Blacklist - Blacklist - Blacklist
alleine aufstehen und weglaufen.«
Doch der Ekel hielt ihn nicht davon ab, sich auf diesen Laken zu wälzen. An dem Tag, als ich sie dort fand mit ihm, an dem Tag, an dem ich sie schlug (rote Fingerabdrücke auf der Schlagsahnehaut, rote Fingerabdrücke von ihrem roten Liebhaber, blaues Blut der herrschenden Klasse, dem würde sie sich schließlich beugen), an dem Tag, an dem sie ging, um nie mehr zurückzukehren, an diesem Tag begann ich zu sterben.
Auf den nächsten zwanzig Seiten ging es um sein Sterben: »Jeder Mann meint, er sei so bedeutend wie Jesus oder wenigstens Trotzki, wichtig genug, um hingerichtet zu werden. Das dachte ich in den ersten fünf Jahren unter der Erde. Schließlich verstand ich, dass ich nur an Alkohol und Selbstmitleid gestorben war.« Er verglich sich mit Lulu: »… ihr ging es wie mir, sie wurde nicht geliebt und begehrt, aber sie ließ den Kopf nicht hängen. Stattdessen kehrte sie uns allen den Rücken, ging nach Afrika, malte ihre riesigen Bilder, ob sie nun einer kaufte oder nicht.«
Wenn Pelletiers Werke allesamt - wie hatte Amy das genannt? Irgendwas mit Klee - waren, dann stand Lulu eindeutig für Kylie Ballantine. Kylie setzte ihre Arbeit fort, ging nach Gabun, widersetzte sich Taverners Versuch, sie zu vernichten, trotz ihrer Entlassung an der Universität.
Und Gene war Calvin, der Wunderknabe der Verlagsszene. Und Rhona… und Ken. MacKenzie Graham. War er impotent gewesen, und Geraldine hatte ihre sexuellen Bedürfnisse anderswo befriedigt? Hatte sie das gemeint, als sie sagte, Mac-Kenzie und sie hätten so wenig Gemeinsamkeiten gehabt?
Ich malte Kreise auf mein Notizpapier. Edwards Bayard hatte als Junge eine Frau über jemanden sprechen hören, der seiner Mutter sehr ähnlich sah und deshalb nicht wusste, wer sein Vater war. Seine jugendliche Selbstbezogenheit und seine Sehnsucht nach dem perfekten Vater hatten Edwards veranlasst zu glauben, dass die Nachbarn über ihn sprachen. Weil er von Calvins Verhalten so verletzt war, hatte Edwards ein Leben lang an dieser Sicht der Dinge festgehalten. Es war sonderbar, dass ein Mensch der Öffentlichkeit, der so gebildet, wohlhabend und mächtig war, nicht von seiner kindlichen Sicht der Dinge ablassen konnte.
In einen Kreis schrieb ich die Namen der Bayards, in einen anderen Darraughs Familie, angefangen von Laura Taverner Drummond bis zu Geraldine und MacKenzie, dessen Vater mit Laura beschlossen hatte, dass sie ihre beiden wilden Kinder miteinander verheiraten wollten. Ihre Tochter Laura, die nach der legendären Großmutter benannt wurde. Darraugh, der 1942 geboren wurde. Darraughs Sohn, den jungen MacKenzie.
Dann verband ich die beiden Kreise mit einem Strich. Darraugh sah seiner Mutter extrem ähnlich. Alle sagten, Geraldine Graham sei eine wilde junge Person gewesen. Calvin Bayard, schwer erkrankt, wanderte nachts nach Larchmont Hall. Er hatte einen Schlüssel zum Haus aufbewahrt. Er hatte mich umklammert und »Dee-nie« gerufen. Gerald-deenie. Sie hatte sich mit Kaffee bekleckert, als ich ihr davon berichtete. Was Pelletier auch von Calvin, dem Wunderknaben, gehalten haben mochte - Calvin Bayard hatte Geraldine Graham geliebt.
Wieder sah ich Darraugh als Jungen vor mir - doch nicht, wie er auf seinem Pferd über die Wiesen galoppierte, sondern wie er nachts durchs Fenster blickte, den Kopf in die Hände gestützt, und Calvin Bayard sah, der aus dem Wald auftauchte und mit seinem Schlüssel die Tür öffnete, die von den Dienstboten schon verschlossen worden war. Darraugh hatte hartnäckig zu MacKenzie Graham gestanden; er hatte den Zorn seiner Großmutter erregt, indem er seinen Sohn MacKenzie nannte. Ob nun Calvin Bayard, MacKenzie Graham oder Armand Pelletier sein leiblicher Vater waren - Darraugh hatte MacKenzie geliebt. Kein Wunder, hasste er Larchmont Hall.
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Der Eiswürfelmann kommt
Ich überflog den Rest des Manuskripts. Armand war so in seinem Selbstmitleid versunken, dass er etwas Nebensächliches wie »Rhonas« Schwangerschaft nicht vermerkte, weshalb es keinerlei Hinweis darauf gab, ob er Darraughs Vater war oder Calvin. Doch er ließ sich äußerst erbost über Toffee Noble aus - ein abfälliger Name für jemanden, auch wenn die Person erfunden war. Wenn Noble Llewellyn sein sollte - und die Handpresse im Keller wies darauf hin -, musste Pelletier ihn regelrecht gehasst haben.
Heutzutage gab Llewellyn den Republikanern großzügige Parteispenden, aber damals hatte er mit Calvin, Pelletier und Kylie
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