Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
Vom Netzwerk:
weil er rot war - wiewohl Edna und Lulu auch einiges mitgemacht hatten, weil sie schwarz waren. Goldie war es einerlei, ob man schwarz, weiß oder rot war, solange die Scheine grün waren, und sie gab den Ton an; bei Goldie konnte jeder er selbst sein, und deshalb kamen auch die reichen Mädchen dorthin, denn die suchen immer die armen Männer auf, wenn sie sich mal einen Seitensprung erlauben wollen.
    Eine von ihnen war Rhona. Ich hatte schon viele Rhonas kennen gelernt, das glaubte ich zumindest, reiche Mädchen, die zu viel Geld und zu viel Zeit hatten. Wenn sie Haschisch, Skifahren und Autorennen hinter sich hatten, machten sie ein bisschen auf Politik, auf Kommunismus, weil das gefährlich und aufregend war. Und am nächsten Tag dann auf der Damentoilette im Drake: »Oh Süße, ich war in so einer Bruchbude an der West Side, das kannst du dir nicht vorstellen, zwei Leute in einem Zimmer, es gab nicht mal einen Schrank, ich musste mein Balenciaga an einen Nagel hängen und das Badezimmer am Ende vom Flur mit anderen teilen, und sie sind alle so ernsthaft, Genosse hier und da, aber Herman sieht mich mit diesen schwarzen Augen an, und ich komme wahrhaftig nicht mehr vom Stuhl hoch, eine Pfütze, ich kann nicht aufstehen, sonst merkt es jeder, und das ist alles so aufregend, weil es jeden Augenblick eine Razzia geben könnte. Ich habe ihn mit nach Oakdale genommen, Mutter wäre nie darauf gekommen, sonst wäre sie puterrot angelaufen.«
    Oakdale. Larchmont Hall, Coverdale Lane. Dieser Name war kein Zufall. Ich schaute auf die Uhr und versuchte, schneller zu lesen. Rhona mit ihrer Seidenwäsche und ihren lackierten Nägeln entflammte für den Kommunismus, hatte aber Angst vor ihrer Familie. Sie druckte Flugblätter in Hermans Wohnung an der Kedvale Avenue, wobei sie zu Hermans Vergnügen nur ihre rosa Wäsche trug, dann verkleidete sie sich mit Overall und blonder Perücke, um in Streikposten anzutreten oder Flugblätter an Pendler zu verteilen. Nachmittags gaben sie und Herman sich auf schmutzigen Laken der Liebe hin.
    Die Laken waren grau, weil sie nicht genug Seifenpulver benutzte. Ein Mädchen wie Rhona konnte Schreibmaschine schreiben oder einen Vervielfältigungsapparat bedienen, aber sie stand hilflos vor der Mangel im Keller und wurde von dreizehnjährigen Mädchen ausgelacht, die sie schon als Kinder bedient hatten. Ich ging höchstens einmal im Monat in die Wäscherei, um mich der Wäsche anzunehmen, und so rochen die Laken nach Rhona und Sex, ein Hauch Joy von Patou, ein Hauch Lust von Herman.
    »Entzückend«, murmelte ich und zeigte Amy diesen Absatz. »Hätte er die Mangel nicht selbst bedienen können?«
    »Nehmen Sie's nicht so genau damit. Es ist nur ein Roman, und außerdem ist der Typ tot. Und kritzeln Sie um Himmels willen nicht darauf herum!«
    Beschämt legte ich den Bleistift weg und las weiter.
    Ich fand es wunderbar, wenn mein Geruch an ihr haftete. Sie war zu vornehm, um sich im gemeinsamen Badezimmer zu waschen, die reiche kleine Kommunistin, und wenn ich ihre Brustwarzen leckte, bis sie wie rote Kirschen von ihrer Schlagsahnehaut abstachen, fragte ich sie, was Ken wohl dachte, wenn sie nach Hause kam, ein Bad nahm und sich umzog. »Wird er sich nicht über die Wanne beugen und sich fragen, wessen Geruch er da wittert außer den Badesalzen.« Zuerst lachte sie immer, doch eines Tages offenbarte sie mir die traurige Wahrheit: Ken war impotent, er beugte sich schon lange nicht mehr über sie, nicht im Bad, nicht im Bett und nirgendwo sonst.
    Dreyden war es, der schrieb, dass Mitleid die Seele zur Liebe bewege, und vielleicht begann ich, sie damals zu lieben, als ich begann, sie zu bemitleiden. Wenn sie beim ersten Mal, als sie ihre weiße Seidenbluse aufknöpfte, gejammert hätte, »ich lasse mich nur mit fremden Männern ein, weil mein Mann impotent ist«, hätte ich sie vielleicht verachtet, doch ich erfuhr die Wahrheit erst nach vier Monaten, und dann sprach sie nie wieder darüber.
    Und Gene, der sich nie etwas entgehen ließ, sah das Mitleid und die Liebe und fand sich immer häufiger in der Wohnung ein, wo er Bestürzung mimte ob des Rattenkots im Flur und der gesprungenen Fenster ohne Vorhänge im vorderen Zimmer. Doch all das hielt ihn nicht davon ab, nach den Treffen um uns herumzuscharwenzeln. »Ich kann Rhona nach Hause bringen und dann zurückkommen und das Geschäftliche mit dir besprechen, Herman. Brauchst du ein paar Kröten für die Wäscherei? Diese Laken hier können bald

Weitere Kostenlose Bücher