernehmung durch das FBI, wandte ich mich meinen eigenen Themen zu.
    »Ich weiß, dass wir eigentlich für morgen Nachmittag verabredet waren«, sagte ich, »aber Edwards Bayard war heute bei mir und hat mir eine merkwürdige Geschichte erzählt.«
    »Edwards? Er war bestimmt wegen des Mädchens da.«
    »Unter anderem. Wissen Sie, dass ich ihm Donnerstagabend in der Wohnung von Olin Taverner begegnet bin? Er war dort eingebrochen und suchte nach geheimen Papieren, die Taverner ihm versprochen hatte.«
    »Wie sonderbar. Und hat er diese Papiere gefunden?« Es gelang ihr, nur mäßig interessiert zu klingen, aber ihre Hände hatten sich unwillkürlich verkrampft.
    »Nein.« Ich wartete, bis ihre Hände wieder entspannt waren, dann fügte ich hinzu: »Aber er berichtete mir, dass er einen Brief Ihrer Mutter an Calvin Bayard gefunden hatte.«
    »Und Sie sind eigens hier herausgefahren, um mir das zu berichten?« Ihre Hände wurden wieder starr, aber ihre Stimme blieb ruhig.
    »Ihre Mutter schrieb, dass Calvin ihre Familie bestehle, und verlangte Entschädigung - oder sie würde Maßnahmen ergreifen.«
    Das Licht spiegelte sich in Geraldines dicker Brille, sodass ich ihre Augen nicht erkennen konnte. »Mutter schrieb ihre eigenen Gesetze. Auch Diebstahl definierte sie nach ihren eigenen Regeln.«
    »Und?«, hakte ich nach, als sie verstummte.
    »Ich habe für eine von Calvins Gruppen einen Scheck ausgeschrieben. Mutter hatte etwas gegen diese Gruppe, weil sie Neger unterstützte, die juristischen Beistand brauchten.« Sie blickte wieder mechanisch zu dem Porträt hinter ihr. »Ich war fünfundvierzig Jahre alt, aber sie nahm sich immer noch das Recht heraus, meine Kontoauszüge zu überprüfen. Ich wusste nichts davon, bis sie mir Vorhaltungen machte wegen dieses Schecks, aber diesmal bot ich ihr die Stirn. Mir hätte klar sein müssen, dass sie sich darauf an Calvin wenden würde.«
    »Sie hatte derart heftige Aversionen gegen Schwarze?«, fragte ich ungläubig.
    Geraldine Graham lächelte spärlich. »Sie hatte derart heftige Aversionen gegen andere Menschen mit eigenem Willen, dass sie vermutlich die eigentlichen Themen aus dem Auge verlor.«
    »Sie drohte Mr. Bayard mit Sanktionen. Wie hätten die aussehen können?«
    »Mutter besaß Anteile an Bayard Publishing. Sobald Calvin etwas veröffentlichte, was sie nicht goutierte, drohte sie damit, die Anteile an Olin, ihren Neffen, zu verkaufen. Was eine leere Drohung war, denn sie verabscheute Olins sexuelle Neigung viel mehr als Calvins provokante Autoren. Wie sonderbar das einem erscheint, dass Calvins Bücher damals als gewagt galten, wo heutzutage jede sexuelle Einzelheit so ausführlich

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