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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Wenn ich Benjamin nun laufen lasse und er tötet jemanden wie dich - einen geliebten Menschen, der das Leben anderer Menschen rettet und mit seinem Feldzug gegen den Rest der Welt nichts zu tun hat? Und wenn ich ihn den Behörden übergebe und sie stecken ihn in ein Gefängnis, ohne dass jemand davon erfährt, wo er von sämtlichen männlichen Insassen vergewaltigt wird? Wenn er nicht vorher schon Terrorist war, ist er es bestimmt hinterher.«
    Sie nickte ernst. »Und wie löst du nun dieses Dilemma?«
    »Ich habe ihn bei Pater Lou gelassen. Er hat schon die übelsten Kerle auf den rechten Weg gebracht, vielleicht schafft er das auch mit diesem Jungen.«
    »Ich hoffe inständig, dass du das Richtige tust, Victoria. Ich mache mir Sorgen um, ach, alles Mögliche, aber auch um deine Sicherheit. Du könntest selbst schlimm verletzt werden, weißt du. Nicht unbedingt von diesem Jungen, aber von so einem schießwütigen Polizisten, der auch die kleine Bayard angeschossen hat. Ist die Gesundheit und Sicherheit dieses ägyptischen Jungen es wirklich wert, dass du dein eigenes Leben aufs Spiel setzt?« Sie verzog ironisch den Mund. »Aber warum frage ich das. Du bist wie deine Hunde - hast du erst mal einen Knochen zwischen den Zähnen, lässt du ihn nicht mehr los.«
    Wir sprachen noch eine Weile über weniger komplizierte Themen, aber um zehn meinte Lotty, sie müsse um sechs im OP stehen, ich solle jetzt lieber gehen. Und vorsichtig sein. Sie lächelte mich an, aber ihre Augen waren traurig.
    Lottys ernste Gedanken verfolgten mich bis in den Schlaf und verursachten dort Träume, in denen ich Katastrophen auslöste, bei denen sie ums Leben kam, während Morrell am Eingang zu einer Höhle stand, mir zunickte, sich dann abwandte und für immer verschwand. Kurz nach halb fünf quälte ich mich aus dem Bett. Ich wollte lieber unausgeschlafen durch den Tag taumeln als noch länger diese Träume ertragen.
    Ich fuhr zu St. Remigio, wo in Kürze die Frühmesse stattfinden würde, wobei ich so lange durch die noch menschenleeren Straßen kreuzte, bis ich sicher war, dass keiner mir folgte. Als ich in die Lady Chapel huschte, las die Krankenschwester der Schule, eine rundliche Frau, gerade auf Spanisch aus der Bibel vor. Ein paar Frauen aus dem Viertel nahmen am Gottesdienst teil, und ein verschlafener Junge aus der Schule fungierte als Messdiener.
    Nach dem Gottesdienst ging Pater Lou mit mir in sein Arbeitszimmer. Benji kam gut zurecht, war ein bisschen nervös wegen der christlichen Umgebung, aber gestern Nachmittag in der Sporthalle hatte er sich sehr wohl gefühlt und an den Geräten geturnt. Und er hatte sich noch nicht dazu geäußert, ob er aus seinem Fenster etwas gesehen hatte in der Nacht, in der Marcus Whitby umgebracht wurde.
    »Weiß nicht, wie gut das laufen wird. Ich hab ihn in die vierte Klasse gesteckt, so viel Englisch kann er lesen, wird rasch Fortschritte machen, wenn er bleibt. Den Kids hab ich gesagt, er sei Afrikaner - die Wahrheit, und so halten sie ihn nicht für einen Feind. Aber sie machen sich lustig über ihn, weil er bei den Anfängern ist, und das verletzt seinen Stolz. Hab ihm und den anderen erklärt, wie echte Kraft aussieht: nicht, im Ring zu siegen, sondern gegen die eigenen Dämonen. Nur schwache Menschen rotten sich zusammen. Weiß natürlich nie, was davon bei ihnen hängen bleibt.«
    Ich nickte. »Gestern stand in der Zeitung, dass es in der Moschee, die der Junge besucht, Bücher gibt, in denen steht, der Zionismus sei schuld am Anschlag aufs World Trade Center und die Juden machten Purim-Kuchen aus dem Blut muslimischer Kinder. Mir ist die Vorstellung ein Gräuel, dass ich jemanden schütze, der gerne meine Freunde umbringen möchte.«
    Er grunzte. »Da kann ich nur sagen, ich hab in der katholischen Kirche dieselben Sachen zu hören gekriegt. Die Juden haben Jesus getötet, machen Matzen aus dem Blut von Christenbabys. Bin erwachsen geworden, hab was anderes und Besseres gelernt, hoffe, bei diesem Jungen läuft's auch so. Wie geht's dem Mädchen?«
    »Macht gute Fortschritte. Sie kommt heute aus dem Krankenhaus. Und wird in einen Showdown zwischen ihrem Vater und ihrer Großmutter geraten. Der Vater hat das Sorgerecht, aber ich setze mein Geld auf die Großmama… Kann ich kurz mit Benji sprechen?«
    Pater Lou schaute auf seine Uhr. »Müsste in der Küche sein. Kommt gut alleine zurecht. Scheint mir ein guter Junge zu sein. Schüchtern, aber offen für andere.«
    Ich wanderte die dunklen

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