Blacklist - Blacklist - Blacklist
einmischten.«
Ich schüttelte Lisas Hand auf meinem Arm ab. »Hat Mr. Llewellyn dieselbe Organisation unterstützt wie Sie?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, junge Frau. Möglich wäre es. Aber das war alles vor langer Zeit, in einem anderen Land.«
Ms. Graham benutzte oft Redewendungen, die ich nicht zuordnen konnte, obwohl sie sich wie Zitate anhörten. Aber dieses kannte ich. Als ich im Flur meine Schuhe anzog, fiel mir sogar der zweite Teil dazu ein: Und außerdem: Das Weibsbild ist tot.
Ich war sicher, dass Geraldine weder den Namen der Organisation vergessen hatte, die ihre Mutter so sehr missbilligte, noch den Grund, aus dem Bayard Llewellyn unterstützt hatte. Doch sie schien der Ansicht zu sein, dass die Frau, die sie damals gewesen war, nicht mehr existierte. Ihre Mutter hatte den Sieg davongetragen - ihr Porträt hing an der Wand, um das Geraldine Tag für Tag vor Augen zu halten.
Wie hatte Geraldine damals ihre Tage zugebracht, als Mrs. Drummond noch über Larchmont herrschte? Vielleicht war sie ganz in ihrer Mutterrolle aufgegangen, hatte Theater gespielt oder in der Regionalpolitik mitgemischt. Man hatte gehofft, dass MacKenzie und sie durch die Ehe ruhiger würden. Mir fiel wieder der Zeitungsartikel ein, in dem sie als »auf aparte Art dünn« beschrieben worden war nach ihrer Rückkehr aus Europa Anfang der Dreißiger. Hatte sie Affären gehabt, war schwanger geworden und in die Schweiz gefahren, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen? Und MacKenzie? Was hatte er in New York so alles angestellt?
Auch wenn sie durch dreizehn Schlafzimmer streifen konnte: Wie hatte Geraldine es ertragen, all diese Jahre mit ihrer Mutter und einem Mann zu leben, für den sie nichts empfand? Worüber war sie traurig gewesen, als sie sagte, sie habe sehr wohl getrauert, als er starb?
42
Schweigen ist -?
Der Besuch bei Lotty verlief nicht so erholsam für mich, wie ich gehofft hatte. Bei einer Linsensuppe erstattete ich ihr Bericht über die letzten Tage und versuchte dabei, die komplizierten Verhältnisse in New Solway zu enträtseln.
Als ich fertig war mit meiner Geschichte, fragte Lotty: »Und was hat dieser ägyptische Junge damit zu tun?«
»Nichts. Aber er kann mir wahrscheinlich sagen, wie Whitby in den Teich geraten ist.« Ich schilderte den Dachboden von Larchmont und meine Vision, dass Benjamin Sadawi auf einem Stuhl gestanden hatte, um durchs Fenster Ausschau nach Catherine zu halten.
Lotty schob ihre Lesebrille in die Haare. »Du weißt also, wo er ist, Victoria.«
Ich wurde rot, nickte aber.
»Und hältst du ihn deshalb versteckt? Weil du ihm Informationen entlocken möchtest? Wenn er ein Terrorist ist, solltest du ihn der Polizei übergeben.«
»Wenn ich wüsste, dass er einer ist, würde ich das auch sofort tun.«
»Und du kannst das beurteilen?«
Ich stand von der Couch auf und ging zum Fenster. Die Lichter der Autos glitzerten auf dem Wasser des Sees. »Das ist das Schwierige in Zeiten wie diesen, Lotty. Wir wissen nicht mehr, wem wir vertrauen können. Aber ein Justizminister, der eine bunt gefleckte Katze für ein Zeichen des Teufels hält, flößt mir nicht mehr Vertrauen ein als meine eigene Urteilskraft.«
»Deine Urteilskraft in dieser Sache gründet sich weder auf Erfahrung noch auf Expertisen. Du hast noch nie mit militanten Arabern gearbeitet, weißt also nicht, nach welchen Anzeichen du Ausschau halten musst. Du sprichst auch kein Arabisch, du kannst nicht einmal mit ihm reden.«
Ich drehte mich um und sah sie an. »Lotty, bist du der Ansicht, dass jeder Araber in diesem Land unter die Erde gehört?«
»Natürlich nicht. Du weißt, dass ich Pauschalurteile aller Art verabscheue. Aber heute Morgen stand in der Zeitung ein Bericht über die Moschee, die dieser Junge besucht. Dort werden antijüdische Parolen verbreitet.« Sie seufzte und blickte auf ihre Hände. »Was zur Zeit offenbar auch in London und Paris geschieht. Seit meiner Kindheit hat sich nichts verändert. Überall in Europa und im Nahen Osten schiebt man den Juden statt den Terroristen die Schuld für unsere gegenwärtige Misere in die Schuhe. Sogar irgendein Dichter aus New Jersey leiert diese alte Geschichte herunter. Deshalb möchte ich sichergehen, dass dieser arabische Junge mir nicht den Tod wünscht, bevor ich dich dafür lobe, dass du ihn versteckst.«
Ich zerrte an der Kordel ihrer Jalousien. »Ich verstehe dich, und genau deshalb ist es ja so schwer, dieser Tage ein Urteil zu fällen.
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