Blacklist - Blacklist - Blacklist
»Wussten Sie, dass sich in Armand Pelletiers Nachlass ein unvollendetes Manuskript befindet, in dem er beschreibt, wo die Com-Thought-Treffen stattfanden und wer daran teilnahm? Seiner Darstellung nach war Mr. Bayard häufig mit von der Partie im Flora's - ich dachte, er hätte Ihnen vielleicht davon erzählt, vor allem, da Sie ihm beistanden, als er vor Bushnells Komitee aussagen musste.«
»Armand war ein tragischer Fall, ein begabter Mann, der sein Talent durch seine Trunksucht vergeudete und anderen die Schuld gab an seinen Problemen. Er hat Calvin nie verziehen, dass Ödes Land sich nicht gut verkaufte, und er hat mir nie verziehen, dass ich Calvin vorschlug, es gar nicht erst zu veröffentlichen. Armand hatte für seine Überzeugungen im Gefängnis gesessen, und Calvin fand, wir müssten ihm helfen. Mein Mann hat vielen von den Com-Thought-Leuten geholfen, auch um Olin und Walker Bushnell zu zeigen, dass ihre widerwärtige schwarze Liste ihm einerlei war. Das ist etwas anderes, als treibende Kraft hinter einer kommunistischen Vereinigung zu sein, was Olin und der Abgeordnete Bushnell Calvin immer unterstellen wollten. Ich würde Armands unveröffentlichten Manuskripten nicht zu viel Bedeutung beimessen; er war ein bitterer, rachsüchtiger Mann. Ich denke, das sollte man alles auf sich beruhen lassen.«
»Hat Ms. Graham Sie deshalb angerufen? Um sich darüber zu beklagen, dass ich die Vergangenheit zum Leben erwecke?«
Renee zögerte kurz. »Ich weiß wirklich nicht, wer von Ihnen beiden aufdringlicher ist. Sie wollte sich nach Calvins Gesundheitszustand erkundigen, als würde ich mich nicht richtig um ihn kümmern. Eine Unverschämtheit, mit der ich nicht konfrontiert worden wäre, wenn Sie nicht zuerst unbefugt in mein Haus eingedrungen wären und dann auch noch mit Geraldine über Mr. Bayard gesprochen hätten. Solange Sie nicht irgendetwas Nützliches anbieten können, sollten Sie meine Familie jetzt unbehelligt lassen, Ms. Warshawski. Sie mögen nicht der Anstifter sein, aber Sie sind auch kein Zuschauer: Sie erzeugen Unruhe.«
Als sie auflegte, hatte ich das dringende Bedürfnis, in die Banks Street zu rasen und mit einer Bazooka in Renees Fenster zu ballern, um irgendwie meine ohnmächtige Wut loszuwerden. Stattdessen stapfte ich zurück zur Michigan und nahm mir ein Taxi zu meinem Wagen. Wo ich einen weiteren Strafzettel vorfand. Noch einer, und die Cops würden dem Wagen eine Wegfahrsperre verpassen. Ich trat so heftig gegen einen Betonpfeiler, dass mir die Zehen wehtaten. Verfluchter Mist alles.
Zu Hause nahm ich ein heißes Bad und dachte über die Gespräche nach, die ich heute geführt hatte. Taverner hatte Geschichten über Sex geheim gehalten, über die komplizierten Verstrickungen zwischen Calvin und Geraldine, MacKenzie Graham und Laura Drummond. Doch es ging auch um Geld. Um die Summe, die Geraldine der von Calvin geförderten Organisation gestiftet hatte, vermutlich dem Verteidigungsfonds des Committee for Social Thought and Justice. Und um das Geld, das Calvin Llewellyn zur Verfügung gestellt hatte. Sex und Geld. Beides war Anlass zum Mord, wenn die Gefühle hochkochten, aber was hier hochgekocht war, lag fünfzig Jahre zurück.
Dennoch fanden diese Leute etwas an der Vergangenheit so beunruhigend, dass sie mir immer wieder drohten. Darraugh hatte von Treibsand gesprochen, Llewellyn von Morast. Darraugh hatte mir sogar direkt gedroht, als er merkte, an welche Informationen ich gekommen war, obwohl er selbst mich nach New Solway beordert hatte. Er war auch kräftig, er hätte Marcus Whitby auf jeden Fall überwältigen können. Aber er hatte mich nach New Solway geschickt. Das Hamsterrad begann sich wieder zu drehen.
Ich ließ heißes Wasser nach und tauchte weiter unter. Mein Schultermuskel entspannte sich, und die Wärme breitete sich im ganzen Körper aus. Whitby und das ganze Schlamassel rückten weiter weg. Ich dachte an meinen Geburtstag im Juli, als der Lake Michigan wärmer war als das Badewasser jetzt. Wir lagen an einem Strand in Indiana unter dem Sternenhimmel, die Nachtluft und Morrell mit seinen schlanken Händen streichelten mich.
Die Türglocke riss mich aus meinen Träumereien. Ich fuhr hoch, Wasser schwappte aus der Wanne. Als es noch mal klingelte, stieg ich raus, tappte zur Tür und wickelte ein Handtuch um mich. Es waren keine Cops, sondern drei Jungs auf Fahrrädern, die auf dem Gehsteig herumkurvten und sich offenbar einen Scherz erlaubten. Verärgert
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