Blacklist - Blacklist - Blacklist
Sie die Leute nach Atlanta zurückkehren, in Ruhe trauern und weiterleben. Hören Sie auf, in diesem Teich herumzurühren und den Morast aufzuwirbeln. Der Gestank von dem alten Zeug könnte Sie vergiften.«
Das Gespräch war offenbar beendet.
46
Hamster im Rad
Llewellyns Kinder warteten vor dem Büro ihres Vaters auf mich. Als ich auftauchte, beorderten mich die Söhne in den Aufzug und setzten mich dann unten rabiater vor die Tür, als es die Lage erforderte. Dann behielten sie mich im Auge, bis ich an der Franklin um die Ecke bog.
Es war dunkel geworden, und in den Restaurants und Bars fanden sich die ersten Gäste ein. Ich kam an Grüppchen schwatzender Endzwanziger vorbei, die unterwegs waren zu Snacks und Jazzlokalen. War eine Geraldine unter ihnen, die vor einem impotenten Gatten und einer dominanten Mutter flüchtete und sich ins Nachtleben stürzte? Oder ein Armand Pelletier, ein begabter, leidenschaftlicher Bursche, der andere für seine Sache begeistern konnte?
Ich ging langsam, mit eingezogenen Schultern, die Hände in den Taschen. Llewellyn war eine weitere Figur aus dieser alten New Solwayer Truppe, und auch er hütete alte Geheimnisse. Er behauptete, es sei ihm einerlei, wenn publik würde, dass er früher Kommunist war, aber das konnte ein Bluff sein: Es ist immer eine bessere Strategie, Drohungen verächtlich abzutun, als sich vor ihnen zu ducken. Was ihn aber wirklich wütend gemacht hatte, war die Unterstellung, dass er an Kylies Entlassung die Schuld trüge. Wenn Marc glaubte, Beweise dafür gefunden zu haben, dass Llewellyn sie an Olin Taverner verraten hatte, war es durchaus denkbar, dass der Verleger seinen Starreporter zum Schweigen gebracht hatte.
Seinen kräftigen Söhnen würde es keine Probleme bereiten, jemanden zu diesem Teich zu schleppen und ihn so lange unter Wasser zu halten, bis ihm die Luft ausging. Und sie würden wohl so ziemlich alles tun, was Papa von ihnen verlangte.
Der Merchandise Mart ragte bedrohlich in der Dunkelheit auf. Ich bog in die Wells Street ein. Als ich zum Fluss kam, überquerte ich ihn nicht, sondern ging am Ostufer entlang, zwischen Bauschutt und Pappbehausungen, in denen Obdachlose erschrocken erstarrten, als ich vorüberkam. Ratten flitzten an meinen Füßen vorbei.
Der Uferweg wurde schmaler, die Betonböschung links von mir abschüssiger. Brückenstreben ragten über mir auf. Zwischen dem tiefschwarzen Wasser und der schweren Stahlkonstruktion über mir fühlte ich mich klein und verletzlich. Ein kalter Wind fegte vom See herüber. Ich zog meine Jacke enger um mich und stapfte weiter.
Benjamin Sadawi musste damit herausrücken, was er Sonntagnacht durch das Fenster auf dem Dachboden beobachtet hatte. Er hatte Angst, mit mir oder Pater Lou darüber zu sprechen, aber es gab einen Menschen, dem er sich anvertrauen würde: Catherine Bayard. Es würde nicht leicht sein, sie dazu zu bringen, ihn auszufragen, aber mir fiel keine andere Möglichkeit mehr ein. Sie sollte heute aus dem Krankenhaus entlassen werden. Vielleicht konnte ich Renee dazu bewegen, mich in die Wohnung zu lassen.
Ich holte mein Handy heraus, aber die vielen Stahlträger störten den Empfang. An der Michigan Avenue stieg ich die Treppe zur Straße hoch. Ich blinzelte, als ich plötzlich von den Lichtern der abendlichen Stadt umgeben war. Hier raschelten keine Ratten oder einsame Obdachlose am Wegrand, sondern ich war umgeben von Menschenmassen: Leute, die auf dem Heimweg von der Arbeit Einkäufe machten, Touristen, Studenten auf dem Weg zu Abendseminaren. Busse und Autos krochen die Straße entlang und hupten genervt. Ich wand mich durch das Getümmel, bis ich zu einem Hotel kam, wo ich hinter der Glasscheibe endlich mein Handy benutzen wollte.
Ich klappte meinen Palm Pilot auf, um die Nummer der Bayards herauszusuchen, als mir schlagartig einfiel, dass ich vergessen hatte, mich bei Mr. Contreras zu melden. Als ich ihn erreichte, hatte er bereits Freeman Carter angerufen und vermeldet, dass ich verschwunden war. Mr. Contreras' Erleichterung, als er meine Stimme hörte, war nicht von langer Dauer; eine Standpauke folgte, doch ich schnitt ihm das Wort ab, weil ich Freeman Carter erreichen wollte, bevor er anfing, mich in irgendeinem Knast zu suchen, und mir die Zeit auf die Rechnung setzte.
Es war halb acht; ich erreichte Freeman zu Hause. »Ich bin froh, dass Sie dich noch nicht eingesperrt haben, Vic. Dein Nachbar hat schon dreimal angerufen. Melde dich doch um Himmels willen bei
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