Blacklist - Blacklist - Blacklist
es Taverner geschickt? Ich ließ es auf den Tisch fallen. Je mehr Puzzlestücke ich über New Solway sammelte, desto unübersichtlicher wurde das Bild. Und dann Edwards Bayards Befürchtung, Calvin könne nicht sein Vater sein. Die Tratscherei, die er als Kind gehört hatte - hatte das irgendetwas mit dieser Geschichte zu tun, oder war es nur ein Gerücht, für das es keinen Anlass gab?
Amy hatte den Kopien Notizen zum Committee for Social Thought and Justice beigelegt. Über das Commitee war offenbar nicht viel geschrieben worden, weil es nicht so bekannt war wie andere linke Gruppierungen der vierziger und fünfziger Jahre, »nicht wie der Civil Rights Congress, wo Dashiell Hammett Vize-Vorsitzender war und Decca Mitford und Bob Truehoft im juristischen und sozialen Bereich bahnbrechende Arbeit für die Schwarzen draußen in Oakland leisteten.« Sie hatte im Journal of Labor History, das mittels mündlicher Überlieferung die Geschichte schwarzer Arbeiterführer der Vierziger dokumentierte, einen Artikel gefunden, in dem die Anfänge der Gruppe beschrieben waren.
Es ging in dem Artikel hauptsächlich um die Rolle, die schwarze Mitglieder der Gewerkschaft der Hotelangestellten im Kampf gegen die Mafia und die Hotellobby gespielt hatten.
Einer der interviewten Männer war Kommunist gewesen und verkehrte häufig in einer Bar an der West Side namens Flora's, einem Treffpunkt von schwarzen und weißen linken Arbeitern und Intellektuellen.
Als Armand Pelletier aus Spanien zurückkehrte, war er wohl häufig mit Schriftstellern und Malern im Flora's erschienen, wo man informelle Treffen abhielt, spontane Konzerte gab und den Arbeiterführern beim Verfassen und Drucken von Flugblättern zur Seite stand. Auch Künstler und Autoren aus dem Federal Negro Theater Project fanden sich häufig dort ein: »…der Interviewte erinnerte sich auf jeden Fall daran, dass Kylie Ballantine auch dort verkehrte«, hatte Amy geschrieben. »Künstler und Schriftsteller kamen sonst nicht zur Sprache bis auf Pelletier, da er der Ansprechpartner der organisierten Künstler war; sonst ging es in dem Interview vor allem um schwarze Arbeiterführer.«
Pelletier scherzte eines Tages, dass das Dies Committee im Kongress Flora's bestimmt schließen würde, wenn die wüssten, dass Leute vom Federal Theater Project dorthin kamen. »Wir sollten uns auch als ›Komitee‹ bezeichnen, wie die Dies-Leute, und wir wollen auch die amerikanischen Werte aufrechterhalten. Aber wir tun das nicht, indem wir in die Toiletten und Schlafzimmer der Bürger spähen; wir werden ein Komitee für die arbeitende Bevölkerung gründen, die an die wahren amerikanischen Werte glaubt.« Jemand schlug dann den umständlichen Namen Committee für Social Thought and Justice vor, was die Mitglieder selbst auf »Com-Thought« verkürzten.
Com-Thought hatte nie einen Vorstand oder einen festen Stab von Leuten, sammelte aber Gelder zur Unterstützung der Kunstförderungsprogramme, die im Rahmen des New Deal begründet wurden. Und da viele der Gäste im Flora's Kommunisten waren und verhaftet wurden, kümmerte sich Com-Thought Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre auch darum, Gelder für die Verteidigung dieser Leute aufzutreiben. Pelletier selbst hatte sechs Monate im Gefängnis verbracht, weil er Geld für diesen Fonds gestiftet und sich außerdem geweigert hatte, die Namen anderer Spender preiszugeben.
Ich dachte an Geraldine und die Lieblingsorganisation von Calvin, für die sie Geld gestiftet hatte. Ihre Mutter hätte wohl einiges gegen eine Organisation einzuwenden gehabt, die sie für eine kommunistische Vereinigung hielt.
Ich warf einen Blick auf meine Uhr. Als ich gestern mit Lotty telefonierte, hatte sie mich für heute Abend bei sich zum Essen eingeladen. Jetzt war es halb sechs - wenn die Verkehrsgötter es gut mit mir meinten, schaffte ich es in zwei Stunden nach Anodyne Park und wieder zurück. Ich rief Lotty an und sagte, ich käme vielleicht etwas später; sie meinte, lieber nicht zu spät, sie habe morgen einen frühen OP-Termin, aber wenn ich es bis acht schaffte, wäre es noch okay.
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Wohltätigkeit unterm eigenen Dach
Sie sind eine ziemlich hartnäckige Person, nicht wahr, Ms. Warshawski?« Geraldine Graham saß in dem Sessel vor dem Bildnis ihrer Mutter. Auf dem runden Tischchen stand ein Tablett mit Resten ihres Abendessens.
»Nur mit Grips und Muskeln erreicht man weniger«, stimmte ich ihr zu.
Als ich um halb sieben in Anodyne Park
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